Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

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Halman
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#441 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Halman » Mi 8. Jun 2016, 15:44

Vielleicht ein paar Gedanken zur Sintflut-Erzählung.

Manche meinen gem. d. Tradition, dass die Arche auf dem Gipfel des Ararat in 5137 Metern aufgelaufen sei. Diese Interpretion lässt der Text in Gen 8:4 zwar als Möglichkeit zu, doch innertextlich steht dort nicht explizit, dass es zwingend der Gipfel des Ararats war.
Buber-Rosenzweig-Übersetzung gibt den Vers folgendermaßen wieder:
4 Der Kasten ruhte in der siebenten Mondneuung, am siebzehnten Tag auf die Neuung, auf dem Gebirge Ararat.
Die Arche könnte demnach irgendwo im Armenischen Hochland aufgelaufen sein. Ferner ist in diesem Vers nirgends von einem "Haupt eines Berges" (Berggipfel) die Rede.
Das hebräische Wort הר (Har) kann einen Berg oder ein Gebirge bezeichnen. Es mag sein, dass sich die Worte des Folgeverses auf dieses Hochland beziehen:
5 Und das Wasser nahm immer weiter ab bis zum zehnten Monat; im zehnten Monat, am Ersten des Monats, wurden die Spitzen der Berge sichtbar
Zuvor wird berichtet:
Zitat aus Gen 7:19-20
19 Und das Wasser schwoll sehr, sehr an auf der Erde, so dass alle hohen Berge, die unter dem ganzen Himmel sind, bedeckt wurden. 20 Fünfzehn Ellen* darüber hinaus schwoll das Wasser an; so wurden die Berge bedeckt.
*15 Ellen ≈ 7 Meter.

Wie wir wissen, gibt es im Ararathochland nur einen höchsten Gipfel und global ist der Mount Everest der höchste Berggipfel der Welt. Doch in der obigen Narration wird im Plural geschildert, dass die Wasser etwa sieben Meter (möglicherweise der Tiefgang der Arche) die hohen Gipfel bedeckte. Im Literalsinn könnte man daraus ableiten, dass damals mindestens zwei bis drei hohe Gipfel gleich hoch waren.

Sind denn notwendigerweise die Gipfel des Himalaya gemeint? Nun, die kannte Noah wahrscheinlich nicht.
Im hebräischen Grundtext werden in der Sintflut-Erzählung zwei Wörter gewöhnlich mit "Erde" übersetzt: אֶרֶץ (ʼÉrez, Land/Erde), s. bitte Gen 6:17), und אֲדָמָה (ʼAdhamáh, "rote" Erde ≡ Ackerboden), s. bitte Gen 7:4. Somit lässt die biblische Narration meiner Meinung nach sowohl eine globale wie auch regionale Interpretation zu (mir ist bewusst, dass ich die symbolische "Dimension" in diesem Beitrag noch gar nicht berücksichtigt habe).

Was meint ihr zu meinen bescheidenen Gedanken?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
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#442 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Hemul » Mi 8. Jun 2016, 15:46

Savonnlina hat geschrieben:Aber wenn Du meinst, ich sei menschlich ein Schwein, weil ich Auslassungszeichen benutzt habe - dann weiß ich Bescheid.
Wie bitte? :shock: Du bist doch für mich kein Schwein-ich weiß doch, dass hinter deiner Person sich eine sehr-sehr-sehr-sehr nette Dame verbirgt. ;) Du bist mir genauso sympathisch wie Clösschen. Ihr beide seid für mich übrigens das ideale Pärchen. :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#443 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Hemul » Mi 8. Jun 2016, 16:05

http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 40#p204112
Sehr gute Recherche. :thumbup: War mir aber bekannt. Habe mir vor Jahrzehnten das Buch "Die Arche Noah" -Schicksal der Menschheit am Ararat-von Balsiger&Sellier gekauft. Dort geht hervor, dass es sogar Holzteile von der Arche geben soll. Ist für mich pers. aber gar nicht relevant. Wenn Jesus sich in Matthäus 24:37-39 auf eine weltweiten Flut bezieht, dann gab es für mich eine weltweite Flut-Punkt-aus.
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Halman
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#444 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Halman » Mi 8. Jun 2016, 16:19

Hemul hat geschrieben:http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 40#p204112
Sehr gute Recherche. :thumbup:
Danke, Hemul.

Hemul hat geschrieben:War mir aber bekannt.
Ja, Du bist ja auch ein "alter Fuhrmann". ;)

Hemul hat geschrieben:Habe mir vor Jahrzehnten das Buch "Die Arche Noah" -Schicksal der Menschheit am Ararat-von Balsiger&Sellier gekauft. Dort geht hervor, dass es sogar Holzteile von der Arche geben soll. Ist für mich pers. aber gar nicht relevant.
Interessant.

Hemul hat geschrieben:Wenn Jesus sich in Matthäus 24:37-39 auf eine weltweiten Flut bezieht, dann gab es für mich eine weltweite Flut-Punkt-aus.
Okay, schauen wir uns an, was Jesus denn gem. Matthäus 24:37-39 sagte:
37 Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. 38 Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: - sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging 39 und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte -, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.
Zwar sprach Jesus von einer Flut, aber ob regional oder weltweit, geht meiner bescheidenen Meinung nach, aus seinen Worten nicht hervor.
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#445 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von R.F. » Mi 8. Jun 2016, 17:44

Halman hat geschrieben: - - -
Sind denn notwendigerweise die Gipfel des Himalaya gemeint? Nun, die kannte Noah wahrscheinlich nicht.
- - -
Weder vor noch unmittelbar nach der Flut gab es den Himalaya. Die Faltengebirge sind wohl erst Monate nach dem Ende der großen Flut entstanden...

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#446 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Hemul » Mi 8. Jun 2016, 20:23

Halman hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Wenn Jesus sich in Matthäus 24:37-39 auf eine weltweiten Flut bezieht, dann gab es für mich eine weltweite Flut-Punkt-aus.
Okay, schauen wir uns an, was Jesus denn gem. Matthäus 24:37-39 sagte:
37 Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. 38 Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: - sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging 39 und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte -, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.
Zwar sprach Jesus von einer Flut, aber ob regional oder weltweit, geht meiner bescheidenen Meinung nach, aus seinen Worten nicht hervor.

Meine Güte u. das von dir? :o Jesus sprach, dass die damalige Flut "ALLE" wegraffte. Spitzfindige können auch hier etwas anderes als das Gesagte herauslesen-gelle? ;) Glaubst du wirklich Petrus hätte sich das aus den Fingern gesaugt als in 2.Petrus 2:5 auf folgendes Ereignis hinwies? :shock:

5 Auch die frühere Welt hat er nicht verschont - mit Ausnahme von Noah und den sieben Mitgliedern seiner Familie. Noah hatte die Welt vor dem gerechten Gericht Gottes gewarnt. Dann vernichtete Gott die Welt durch eine gewaltige Flut und alle gottlosen Menschen kamen darin um.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#447 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Hemul » Mi 8. Jun 2016, 20:44

R.F. hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: - - -
Sind denn notwendigerweise die Gipfel des Himalaya gemeint? Nun, die kannte Noah wahrscheinlich nicht.
- - -
Weder vor noch unmittelbar nach der Flut gab es den Himalaya. Die Faltengebirge sind wohl erst Monate nach dem Ende der großen Flut entstanden...
:thumbup:
Als die Wassermassen "ÜBER DEM WASSER" die in 1.Mose 1:6+7 erwähnt werden auf Gottes Geheiß über die Erde ausgeschüttet worden sind-wurden gewaltige Urkräfte freigesetzt die noch gewaltigere Veränderungen u. Verschiebungen der Kontinente verursachten. Auch die Entstehung von den Gebirgen wie wir sie heute kennen fanden damals ihren Ursprung:

6 Dann sprach Gott: "Im Wasser soll eine Wölbung entstehen, eine Trennung zwischen den Wassermassen!" 7 So geschah es auch. Gott machte die Wölbung und trennte die Wassermassen unterhalb der Wölbung von denen darüber.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#448 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Münek » Mi 8. Jun 2016, 22:11

Als die gewaltigen Wassermassen vom Himmel auf die Erde niederprasselten, muss auch ein Teil davon mit Schmackes zu den Planeten Venus und Mars hochgeschleudert worden sein, um dort mit Brachialgewalt Berge und Gebirgsketten entstehen zu lassen.

So wurden direkt drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen - also ein planetarer Aufwasch. :thumbup:

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#449 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Halman » Mi 8. Jun 2016, 22:45

R.F. hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: - - -
Sind denn notwendigerweise die Gipfel des Himalaya gemeint? Nun, die kannte Noah wahrscheinlich nicht.
- - -
Weder vor noch unmittelbar nach der Flut gab es den Himalaya. Die Faltengebirge sind wohl erst Monate nach dem Ende der großen Flut entstanden...
Erkläre dies mal einen Geologen.
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#450 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Halman » Mi 8. Jun 2016, 22:58

Hemul hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Wenn Jesus sich in Matthäus 24:37-39 auf eine weltweiten Flut bezieht, dann gab es für mich eine weltweite Flut-Punkt-aus.
Okay, schauen wir uns an, was Jesus denn gem. Matthäus 24:37-39 sagte:
37 Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. 38 Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: - sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging 39 und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte -, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.
Zwar sprach Jesus von einer Flut, aber ob regional oder weltweit, geht meiner bescheidenen Meinung nach, aus seinen Worten nicht hervor.

Meine Güte u. das von dir? :o Jesus sprach, dass die damalige Flut "ALLE" wegraffte. Spitzfindige können auch hier etwas anderes als das Gesagte herauslesen-gelle? ;) Glaubst du wirklich Petrus hätte sich das aus den Fingern gesaugt als in 2.Petrus 2:5 auf folgendes Ereignis hinwies? :shock:

5 Auch die frühere Welt hat er nicht verschont - mit Ausnahme von Noah und den sieben Mitgliedern seiner Familie. Noah hatte die Welt vor dem gerechten Gericht Gottes gewarnt. Dann vernichtete Gott die Welt durch eine gewaltige Flut und alle gottlosen Menschen kamen darin um.
Auch in Sodom und Gomorra wurde ALLE weggerafft.

Die Interpretation, dass vor 4385 Jahren die Erde global von den Wassern der Sintflut übeflutet wurde, mag mit der Sintflut-Narration vereinbar sein, doch schwerlich mit der Geologie.

Du hattest mal Feigheit als Motiv für meinen schwachen Glauben angenommen. Nun, tatsächlich sind meine Zweifel naturwissenschaftlich begründet und haben mit Feigheit oder sonstigen psychischen Gründen nichts zu tun, sondern einzig und allein mit Sachgründen. Diesen Sachverhalt hatte ich vor kurzem einem Ältesten erklärt, der mich sofort verstand. Wenn ich zwar noch sehr vieles, aber nicht mehr alles so glaube, wie es die WTG lehrt, so kann ich schlecht predigen gehen nach dem Motto: "Folgene Teile vertrete ich, doch bezüglich der biblischen Urgeschichte denke ich anders."

Dieses Thema ist für mich ein echtes Glaubensproblem und mir deshalb auch so wichtig. Für andere mag dies ja ein alter Hut sein. Nun, so weit bin ich noch nicht, noch lange nicht. :oops:

Kritiker wenden ein, dass es gar keine Sintflut gab. Dann frage ich mich aber, woher die ganzen außergewöhnlichen Flutmythen kommen, wie der Gilgamesch-Mythos und woher die Sintflut-Erzählung in der Bibel kommt. Dies spricht ja schon für ein kollegtives Gedächnis der Menschheit an eine außergewöhnliche Flut. Daher zweifel ich auch an, dass die Sintflut-Narration keinen historischen Kern hätte und ausschließlich symbolisch zu interpretieren sei.
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