Der mothodische Atheismus impliziert keine Weltanschauung. Weltanschaulich ist diese Methode "agnostisch".closs hat geschrieben:Prinzipiell richtig - oder scharf formuliert: Auch ein Christ hat sich an den methodischen Atheismus zu halten, wenn es um reine Sachfragen geht - die da sein können:Halman hat geschrieben:Das Beste scheint mir zu sein, zu diesem Punkt einen agnostischen Standpunkt einzunehmen, wenn man ergebnisoffen wissenschaftlich arbeiten will.
* Von wann stammt diese Quelle?
* Was bedeutete damals in der Umgangssprache das Wort "logos"?
* Was passierte historisch in der Zeit, in der Jesus lebte?
* Was waren die sozialen Umstände?
* etc.
Natürlich werden die von Dir gestellen Fragen ohne Gott beantwortet. Daraus folgt aber kein realer Atheismus. Wäre dem so, so könnte man auch heute sagen: Dieses und jenes aus der Alltagserfahrung wird profan und gottfrei beschrieben, also setze ich gottfrei (unzulässigerweise) analog zu gottlos und folgere (logisch unzulässig), dass es keinen Gott gäbe.
Natürlich lässt sich auch die Vergangenheit gottfrei rekonsturieren und im allgemeinen ist dies auch methodisch sinnvoll. Daraus können wir aber nicht zwingend ableiten, dass Gott nicht doch mal geschichtsmächtig - hier denke ich an Jesus Christus - auftrat. Die rationialen Fragen führen zu rationialen Antworten und diese können uns nichts über Gott enthüllen.
Diese Dimension kann in der Tat nur im Glauben erkannt werden. Agnostiker und Atheisten haben gemeinsam ungläubig zu sein, daher werden sie auch oft gemeinsam genannt, so verschieden ihre Weltanschauungen vom philosophischen Standpunkt aus betrachtet auch sind.closs hat geschrieben:Aber bei geistigen Fragen, die nur unter Einbeziehung von Begriffen wie "NT-Paradigmen-Wechsel"/"heilsgeschichtliche Abläufe"/etc. beantwortbar sind, KANN man aus meiner Sicht nur sehr bedingt agnostisch rangehen. - Scharf formuliert: Wie will man das Wesen Jesu erkennen, wenn es methodisch irrelevant ist, ob er "Gottes Sohn"/"Gott" ist oder nicht?
Vielleicht ist ein Agnostiker etwas freier darin, als neutraler Beobachter über den "NT-Paradigmen-Wechsel" und die "heilsgeschichtliche Abläufe" zu referieren, ähnlich wie es Historiker und Archäologen im Umgang mit alten Texten handhaben.
So kann man die Gründungsgeschehen von Judentum (Torah) und Christentum (biblische Evangelien) gegenüberstellen und z.B. feststellen, dass bereits "Moses" den Geist Gottes (ruach, Heiliger Geist) kennt und Elohim auch als "Vater" bezeichnet, doch Jesus diese Aspekte mehr fokussiert usw. Darüber kann man referieren, unabhängig davon, woran man glaubt.
Dies kann man durchaus so sehen. Ich sehe das Problem im Rationalismus. Denn rational betrachtet erscheint vieles in der Bibel als Zumutung, ja unzumutbar. Insbesondere die Auferstehung Jesu Christie, welche für das Christentum zwingender Glaubensinhalt ist.closs hat geschrieben:Hier sehe ich das stärkste Argument, warum die HKM innerhalb der Theologie nur flankierend wirken kann. - Nicht, weil die HKM Mängel hätte, sondern weil sie selbstgesetzte methodische Grenzen hat.
Mein Eindruck ist, dass der Rationalismus oft positivistisch geprägt ist, auch wenn dies den Rationalisten nicht bewusst ist. Und der Positivismus lehnt "Glauben" ohnehin ab.
Schwerlich, weil Gott sich der wissenschaftlichen Untersuchung und dem Rationalen entzieht. Ich halte es für methodisch besser, diesen Aspekt offen zu lassen, also weltanschaulich neutral zu bleiben.closs hat geschrieben:Dies würde ich interpretieren als: "Es muss auch möglich sein, Jesus unter dem Aspekt wissenschaftlich zu untersuchen, dass er "Gottes Sohn"/Gott ist.Halman hat geschrieben:"Unter dem Stichwort „Kanon“ wird es möglich, die Funktion(en) biblischer Literatur für bestimmte Gruppen wahrzunehmen und zu erforschen".
Dies stimmt freilich. Und genau hierin liegt auch die Problematik vieler Diskussionen hier im Forum, welche Du mit einem Satz so schön zusammengefasst hast.closs hat geschrieben:So ist es. - Man interpretiert DENSELBEN Text grundlegend anders, ob Jesus nur Wanderprediger ist oder "Gottes Sohn"/Gott ist.Halman hat geschrieben:"Der „kanonische Zugang“ verändert die grundlegenden Ansichten über den Text"
Der historische Kontext redet aber schon zurecht hinein in die geistliche Verkündung des Textes und sollte daher berücksichtigt werden. Sie können das Verständnis sehr vertiefen. So ist die Erkenntnis, dass Jesus sich überwiegend an Tagelöhner wandte, schon relevant und kann besser verstanden werden, wenn man mehr historisches Hintergrundwissen hat.closs hat geschrieben:So ist es - in meinen Worten: Historische Untersuchungen können innerhalb der Theologie zwar ein wichtige, aber letztlich nur flankierende Rolle spielen. Im Mittelpunkt steht die substanziell geistige Aussage des Textes - dieser ist mit Mitteln der HKM "bauartbedingt" nicht adäquat interpretierbar.Halman hat geschrieben: "Historische Untersuchungen zum Bibeltext sind damit nicht ausgeschlossen; sie werden in den theologischen Fokus integriert".
Ein Beispiel für die Bedeutsamkeit der historischen Dimension ist die die Geburtsgeschichte von Jesus aus Nazareth. Mehr Wissen für Kaiser Augustus ist hilfreich, um die Dramatik dieser Geburtsschichte zu erfassen.
Darf ich Dich bitten deine Andeutung, die in mir Neugier weckt, genauer auszuführen?closs hat geschrieben:Das glaube ich auch - es würde sich lohnen, die lakonische Darstellung des Phänomens in jüdischer Denkweise (ich halte hier Buber für repräsentativ) der kausalitäts-orientierten Denkweise in griechischer Denkweise gegenüberzustellen. - Großer Sprung: Ich vermute, dass es mit den Erkenntnissen der QM zukünftig eher eine Tendenz zur jüdischen Denkweise geben wird.Halman hat geschrieben: Die kanonische Lektüre steht hermeneutisch und methodisch jüdischem und altkirchlichem Schriftverständnis und deren Praxis der Schriftauslegung nahe