Morgen zusammen!
Anton B. hat geschrieben: Für Dich ist offensichtlich der "wahre" Ursprung, also die Wahrheit hinter allem, ganz wichtig. Das ist sowohl aus der Sinnfrage als auch oder verknüpft damit aus der Glaubensfrage nachvollziehbar. Da stimme ich Dir persönlich vollkommen zu und bekenne: Das sehe ich auch so.
Nur, diese Fragen kann und will Wissenschaft gar nicht beantworten.
Sie kann zwar diese Fragen prinzipiell nicht abschließend beantworten.
Aber es wäre doch geradezu verrückt, wenn sie es gar nicht wollte!
Nach Popper ist die Idee der "Annäherung an die Wahrheit" eine der wichtigsten in der Wissenschaftstheorie. ("Alles Leben ist Problemlösen" S.39) Und Ratzinger sagt "Die Suche nach der Wahrheit muss das Ziel jeder Wissenschaft sein." (
http://www.kath.net/detail.php?id=28706)
Na was denn sonst? Und da ist doch die Ursprungsfrage nicht ausgenommen!
Anton B. hat geschrieben: Wofür Wissenschaft dann gut ist, fragst Du dann. Du schaust doch gerade offensichtlich in einen Computermonitor! Denke doch an die Anfänge der Wissenschaft: Metallurgie, Stoffkunde im Allgemeinen, Medizin, Bauwesen (inkl. Festungsbau!), Rohstoffsuche.
Der Wissenschaftszweig, über die wir in diesem Thread reden, dient aber weniger der Hervorbringung solch technischer Anwendungen sondern (in seinem historischen Teil) der Erforschung der Naturgeschichte. Und somit der Frage wo wir herkommen.
Wo, wenn nicht hier, sollte die Suche nach der Wahrheit das oberste Ziel sein?
Anton B. hat geschrieben: Deshalb lässt sich auch die Frage vom Flavius, auch wenn er sie präzise Richtung "Wissenschaft" schärfen kann, nie zufriedenstellend für ihn beantworten lassen. Was hat er, was hast Du, was habe ich als Antwort auf die Frage nach dem Sinn unserer Existenz davon, wenn die Antwort z. B. darin besteht, innerhalb der Thermodynanik stelle "Leben" einen möglichen Zustand dar, der sich aus temporären, lokalen, dynamisch-statistischen Inseln höheren Ordnungsgehaltes ergibt?
Diese Antwort ist eben m.E. eine, die nicht der Wahrheit, sondern dem Naturalismus geschuldet ist.
Es wird ausgeklammert, dass
omne vivum ex vivo einer der bestbelegtesten Sätze in der Biologie ist und sich Leben eben nicht - beinahe zwangsläufig - einfach so aus Nichtleben ergibt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Das wird einfach vorausgesetzt, denn es entspricht dem Naturalismus aber dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Annäherung an die Wahrheit sieht anders aus.
Janina hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es gibt auch keine letzte Gerechtigkeit.
Selbst für eine höhere Gerechtigkeit ohne Jenseits gibt es bereits ein traditionelles Konzept. Es heißt Karma. Alle diese Konzepte bedienen die spiegelneuronale Funktion eines natürlichen Gerechtigkeitsempfindens, ganz unabhängig von der Jenseitsvorstellung.
Ich hoffe, dass wir beiden Christen in der letzten Gerechtigkeit mehr sehen, als die spiegelneuronale Funktion eines natürlichen Gerechtigkeitsempfindens. Für unsere Rechtfertigung ist Christus ans Kreuz gegangen.
Janina hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Naja, wenn alles nur "natürlich" zugeht, dann gibt es kein "danach", der Mensch hört mit dem Tode auf zu existieren.
Hast du "existieren" denn überhaupt schon sauber definiert? Es gibt noch einen Leichnam, es gibt Erbmasse, es gibt Erinnerungen, es gibt "Geist", wenn der Betreffende seine Gedanken außerkörperlich gespeichert, z.B. Bücher geschrieben, Musikalben aufgenommen, Filme gedreht, oder einfach genügend Menschen mit seinem Charisma beeindruckt hat. Allein dadurch kann selbst der abgebrühteste Atheist zugeben: Jesus und Elvis leben.
Die allermeisten Menschen sind sehr schnell vergessen. Bei Elvis dauert es etwas länger. Aber am Ende, wenn alles nur "natürlich" zugeht, bleibt für ausnahmslos alle nur das heillose, trostlose, sinnlose Nichts (Schmidt-Salomon).
Pluto hat geschrieben: In welchem Zusammenhang hat er das gesagt, und worauf bezieht er sich mit diesen Worten?
Hast du dazu eine überprüfbare Zitatquelle?
Ich zitiere Schmidt-Salomon mal im Zusammenhang:
Selbst wenn der Menschheit das Kunststück gelänge, einen neuen Heimatplaneten mit intaktem Heimatstern zu finden, würde uns dies als Spezies nicht vor dem finalen Exitus retten. Denn auch auf diesem fernnen Planeten werden sich – wie überall im Universum – die Verhältnisse verheerend ändern. Irgendwann, soviel ist sicher, wird das kulturelle Gedächtnis der Menschheit enden, wird nicht nur der Genpool der Menschheit, sondern alles Leben aus dem Universum verschwunden sein.
Das, was für uns als Individuen gilt, trifft also letztlich auf unsere gesamte Spezies zu: Irgendwann werden wir vergessen sein. Und selbst das Vergessen wird vergessen sein. "Unsterblichen Ruhm" gibt es ebenso wenig wie "unsterbliche Gene". Nichts von dem, was wir sind oder erschaffen haben, überdauert die Zeit.
Und so steht am Ende der menschlichen Geschichte nicht der dauergrinsende "Mr. Fortschritt", sondern das heillose, trostlose, sinnlose Nichts. (Hoffnung Mensch, S.17)
Also ein anderer Planet bringts auch nicht, Pluto!
Pluto hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Und bekommen hast du völlige Vergeblichkeit.
Im Gegenteil... es gab/gibt mir ein Gefühl von Freiheit und Erleichterung.
"Es gibt keine Flucht aus dem Dilemma des Menschseins.
Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen, der seinerseits doch nie endgültig gewiss sagen kann, ob nicht doch der Glaube die Wahrheit sei."
Josef Ratzinger, "Einführung in das Christentum" S.39
D.h. deine "Erleichterung" darüber, dass es völlig egal ist, wie man lebt und dass am Ende keiner darüber richtet, dieses Gefühl der "Freiheit" ist kurzschlüssig. Denn du kannst es nicht wissen.
Ich ziehe dem die Freiheit die Christus schenkt, indem er für meine Schuld bezahlt hat, vor. Womit wir wieder bei Pascals Wette angelangt wären…
Gruß Roland