lovetrail hat geschrieben:
Und damit wäre der historisch erste Mensch, Adam, schon vom Tisch? Das erscheint mir ebenfalls zu einseitig.
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Einfach erfunden?
Was heißt denn erfunden? Die alten Schreiber der Bibel haben das sicherlich nicht so empfunden - vollkommen unabhängig von dem realen Geschehen.
Es ist ein konstanter Fehler von Christen zu meinen, man könne das, was die Bibel beschreibt, nur entweder als "echt" oder "erfunden" sehen. Solche schwarz-weiß Malerei führt zu Extremismus und zerstört den Glauben.
Nehmen wir als Beispiel die Altersangaben in dem von dir zitierten Text. Beinahe 1000 Jahre sollen die Menschen gelebt haben.
Die Wörtlichkeitsfanatiker sehen diese Angaben fix und rechnen sogar auf den Tag genau dem Moment der Schöpfung aus (ich glaube sogar die Tageszeit hatten sie abgeleitet, auch wenn sie jede Menge Esoterik dazu nehmen müssen).
Die folgenden Aussagen sind dazu zu machen
- Die Altersangaben sind für den Glauben an Gott oder Jesus weder nötig noch relevant.
- In vielen alten Texten findet man solche Angaben, gerade auch in mythischen nicht-Bibel Texten. Es zeigt, dass die Menschen damals einen Ahnenkult hatten und diese Altersangaben eine symbolisch-religiöse Bedeutung hatten, die nichts mit Realität zu tun hatte.
- Rein biologisch müssen solche Angaben Unsinn sein. Der Homo Sapiens ist nicht für solche Alter gemacht (schon 80 Jahre sind viel für die Welt der Biologie). Phantastereien wie "genetische Reinheit" (eine Art Rassismus) oder Wunderwirken Gottes oder so sind biblisch nicht gedeckt, sondern eben Phantastereien.
- Ahnenreihen waren den Menschen damals wichtig, denn es ging darum, Jesus als Nachkomme Davids in das jüdische Verständnis von Gottes Heilsplan einzubetten. Für Christen spielen diese aber keine Rolle mehr, denn nicht die körperliche Abstammung definiert die Stellung in Gottes Heilsplan, sondern der Glaube - geistige Qualitäten.
Für jemanden, der, aus Tradition oder weil er es im Kindergottesdienst so eingetrichtert bekommen hat, die Bibel vergöttlicht, sind solche Aussagen schwer zu tragen und wenn man seinen Glauben an der Göttlichkeit von Menschentexten festgemacht hat (sogenannte "Bibel-Treue", eigentlich Gotteslästerung), ist es auch ein Angriff auf seine Glaubensbasis. Man muss auch feststellen, dass das bei Christen beliebte Atheisten-Bashing "weil die Bibel es so sagt", auf diese Weise nicht mehr funktioniert.
Dafür kommt man ins Nachdenken, was denn wirklich die Basis des Glaubens ist. Und diese muss die persönliche Begegnung mit Gott, die persönliche Erfahrung der Person Jesu, das persönliche Reden mit Gott sein. Dann stehen alle diese Aussagen als Diskussionspunkte ohne wirklich Konsequenzen für den Glauben.
Ich habe Jesus erlebt und Gottes Liebe gespürt, egal ob Adam nun der erste Homo Sapiens war oder erst nach 50.000 Jahren auftauchte, egal ob er mit 20 Jahren starb oder mit 1000, und auch egal, ob er tatsächlich körperlich existierte oder nicht.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.