Savonlinna hat geschrieben:Insofern sehe ich nur Dein Anliegen, "Gott" zu widerlegen, das raubt einem dann offenbar die Sorgfalt, erzähltheoretisch vorzugehen
Mein Eindruck ist nicht, dass er Gott widerlegen möchte. Theologisch/spirituelle Fragen interessieren ihn viel zu wenig. Er will eher belegen, dass religiöse Menschen Spinner sind, weil sie angeblich an einen solch perversen Gott glauben. Der Ausgangspunkt ist da immer wieder das Werk "Mein Kampf" ... *hüstel "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins.
Hier dazu ein kritischer Beitrag von einer katholischen Seite:
Friedrich Wilhelm Graf nimmt in der “Süddeutschen Zeitung†vom 11. September 2007 in einer vernichtenden Rezension unter dem Titel “Der ‘liebe Gott’ als blutrünstiges Ungeheuer. Richard Dawkins und Christopher Hitchens - ein biologistischer Hassprediger und ein liberaler Skeptiker greifen in ihren Büchern die Religion an†das neueste Buch von Dawkins “Der Gotteswahn†auseinander. Dawkins präsentiere die Evolutionstheorie als “einen alles erklärenden Deutungsschlüssel†auch in Bezug auf Kulturphänomene wie die Religion, kenne aber “keinen einzigen Klassiker der Kultur- und Religionswissenschaften und hat auch von den neueren Expertendiskursen keine Ahnung.†Aufgrund seiner “philosophischen Unbildung†bleibe seine Kritik der metaphysischen Gottesbeweise “weit unter dem Reflexionsniveau Humes oder Kants, die er dank mangelnder Quellenkenntnis für knallharte Atheisten hält.†“Dawkins appelliert an die Atheisten aller Länder, sich zu einer Massenbewegung zu sammeln. In den eitlen Posen des alldeutenden Großaufklärers erinnert er an seinen Fachkollegen Ernst Haeckel, den ‘Welträtsel’-Löser, der sich von den Monisten einst zum ‘Gegenpapst’ ausrufen ließ.â€
http://www.kath-info.de/dawkins.html
Einen schönen Begriff hat sich dazu die Giordano Bruno Stiftung ausgedacht, denn sie spricht vom „Evolutionären Humanismus“. Das klingt erst mal sehr nett, aber als religiöser Mensch wäre ich da vermutlich nicht willkommen. Also sie sind evolutionär, so evolutionär aber auch wieder nicht

Früher habe ich für die übrigens Werbung gemacht (damals als Jugendlicher war ich ein Marxist - meine Meinung: eine Neuauflage des Marxismus unter anderem Namen).
PR-mäßig ist das natürlich sinnvoll.
Ein deutlich höheres Niveau hat Michael Schmidt-Salomon, denn auf seiner Seite finden sich auch solche Beiträge:
Die Kriminalgeschichte des Atheismus
http://www.schmidt-salomon.de/atheismus.htm
Es gibt sicherlich nicht wenige AtheistInnen, die die "moralische Überlegenheit" ihres Denkansatzes mit einem schlichten Verweis auf Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" begründen. Doch: So richtig es auch ist, die frohe Botschaft des Christentums an ihren wenig erfreulichen Früchten zu messen, ein solcher Schuss kann durchaus nach hinten losgehen: Viele AtheistInnen übersehen nämlich allzu gerne, dass zahlreiche "Staatsatheisten" in der Vergangenheit kaum ein besseres Bild abgaben als z.B. der Initiator des ersten Kreuzzugs, Papst Urban II.
Joseph Stalin beispielsweise, der sich bekanntlich im Theologischen Seminar von Tiflis zum überzeugten Atheisten mauserte (2), ging als einer der größten Schreibtisch-Massenmörder in die Geschichte ein. In der Zeit des "Großen Terrors" (1936-38) ließ er breit angelegte "Säuberungsaktionen" durchführen, die u.a. auch das Ziel hatten, die "letzten Reste der Geistlichkeit zu liquidieren". (3) Hierzu heißt es in einem der besseren Aufsätze des insgesamt durchaus problematischen Sammelbandes "Schwarzbuch des Kommunismus"(4) : "Tausende von Priestern und nahezu alle Bischöfe fanden sich in den Lagern wieder, und dieses Mal wurde ein großer Teil von ihnen hingerichtet. Von den 20.000 Kirchen und Moscheen, die 1936 noch für religiöse Zwecke genutzt worden waren, standen 1941 nicht einmal mehr 1000 für den Gottesdienst offen. Die Zahl der amtlich registrierten Geistlichen wurde Anfang 1941 mit 5665 angegeben [...] 1936 waren es noch mehr als 24.000 Geistliche gewesen." (5)
Zugegeben: Stalin als Beleg für die Inhumanität des Atheismus anzuführen, ist reichlich perfide und dementsprechend würden sich viele Verteidiger des Atheismus (mit Recht) gegen das Beispiel wehren. Stalin, würden sie sagen, war alles andere als ein Musterbeispiel des Atheismus. Gab es nicht Legionen von Atheisten, die keine Morde begangen haben, Abertausende, die selbst den Säuberungsaktionen Stalins zum Opfer fielen?
Eine solche Argumentation klingt plausibel, hat aber einen Haken: Christen könnten zur Verteidigung ihres Glaubens nahezu das Gleiche sagen, schließlich verhielten sich nur (relativ!) wenige unter ihnen wie Papst Urban II.. Außerdem waren es ja häufig auch Christen, die den Säuberungsaktionen der Kirche zum Opfer fielen. Ein gescheiter Christ könnte an diesem Punkte sogar in die Offensive gehen, könnte Deschners berühmtes Wort von den "guten Christen" (6) umdrehen und behaupten, dass die sogenannten "guten Atheisten", die gefährlichsten seien, weil man sie allzu leicht mit dem Atheismus verwechsle.