Alles Teufelszeug? III

closs
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#1081 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Fr 5. Aug 2016, 14:31

sven23 hat geschrieben: Und zeigt, dass man sehr wohl bemüht ist, sich dem Objekt anzunähern.
Man kann weltanschaulich sehr wohl klar positioniert sein und trotzdem wahrhaftig bemüht sein, sich dem Objekt anzunähern - insofern wollen wir mal den Ball flachhalten.

Unredlich wird es erst dann, wenn man seine Weltanschauung als solche nicht erkennt und deshalb seine Perspektive für "objektiv" hält. Perspektiven/Annäherungen sind IMMER ein "als ob": "Ich untersuche jetzt einmal die Bibel, ALS OB sie ein säkular authentisch annäherbares Objekt wäre". - Insofern sind mit die Kubitzas im Prinzip gar nicht unsympathisch - würden sie ihren Ansatz nicht so unverhohlen ideologisieren.

Die RKK ideologisiert ihren Ansatz im Gegensatz dazu übrigens NICHT, weil sie den sog. "Glaubensentscheid" bewusst vorschiebt: "Wir glauben an Gott - und wenn wir recht haben, ergibt sich folgendes ...".

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sven23
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#1082 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » Fr 5. Aug 2016, 14:57

closs hat geschrieben: Die RKK ideologisiert ihren Ansatz im Gegensatz dazu übrigens NICHT, weil sie den sog. "Glaubensentscheid" bewusst vorschiebt: "Wir glauben an Gott - und wenn wir recht haben, ergibt sich folgendes ...".
Eben, deshalb fordert Ratzinger doch zum Glaubensentscheid auf. Damit verläßt man aber die wissenschaftliche Ebene.

"Auch wenn in den exegetischen und geschichtlichen Fächern durchaus wissenschaftlich gearbeitet
wird, ist die Theologie als Ganzes natürlich keine Wissenschaft. Sie ist es deshalb nicht, weil es ihr
nicht gelingt und auch nach eigenem Anspruch nicht gelingen kann, ihren Gegenstand „Gott“ überhaupt
nachzuweisen. Sie ist es deshalb nicht, weil die Kirchen wissenschaftsfremde Einflüsse auf die
Besetzung von Professuren nehmen und ein der Kirche genehmes, opportunistisches Verhalten eines
Bewerbers vor der Berufung provozieren. Sie kann auch deshalb nicht wissenschaftlich sein, weil sie
konfessionell ist, und es keine evangelische oder katholische Wissenschaft geben kann. Sie ist es
deshalb nicht, weil in den Dogmatiken der Theologen selbst freimütig eingeräumt wird, dass
wissenschaftsfremde Bedingungen (eigene Gläubigkeit, Bibel, Bekenntnisse) die Grundlagen
bestimmen, und dass man ohne diese nicht Theologie treiben kann. Sie will nach eigenen Aussagen
keine neutrale und unvoreingenommene Wissenschaft, sondern eben „betendes Denken“ sein.
Dogmatik als Kernbereich der Theologie sei nur „als Glaubensakt möglich“. Die evangelischen
Dogmatiken verwahren sich an vielen Stellen regelrecht gegen den Vorwurf der
Unvoreingenommenheit und Neutralität, so dass man zur Frage, ob die Theologie eine Wissenschaft
ist, nicht erst wissenschaftstheoretische Argumente bemühen muss. Theologie versteht sich selbst als
„Funktion der Kirche“, es ging und geht ihr nie um zweckfreie Forschung. Wo Theologie gelehrt wird,
also im Bereich staatlicher Universitäten, „da befindet man sich im Raum der Kirche“ (Karl Barth).
Theologie unterschreitet in ihrer Kerndisziplin das wissenschaftliche Niveau einer Universität. Ihre
Erkenntnisse – auch das geben Theologen zu – sind nicht intersubjektiv vermittelbar, sie sind nicht
methodisierbar, weil auch hier mythologische Reste (sehr beliebt sind hier der Heilige Geist und die
Heilige Schrift) mit in die Beweisführung eingebaut werden.
Wenn die Theologen dennoch Wert auf Wissenschaftlichkeit legen, geschieht dies offenbar aus dem
Antrieb heraus, ihre Existenz gerade an einer wissenschaftlichen Universität gegenüber ihren
Studierenden, anderen Fachbereichen und der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Obwohl der Anspruch
auf Wissenschaftlichkeit also vorderhand nicht aufgegeben wird, findet sich in allen untersuchten
Dogmatiken eine übergroße Zahl an Stellen, die die beanspruchte Wissenschaftlichkeit selbst wieder
relativieren.
Aus diesem Dilemma heraus versuchen Theologen verschiedene Bewältigungsstrategien."

Kubitza, Der Dogmenwahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#1083 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Fr 5. Aug 2016, 15:29

sven23 hat geschrieben:deshalb fordert Ratzinger doch zum Glaubensentscheid auf. Damit verläßt man aber die wissenschaftliche Ebene.
Damit verlässt man die wissenschaftliche Eben NICHT - denn in der Wissenschaft ist es üblich, Modelle ("Was wäre, wenn mein Modell/meine Perspektive wahr wäre?") der wissenschaftlichen Arbeit zugrunde zu legen.

Hättest Du recht, wäre auch die HKM keine Wissenschaft, weil sie ebenfalls auf einem Modell ("Glaubensentscheid für einen säkularen Zugang") beruht - dies würde ICH ihr nicht vorwerfen. - Es ist nicht damit getan, sich selber intellektuell so einzuschnüren, dass man meinen kann, es gäbe dieses HKM-Modell NICHT.

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sven23
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#1084 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » Fr 5. Aug 2016, 19:01

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:deshalb fordert Ratzinger doch zum Glaubensentscheid auf. Damit verläßt man aber die wissenschaftliche Ebene.
Damit verlässt man die wissenschaftliche Eben NICHT - denn in der Wissenschaft ist es üblich, Modelle ("Was wäre, wenn mein Modell/meine Perspektive wahr wäre?") der wissenschaftlichen Arbeit zugrunde zu legen.

Hättest Du recht, wäre auch die HKM keine Wissenschaft, weil sie ebenfalls auf einem Modell ("Glaubensentscheid für einen säkularen Zugang") beruht - dies würde ICH ihr nicht vorwerfen. - Es ist nicht damit getan, sich selber intellektuell so einzuschnüren, dass man meinen kann, es gäbe dieses HKM-Modell NICHT.

Also hast du Kubitzas Beitrag mal wieder gar nicht gelesen. Wie willst du so etwas dazulernen? :roll:
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#1085 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Fr 5. Aug 2016, 20:03

sven23 hat geschrieben:Also hast du Kubitzas Beitrag mal wieder gar nicht gelesen.
Doch - natürlich. - Aber Du hast offensichtlich meine Entgegnung dazu nicht verstanden.

Die Perspektiven sind derart unterschiedlich, dass es schwer ist, konstruktive Anknüpfungspunkte zu finden.

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#1086 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Fr 5. Aug 2016, 22:35

closs hat geschrieben: Die RKK ideologisiert ihren Ansatz im Gegensatz dazu übrigens NICHT, weil sie den sog. "Glaubensentscheid" bewusst vorschiebt: "Wir glauben an Gott - und wenn wir recht haben, ergibt sich folgendes ...".
Bist Du so blauäugig oder tust Du nur so?

Die RKK verkörpert Ideologie par excellence: Sie postuliert unhinterfragbare, unumstößliche, ewig-gültige Wahrheiten (Dogmen), die für jeden Gläubigen absolut verbindlich sind.

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#1087 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Fr 5. Aug 2016, 22:47

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:deshalb fordert Ratzinger doch zum Glaubensentscheid auf. Damit verläßt man aber die wissenschaftliche Ebene.
Damit verlässt man die wissenschaftliche Eben NICHT - denn in der Wissenschaft ist es üblich, Modelle ("Was wäre, wenn mein Modell/meine Perspektive wahr wäre?") der wissenschaftlichen Arbeit zugrunde zu legen.
Natürlich verlässt Ratzinger die wissenschaftliche Ebene, weil sein Glaube an Geister, Engel, Dämonen, Teufel und Götter absolut NICHTS mit Wissenschaft zu tun hat.

Die RKK wird im Übrigen ihr Glaubenskonstrukt mit Sicherheit nicht als "Modell" ansehen. :lol:

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#1088 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Sa 6. Aug 2016, 00:06

Münek hat geschrieben:Die RKK verkörpert Ideologie par excellence: Sie postuliert unhinterfragbare, unumstößliche, ewig-gültige Wahrheiten (Dogmen), die für jeden Gläubigen absolut verbindlich sind.
Für jeden GLÄUBIGEN, also eine Gruppe. - Die HKM postuliert ihre Setzungen UNIVERSAL. - Wer ist hier ideologischer?

Münek hat geschrieben:Natürlich verlässt Ratzinger die wissenschaftliche Ebene
Das kommt auf die wissenschafts-theoretische SChule an.

Münek hat geschrieben:Die RKK wird im Übrigen ihr Glaubenskonstrukt mit Sicherheit nicht als "Modell" ansehen.
Doch - als IHR Modell des Gott-Verständnisses.

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#1089 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Sa 6. Aug 2016, 01:12

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die RKK verkörpert Ideologie par excellence: Sie postuliert unhinterfragbare, unumstößliche, ewig-gültige Wahrheiten (Dogmen), die für jeden Gläubigen absolut verbindlich sind.
Für jeden GLÄUBIGEN, also eine Gruppe. - Die HKM postuliert ihre Setzungen UNIVERSAL. - Wer ist hier ideologischer?
Moooment - Du hattest geschrieben, die RKK ideologiert ihren Ansatz NICHT.

closs hat geschrieben:]
Münek hat geschrieben:Natürlich verlässt Ratzinger die wissenschaftliche Ebene
Das kommt auf die wissenschafts-theoretische SChule an.
Welche "wissenschafts-theoretische Schule" zählt den lehrmäßigen Glauben an Dämonen, Engel, Teufel, Götter und Geister zur Wissenschaft?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die RKK wird im Übrigen ihr Glaubenskonstrukt mit Sicherheit nicht als "Modell" ansehen.
Doch - als IHR Modell des Gott-Verständnisses.
Das glaubst Du doch selber nicht. Für die RKK ist Gott kein MODELL.

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#1090 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Sa 6. Aug 2016, 01:53

Münek hat geschrieben:Du hattest geschrieben, die RKK ideologiert ihren Ansatz NICHT.
Richtig - weil sie nicht universal ideologisiert, sondern die Wahl lässt, ob man dem "christlichen Modell" folgen will oder nicht. - Die HKM in Deiner Präsentation ideologisiert insofern, weil sie universal beansprucht, mit ihrem Modell recht zu haben.

Münek hat geschrieben:Welche "wissenschafts-theoretische Schule" zählt den lehrmäßigen Glauben an Dämonen, Engel, Teufel, Götter und Geister zur Wissenschaft?
Weiß ich nicht. - Meine Aussage bezieht sich darauf, dass man auf Basis unfalsifizierbarer Setzungen Wissenschaft betreiben kann.

Münek hat geschrieben:Für die RKK ist Gott kein MODELL.
Für die RKK natürlich nicht. - Aber sie versteht ihre Modell zum Verständnis Gottes als Modell, dessen Anhänger sich der RKK-Fundamental-Theologie unterzuordnen haben. Die RKK sagt NICHT, dass jeder Christ sein muss.

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