Popper vertritt tatsächlich die Vorstellung einer zunehmenden Annäherung an die Wahrheit. Allerdings präzisiert und begründet und analysiert er dieses Topos weiter, und was sich eben noch wie ein riesiges Ziel in Deinem Sinne anhörte, wird bei der weiteren Ausführung durch Popper schon zu etwas ganz anderem:Roland hat geschrieben:Sie kann zwar diese Fragen prinzipiell nicht abschließend beantworten.Anton B. hat geschrieben:Nur, diese Fragen kann und will Wissenschaft gar nicht beantworten.
Aber es wäre doch geradezu verrückt, wenn sie es gar nicht wollte!
Nach Popper ist die Idee der "Annäherung an die Wahrheit" eine der wichtigsten in der Wissenschaftstheorie. ("Alles Leben ist Problemlösen" S.39) Und Ratzinger sagt "Die Suche nach der Wahrheit muss das Ziel jeder Wissenschaft sein." (http://www.kath.net/detail.php?id=28706)
Na was denn sonst?
Das fängt mit dem Wahrheitsbegriff an, zieht sich über Poppers Position als Realist -- er selber erkennt das introspektiv ganz klar und stellt fest, das dieser Gedanke in "Logik der Forschung" zwar durchgängig wichtig sei, aber dennoch nichts davon abhängt -- und endet über die Poincarésche Frage bei der Überlegung, über die Bewährungen ließe sich doch zumindest annähernd die relative Wahrheitsnähe zweier konkurierender Theorien zueinander bestimmen. Das lässt sich in Kap. XV des "Neuen Anhangs" in "Logik der Forschung" wunderbar nachlesen. Und der Bezug auf eine äußere Realität im besten closs'schen Sinne ist natürlich sehr kritisch, weil die Annahme derselben nicht vernünftig begründet ist. Bis heute nicht.
Und weil die Bewährungen nix anderes als tatsächlich beobachtete Beobachtungsvorhersagen von Theorien sind, haben die Philosophen blitzschnell erkannt, dass wir es hier eigentlich mit dem Ziel der Adäquatheit von Beobachtungen zu Theorievorhersagen zu tuen haben und sich ein möglicher Wahrheitsanspruch nur darauf beziehen kann. Damit kann von einem Anspruch auf Adäquatheit zu einer gregebenen, im Dunkelen dahinexistierenden Realität mit für uns beobachtbaren als auch prinzipiell nicht beobachtbaren Ausprägungen überhaupt nicht gesprochen werden.
Da nach unserem jetzigen Wissensstand Wissenschaft das nicht erkennen kann, ist dieser Anspruch nicht begründbar und wird deswegen auch nicht erhoben. Wissenschaft kann und will derzeit eine solche Wahrheit nicht erkennen und darstellen. Auch wenn Du diesen Strohmann der Wissenschaft immer wieder unterzuschieben versuchst.
Aber auch, wie mit Hilfe von Fossilien bestimmte ingenieurgeologische Probleme (William Smith!) gelöst und Rohstoff-Prospektion effizienter betrieben werden kann. Und wenn Du sagst, die Evolutionstheorie beschäftige sich damit wo wir herkommen, dann beschäftigen sich Physik, Chemie und Biologie damit, wie wir "funktionieren". Es ist Teil der Strategie von Kreationisten, einen Keil in die Wissenschaftsdisziplinen zu treiben. Nur haben alle diese Wissenschaften inkl. historischer Geologie und Evolutionstheorie "den" Prinzipien und Anforderungen an die empirischen Wissenschaften vollständig zu genügenden. Und außer Behauptungen und einzelnen, von der philosophischen Gemeinschaft nicht richtig angenommenen, Begründungsversuchen durch Spezis wie z.B. dem W+W-Junker ist da nichts handfestes.Roland hat geschrieben:Der Wissenschaftszweig, über die wir in diesem Thread reden, dient aber weniger der Hervorbringung solch technischer Anwendungen sondern (in seinem historischen Teil) der Erforschung der Naturgeschichte. Und somit der Frage wo wir herkommen.Anton B. hat geschrieben:Wofür Wissenschaft dann gut ist, fragst Du dann. Du schaust doch gerade offensichtlich in einen Computermonitor! Denke doch an die Anfänge der Wissenschaft: Metallurgie, Stoffkunde im Allgemeinen, Medizin, Bauwesen (inkl. Festungsbau!), Rohstoffsuche.
Dem Naturalismus als soweit begründete Methode, nicht als Position. Und der Wahrheit, zumal Deiner Wahrheit (und ich meine damit das, was Du als Wahrheit verstehst) schon mit Ansage nicht. Siehe oben!Roland hat geschrieben:Diese Antwort ist eben m.E. eine, die nicht der Wahrheit, sondern dem Naturalismus geschuldet ist.Anton B. hat geschrieben: Deshalb lässt sich auch die Frage vom Flavius, auch wenn er sie präzise Richtung "Wissenschaft" schärfen kann, nie zufriedenstellend für ihn beantworten lassen. Was hat er, was hast Du, was habe ich als Antwort auf die Frage nach dem Sinn unserer Existenz davon, wenn die Antwort z. B. darin besteht, innerhalb der Thermodynanik stelle "Leben" einen möglichen Zustand dar, der sich aus temporären, lokalen, dynamisch-statistischen Inseln höheren Ordnungsgehaltes ergibt?