Alles Teufelszeug? III

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Münek
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#401 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Di 5. Jul 2016, 08:41

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Die HKM ist DANN ein Diener der systematischen Theologie, wenn es um geistig-substantielle Deutungsfragen der Bibel geht. .
Und wenn der Diener Forschungsergebnisse bringt, die nicht genehm sind, bekommt er einen Tritt.

:lol: :thumbup: :lol:

closs
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#402 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 09:04

Münek hat geschrieben: Historisch-kritisch wird Jesu zentrale Heilsbotschaft als AUTHENTISCH angesehen. Die Exegeten gehen NICHT davon aus, dass die entsprechenden Aussagen Jesus von den Evangelisten oder deren Tradenten in den Mund gelegt worden sind.[/b]
Darum geht es doch gar nicht: Natürlich hat Jesus gesprochen und natürlich haben sich die Verfasser nach bestem Wissen und Gewissen an seinen Worten gehalten. Aber sie haben es teilweise falsch verstanden, wie es auch heute noch teilweise falsch verstanden wird.

Frage einen x-beliebigen katholischen Theologen danach:
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass er sagen wird: "Es gab eine Naherwartung im Volk, die Jesus vordergründig bedient hat, bis man gemerkt hat, dass es ganz anders gemeint gewesen war.".

Münek hat geschrieben: Die katholische systematische Theologie geht noch einen Schritt weiter. Für sie ist jedes überlieferte Wort Jesu authentisch.
Da bin ich persönlich kritisch - und wenn man mit katholischen Theologen spricht, klingt das viel differenzierter. Dort hört man, dass man grundsätzlich von der Historizität des NT ausgeht, aber auch Irrtümer der Verfasser mit "einpreist". Das ist aber nur in der PRaxis so - rein vom fundamental-theologischen Auftreten her klingt das in der Tat manchmal anders - da hast Du recht. Da hat sich die RKK eine unnötige Suppe eingebrockt.
"
Münek hat geschrieben:Also auch die Warnworte Jesu an seine Jünger, dass sie persönlich die apokalyptische Katastrophe der Endzeit (mit ihren Zeitgenossen) miterleben werden.
Jein. - Dass Jesus "Das himmlische Reich ist nah" gesagt, wird natürlich als authentisch angesehen - aber nicht die Interpretation, dass sie persönlich die apokalyptische Katastrophe der Endzeit (mit ihren Zeitgenossen) miterleben werden.

WENN es so wäre, wie Du sagst: Wie erklärst Du Dir dann, dass die Theologie außerhalb der HKM NICHT von einer Naherwartung ausgeht? Hältst Du die katholische Theologie für doof?

Pluto
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#403 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » Di 5. Jul 2016, 10:17

closs hat geschrieben:Darum geht es doch gar nicht: Natürlich hat Jesus gesprochen und natürlich haben sich die Verfasser nach bestem Wissen und Gewissen an seinen Worten gehalten. Aber sie haben es teilweise falsch verstanden, wie es auch heute noch teilweise falsch verstanden wird.
Es spielt doch keine Rolle, WIE die Schreber es verstanden haben. Wenn sie den Wortlaut Jesus' für nachfolgende Generationen niederschrieben, genügt das vollauf.
Auch sehe ich nicht was es bei den klaren Aussagen Jesus' da zu missverstehen gibt. Wenn ersagt, "Das himmlische Reich ist nah", und dann kann das nur Eines

closs hat geschrieben:Frage einen x-beliebigen katholischen Theologen danach:
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass er sagen wird: "Es gab eine Naherwartung im Volk, die Jesus vordergründig bedient hat, bis man gemerkt hat, dass es ganz anders gemeint gewesen war.".
Das ist richtig. Jessus hatte eine Naherwartung, die durch die späteren Schreiber wie Paulus in die Zukunft verlegt wurde.
Doch selbst Paulus glaubte an eine Naherwartung zu seinen Lebzeiten:
1. Thess. 4,15 bezeut das eindeutig: Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen.

closs hat geschrieben:Hältst Du die katholische Theologie für doof?
Ja. Irgendwie muss man schon meinen, dass die versammelte Mannschaft des Klerus in der rkK den Kopf in den Sand steckt, wenn sie sich bei der verfügbaren Evidenz einer Naherwartung Jesus' als auch Paulus' zu ihren Lebzeiten verschließen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

2Lena
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#404 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von 2Lena » Di 5. Jul 2016, 10:41

closs hat geschrieben:Dass Jesus "Das himmlische Reich ist nah" gesagt, wird natürlich als authentisch angesehen -
Recht hast du, lieber closs ...
Obwohl der Bauplan dazu "vor der Nase liegt", wie man so sagt, wird nichts als Umwege gelaufen.

Dann wird's halt nichts mit der "Baugenehmigung" und dem Herschaffen von Ziegeln um am "himmlischen Jerusalem" zu bauen - und es endlich so groß zu machen, dass es selbst "hohe Tiere" sehen können.

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#405 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 13:40

Münek hat geschrieben:Im Übrigen arbeiten Bibelwissenschaftler nicht mit irgendwelchen "Setzungen".
Schlicht falsch: Die Annahme der Maßstäblichkeit der eigenen Methodik ist eine Setzung - das ist nicht einmal kritisch gemeint, weil es gar nicht vermeidbar ist.


sven hat geschrieben:Die Dogmatiker wissen, dass sie letztlich nichts wissen - stellen aber trotz ihrer Unwissenheit ihre Dogmen als verbindliche ewig-gültige, unhinterfragbare Wahrheiten dar.
Bezeichnen dies aber als GLAUBENS-Sache, während andere Dinge als "Fakten" (also Wissens-Größen) bezeichnen, die genauso so Glaubens-Sachen sind.

Hier ist das Gefälle anders, als Du denken magst.

closs
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#406 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 13:43

Münek hat geschrieben: Die an den theologischen Fakultäten forschenden und lehrenden Theologen sind sich dessen bewusst - und sind so dizipli-
niert, ihre persönlichen Sichtweisen (Perspektiven) und Glaubensansichten bei ihrer Arbeit außen vor zu lassen.
Irrtum - denn sie tun de facto dasselbe, wenn sie die Reichweite ihrer Methodik als Maßstab für richtiges Bibel-Verständnis verstehen - es handelt sich hier um eine kollektive Glaubensansicht - da kann man persönliche Sichtweisen getrost weglassen - es ist ja dann schon passiert.

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#407 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 13:47

sven23 hat geschrieben:Die Geburtslegenden sind keine Gleichnisse, sondern erfundene Geschichten, um das Fundament zu legen, Jesus sei verkündete Messias.
Das schließt sich doch nicht aus. - Ob eine geistige Chiffre im historischen oder metaphorischen Gewand daherkommt, ist substantiell wurscht.

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#408 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 13:48

sven23 hat geschrieben:Es geht immer um die Quellen, weshalb man ja zu dem Schluss kommt, das Jesus eine Naherwartung hatte.
Die Quellen spielen immer eine Rolle, sind aber nicht entscheidend dafür, was Jesus dachte.

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#409 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 13:55

Pluto hat geschrieben: Wenn sie den Wortlaut Jesus' für nachfolgende Generationen niederschrieben, genügt das vollauf.
Wenn man hierin sicher sein könnte, wäre das sicherlich ein erster Schritt.

Pluto hat geschrieben:Auch sehe ich nicht was es bei den klaren Aussagen Jesus' da zu missverstehen gibt.
Wenn ich sehe, wie der Satz "Das Himmelreich ist nah", der aus meiner Sicht extrem klar ist, ganz anders im Sinne einer Naherwartung interpretiert wird, gibt es da offenbar viel misszuverstehen.

Pluto hat geschrieben:Jesus hatte eine Naherwartung
Aus meiner und aus kirchlich-theologischer Sicht ist dies gut begründbar falsch - diese Interpretation ist ausschließlich Folge einer methodischen Logik der HKM.

Pluto hat geschrieben:Irgendwie muss man schon meinen, dass die versammelte Mannschaft des Klerus in der rkK den Kopf in den Sand steckt
Besprich das mal mit einem Jesuiten mit ihrer jahrhundertelangen universitären Tradition.

Meine Ansicht dazu:
Was von einigen heute als "Forschung" bezeichnet wird, beschränkt sich auf methodische Möglichkeiten und geht nicht auf große Zusammenhänge ein. - Man kleckert sich intersubjektiv seine Puzzles zusammen, ohne das Bild, das daraus entsteht (und methodisch nicht fassbar ist), zu vestehen.

Lena hat geschrieben:Obwohl der Bauplan dazu "vor der Nase liegt", wie man so sagt, wird nichts als Umwege gelaufen.
Du sagst dasselbe in anderen Worten: Der geistige Bauplan wird nicht methodisch erfasst und somit nicht verstanden - also kleckert man mit intersubjektiv nachweisbaren Teilstückchen rum.

Zur Ehrenrettung der HKM-ler:
Ein wirklich guter HKM-ler weiss das alles und sieht und bewertet die Ergebnisse seiner Methodik aus der geistigen Vogelschau.

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Halman
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#410 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Halman » Di 5. Jul 2016, 14:33

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dabei lese ich hier immer wieder, die HKM sei der systematischen Theologie unterlegen, sozusagen ihr Diener. Wie ist das möglich, wenn es getrennte Baustellen sind?
Ja, da hast Du recht. Es ist meiner Meinung nach logisch unmöglich, dass die HKM Dienerin der systematischen Theologie ist. Sie sind eher Partnerinnen.

Sie können Partnerinnen sein oder auch bewusst gegeneinander ausgespielt werden. Oder provokant mit einem Bild von Wladimir Solowjew gesagt: die Theologie kann Christus oder dem Antichristen dienen.... und wer weiß, vielleicht würde der Antichrist sogar als großer Bibelgelehrter die Ehrendoktorwürde von der Universität Tübingen empfangen... alles verborgen hinter der Maske der sogenannten Wissenschaftlichkeit, versteht sich... :wave:
Okay, ich stimme Deinem berechtigten Einwand zu: Sie können Partnerinnen sein. Auf der anderen Seite können Ergebnisse der HKM im Widerspruch zu Glaubenslehren stehen, welche in der systematischen Theologie reflektiert werden.
Da scheint mir ein gangbarer Weg der zu sein, die Glaubenslehren im Lichte der historisch-kritischen Exegese zu betrachten. Ein anderer möglicher Weg wäre, eben diese Exegese kritisch zu hinterfragen, wie es Klaus Berger tut.

Novalis hat geschrieben:Heute wird die Bibel weithin dem Maßstab des sogenannten modernen Weltbildes unterworfen, dessen Grunddogma es ist, dass Gott in der Geschichte gar nicht handeln kann - dass also alles, was Gott betrifft, in den Bereich des Subjektiven zu verlegen sei.
Ein solches Weltbild ist logisch unvereinbar mit dem christlichen Glauben, da dieser voraussetzt, dass das Evangelium geschichtsmächtig ist. In so einem Fall wäre es redlich, den christlichen Glauben zu negieren.

Novalis hat geschrieben:Dann spricht die Bibel nicht mehr von Gott, dem lebendigen Gott, sondern dann sprechen nur noch wir selber und bestimmen, was Gott tun kann und was wir tun wollen oder sollen. Und der Antichrist sagt uns dann mit der Gebärde hoher Wissenschaftlichkeit, dass eine Exegese, die die Bibel im Glauben an den lebendigen Gott liest und ihm selbst dabei zuhört, Fundamentalismus sei; nur seine Exegese, die angeblich rein wissenschaftliche, in der Gott selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat, sei auf der Höhe der Zeit.
Und damit dem Zeitgeist unterworfen. Ich glaube lieber an einer zeitlosen Verkündung, die nicht den Moden unterworfen ist. ;)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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