Pluto hat geschrieben:Fakten sind kausal, nicht korreliert.
Aus meiner Sicht sind Fakten erst mal Phänomene und Kausalitäten sind Deutungen. - Für mich ist ein Fakt: "Intersubjekiv nachweisbar steht hier ein Baum".
Im nächsten Schritt kann man beobachten: Immer, wenn x passiert, folgt y - auch das ist Fakt. - Ob das Verhältnis zwischen x und y kausal ist, ist Deutung (was ja nicht heisst, dass es falsch ist).
Pluto hat geschrieben:Dann sollte man gar nicht erst anfangen über Sichtweisen zu reden.
Doch - diese Sichtweisen gibt es doch. Sie sind nur nicht intersubjektiv nachweisbar.
Pluto hat geschrieben:Fesststellbar ist das was in der Bibel berichtet wird. Insofern verlässt die HKM auch niemals den Boden des real Feststellbaren.
WENN sie dabei bleibt. Die HKM kann sagen: "Bei Kalibrierung auf das Geschriebene der Rezipienten hat Jesus einmal eine Naherwartung und ein andermal nicht". - Weiterhin kann man sagen: "Bei Kalibirierung auf das älteste Geschriebene gibt es eine Tendenz, dass Jesus eine Naherwartung hatte". - Man spricht also ausschließlich über die Rezeptions-Entwicklung über die Zeit. - WELCHE Rezeption näher an Jesu Meinung ist, ist damit unberührt.
Pluto hat geschrieben: Geistiges Verständnis ist demnach losgelöst von irgend welchen Gründen.
Ganz und gar nicht: Es ist sogar historisch-kritisch hart begründbar - wurde hier oft genug zelebriert. - Allerdings muss man die Perspektive einnehmen können, in der es hart begründbar ist.
Pluto hat geschrieben:Die Naherwartung Jesus' wird in der Bibel festgeschrieben.
Auch das ist nicht richtig. - Die Bibel schreibt fest, wie Rezipienten im Lauf der Zeit ihre Haltung dazu geändert haben. Wer von den Rezipienten recht hat, ist dabei vollkommen unberührt.
Pluto hat geschrieben:Was übrig bleibt, ist Jesus' Naherwartung, die die Bibelschreiber später immer mehr nach hinten schoben, weil nichts geschah.
Das ist EINE Begründung. - Die andere Begründung ist, dass die Textverfasser mit der Zeit näher an das gekommen sind, was Jesus gemeint hat.
Pluto hat geschrieben:Was ist eine inneres Bewusstseinsbild? Und wie verändert es sich?
Das, was Du als selbstverständliche Reflexions-Grundlage verstehst. Diese Selbstverständlichkeits-Ebene ist je nach Kultur und Zeit unterschiedlich. - Es verändert sich durch Einflüsse und/oder eigene Entwicklung - Deine Erkenntnis kann dadurch anders werden - ein ganz normaler hermeneutischer Vorgang.
Teste einmal, was Koreaner, Russen, Türken, Deutsche, Portugiesen und Amerikaner unter "Mann" und "Frau" verstehen. - Würdest Du sie interviewen, hätten alle - ihrem kulturellen Status gemäß - unterschiedliche innere Bewusstseins-Bilder.
Pluto hat geschrieben:Bisher hast du lediglich kritischen Rationalismus Weltanschaulichkeit unterstellt. Dabei entspricht das nicht einmal der Wahrheit.
Stimmt - so ist es auch nicht gemeint. - Der KR ist eine METHODIK - als Methodik ist er natürlich KEINE Weltanschauung. - Macht man daraus jedoch eine Philosophie, wird er zur Weltanschauung.
Beispiel:
Eine Aufgabe könnte lauten: "Überprüfen Sie die Bibel unter strenger Einhaltung kritiisch-rationaler Methodik". - Täte man dies, käme in etwa das heraus, was die HKM tut. - Dann MÜSSTE Jesus nur ein Wanderprediger sein, weil Nicht-Falsifizierbares für den KR nicht relevant ist. - Es wäre also ein Szenario für den Fall: "Was wäre die Bibel, wenn es Gott nicht gäbe" - kann man echt machen. - Nur: Das hat nichts mit Theologie zu tun - es ist lediglich ein perspektivischer Versuch.
Die Aufgabe könnte genauso lauten: "Was ist unter strenger Einhaltung kritisch-rationaler Methodik zu Bachs Musik zu sagen?" - auch das kann man machen. - Dabei würden strukturelle Erkenntnisse zu Tage treten - sicherlich interessant. - Aber es gäbe keine substantielle Aussage zur Botschaft der bachschen Musik wie es bei der Bibel keine substantielle Aussage gäbe.
Deshalb immer wieder: KR/HKM können in geistigen Dingen, sei es Bibel oder Bach, nur begleitende Informations-Geber sein, aber keine ZENTRALE Rolle spielen - es sind Hilfsdisziplinen, deren Dienste beendet sind, bevor die eigentliche spirituelle Deutung bei der Bibel und künstlerische Deutung in der Musik überhaupt erst losgeht.
Pluto hat geschrieben:Du willst spirituelle und weltliche Interpretationen ständig auf gleicher Höhe sehen. Das können sie aber nicht sein.
So ist es - aber in der Gewichtung exakt umgekehrt, wie Du es gerne sehen würdest.
Pluto hat geschrieben:Es gibt also sehr wohl einen riesigen Unterschied zwischen unbelegbaren Vermutungen, und Solchen die man falsifizieren kann.
Aber die Substanz bei Bibel und Bach ist nun mal ausschließlich im Nicht-Falsifizierbaren. - Zwar gut belegbar, aber nicht intersubjektiv belegbar.