Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Themen des alten Testaments
closs
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#391 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von closs » Fr 10. Jun 2016, 07:52

Münek hat geschrieben: Wenn der Mensch glaubt, er stünde im Zentrum einer göttlichen Auserwählung und im Mittelpunkt des unendlichen Universums, ist dies in allerhöchstem Maße absurd-anmaßend.
Du verkennst, dass dies für alle Spirituell-Bewussten im Universum gilt, wenn es sie gibt.

Münek hat geschrieben: Das ist die "Demut" eines Atheisten und ganz gewiss keine - wie Du behauptest - Selbst-Herrlichkeit.
Wenn es DAS wäre, hättest Du ja recht. Ich spreche von der Selbst-Maßstäblichkeit des Denkens: "Was ich verstehen kann, ist Maßstab". - Genau so kann man Gott NICHT verstehen.

Münek hat geschrieben:Don Quichotte.
Bei Wik werden die Don-Quichotte-Windmühlen als eine abstrakt höhere Gewalt bezeichnet, gegen die sich keine Form von Widerstand lohnt. - Das könnte die Sache in der Tat auf den Punkt bringen - konkret: Gegen die Formatierungen des modernen Mainstream-Denkens ist echt schwer anzukommen - das steckt so was von tief. - Aber keine Angst: Ich werde nie so nahe kommen, dass ich von den Windmühlen-Flügeln erschlagen werde. ;)

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Savonlinna
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#392 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Savonlinna » Fr 10. Jun 2016, 09:30

Münek hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Dass eine weltweite Flut niemals stattgefunden hat und diese deshalb ins Reich der Legende zu verweisen ist, dürfte wissenschaftlicher Konsens sein. Hingegen belegen neutestamentliche Aussagen, dass Jesu selbst und seine Zeitgenossen an der Geschichtlichkeit und Realität einer von Gott initiierten globalen Flutkatastrophe nicht den geringsten Zweifel hegten.
Das ist kaum anzunehmen. Sie denken eben automatisch symbolisch; der moderne und europäische Mensch versteht "Geschichtlichkeit" ganz anders.
Jesus, Paulus und Zeitgenossen haben den in "der Schrift" überlieferten Sintflutbericht ganz gewiss nicht als symbolisch, sondern als historisch Geschehenes aufgefasst.

Wie kommst Du auf diese Schnappsidee?
Ich habe mich halt ein wenig mit unterschiedlichen kulturellen und zeitbedingten Auffassungen beschäftigt.
Zu glauben, das eigene historische Bewusstsein habe schon immer gegolten und gelte in allen Kulturkreisen gleich, finde ich hingegen sehr befremdlich.

Hemul
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#393 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Hemul » Fr 10. Jun 2016, 10:58

Münek hat geschrieben:Wenn der Mensch glaubt, er stünde im Zentrum einer göttlichen Auserwählung und im Mittelpunkt des unendlichen Universums, ist dies in allerhöchstem Maße absurd-anmaßend.

Auf jeden Fall wird das was hier auf der Erde geschieht gem. 1.Korinther 4:9 genauestens auch im Himmel beobachtet:

9 Doch ich meine, dass Gott uns, seine Apostel, auf den letzten Platz verwiesen hat, dem Tod näher als dem Leben. Wie in einer Arena kämpfen wir vor den Augen der ganzen Welt. Menschen und Engel beobachten gespannt, wie dieser Kampf ausgehen wird.
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#394 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von sven23 » Fr 10. Jun 2016, 18:57

closs hat geschrieben: Die Frage, ob die Sintflut historisch-wörtlich zu verstehen sei, ist also zwar historisch-kritisch hoch-interessant, aber substantiell irrelevant.
Historisch war sie auf keinen Fall, das Thema ist abgehakt. Interessant ist doch, welche Absichten die Schreiber mit dieser Erzählung verfolgten. Und da ist der Regenbogen als Versprechen Gottes, so eine martialische Bestrafung nicht mehr zu exekutieren, als Erklärung nur eine von vielen Ebenen.
Eine andere ist die abschreckende Wirkung, die Ungehorsam gegen Gott nach sich ziehen kann. Gott hat ein furchtbares Exempel statuiert. Auch das Versprechen, so etwas nie wieder zu tun, bedeutet ja nicht automatisch, dass eine Bestrafung nicht in anderer Form erfolgen kann.
Es bleibt als immer eine unausgesprochene Drohung im Hintergrund.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#395 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von closs » Fr 10. Jun 2016, 19:42

sven23 hat geschrieben:Historisch war sie auf keinen Fall, das Thema ist abgehakt.
Sehe ich im wörtlichen Sinn genauso, bin aber davon überzeugt, dass irgendeine historische Flut die Grundlage für die Bibel-Darstellung war.

sven23 hat geschrieben:Auch das Versprechen, so etwas nie wieder zu tun, bedeutet ja nicht automatisch, dass eine Bestrafung nicht in anderer Form erfolgen kann.
Logisch. - Wobei zu klären wäre, was eigentlich "Bestrafung" ist.

sven23 hat geschrieben:Es bleibt als immer eine unausgesprochene Drohung im Hintergrund.
Die aber in der Natur der Dinge liegt: Da der Mensch bei Eigengesetzlichkeit immer scheitern wird, ist dieses Scheitern natürlich immer eine Be-Drohung - das wäre eine innere Deutung.

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sven23
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#396 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von sven23 » Fr 10. Jun 2016, 20:02

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Historisch war sie auf keinen Fall, das Thema ist abgehakt.
Sehe ich im wörtlichen Sinn genauso, bin aber davon überzeugt, dass irgendeine historische Flut die Grundlage für die Bibel-Darstellung war.
Halte ich auch für wahrscheinlich, am ehesten wohl eine katastrophale Flut im mesopotamischen Dreistromland, die dann Anlass für das Gilgamesch-Epos war. Gegen die Mittelmeer-Schwarzmeer Hypothese spricht z. B., dass die Ägypter keine Flutmythen kannten.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch das Versprechen, so etwas nie wieder zu tun, bedeutet ja nicht automatisch, dass eine Bestrafung nicht in anderer Form erfolgen kann.
Logisch. - Wobei zu klären wäre, was eigentlich "Bestrafung" ist.
Nun, dafür liefert das AT doch genügend Beispiele. Im Falle der Sintflut ist es ein kollektives Ersäufen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Hemul
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#397 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Hemul » Fr 10. Jun 2016, 21:41

sven23 hat geschrieben: Im Falle der Sintflut ist es ein kollektives Ersäufen.

Sollte Gott etwa zulassen, dass das damalige Gesindel seinen Vorsatz verhindert? :shock:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#398 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von closs » Fr 10. Jun 2016, 22:19

sven23 hat geschrieben:Halte ich auch für wahrscheinlich, am ehesten wohl eine katastrophale Flut im mesopotamischen Dreistromland, die dann Anlass für das Gilgamesch-Epos war.
Das könnte ein historisch-kritisches Ergebnis sein, das dann mit einiger Wahrscheinlichkeit die richtige Antwort ist. Aber diese Antwort sagt nichts über die Hauptsache: "Wofür steht das alles?"

sven23 hat geschrieben:Nun, dafür liefert das AT doch genügend Beispiele.
DASS "bestraft" wurde, ist unbestritten. - Aber auch hier: WOFÜR steht Bestrafung, wenn man über die oberflächliche Begründung hinaus geht?

Würde heute die Bibel entstehen (bei ähnlich kompetenter spiritueller Ausgangslage der Zeit), würde man nicht über "Sintflut" vermitteln, sondern vielleicht über Kollektiv-Depressionen oder so was. - Das wäre dann auch so was wie eine "Strafe".

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Bastler
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#399 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Bastler » Sa 11. Jun 2016, 01:08

Hemul hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn der Mensch glaubt, er stünde im Zentrum einer göttlichen Auserwählung und im Mittelpunkt des unendlichen Universums, ist dies in allerhöchstem Maße absurd-anmaßend.

Auf jeden Fall wird das was hier auf der Erde geschieht gem. 1.Korinther 4:9 genauestens auch im Himmel beobachtet:

9 Doch ich meine, dass Gott uns, seine Apostel, auf den letzten Platz verwiesen hat, dem Tod näher als dem Leben. Wie in einer Arena kämpfen wir vor den Augen der ganzen Welt. Menschen und Engel beobachten gespannt, wie dieser Kampf ausgehen wird.
:wave:
Ich befürchte, dass Du (Hemul) Müneks Vorbehalte nur noch verstärkst.

Aus 1 Kor 4,9 kannst du nicht schließen, dass im Himmel irgendwas beobachtet wird, sondern du kannst maximal daraus schließen, dass Paulus solches behauptet habe. Und nicht einmal dies kannst du mit echter Sicherheit sagen, obwohl die exegetischen Erkenntnisse eine Autorenschaft Pauli mit großer Mehrheit befürworten. Aber jede Textanalyse über 2000 Jahre alte Texte birgt Unsicherheitsfaktoren ohne Ende.

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Bastler
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#400 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Bastler » Sa 11. Jun 2016, 01:14

Hemul hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Im Falle der Sintflut ist es ein kollektives Ersäufen.
Sollte Gott etwa zulassen, dass das damalige Gesindel seinen Vorsatz verhindert? :shock:
Wenn Gott seine ihm ebenbildlichen Kinder als Gesindel bezeichnet und behandelt, dann ist er eben ein Rabenvater, der weitaus übler ist, als ich viele heutige menschliche Väter kenne.

Ich habe Väter kennengelernt, die ihre Kinder geliebt und umsorgt haben, obwohl diese auf ziemlich schiefe Bahnen geraten waren.
Und so finde ich das auch richtig. Väter sollten so sein. Und nicht so, wie der in der Sintflutgeschichte geschilderte Ersäufer seiner Kinder.

Kennst du die Worte, die die sumerische Göttin Ischtar nach der Sintflut spricht (zu der sie die Götter zuvor selbst aufgewiegelt hatte)?

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