Andreas hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Was ist der Mensch?
Das prägnanteste Merkmal scheint mir die Fähigkeit des Menschen zu sein, gedanklich zum eigenen Tod vorlaufen zu können/müssen. Das Memento mori: "Bedenke, dass du sterblich bist" ist die schwerste Last, die der Mensch - und nur er - zu tragen hat. Das wird in jeder Kultur thematisiert. Das ist eine Wurzel, wenn nicht DIE Wurzel aller Religionen. "Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück" ist eine ganz klare Ansage. Der Tod ist der Dämon, der sich "Legion" nennt, weil seine Opfer Legion sind, er ist derjenige, den niemand zu binden vermochte und der jedem Menschen Angst macht.
Ich meinte die Frage zwar etwas anders, aber darauf komme ich gleich.
Erst mal zu dem, was Du schreibst:
Zumindest der abendländische Mensch empfindet in der Regel so, meine ich.
Ob alle Kulturen so empfinden, weiß ich selber nicht, glaube es aber nicht ganz.
Denn man empfindet eher dann so, wenn man als Basis das "Sein" annimmt - andere Kulturen nehmen eher das "Werden" als Basis.
Die Verlustangst vor dem eigenen Sein ist größer, vermute ich, wenn man sich selber als etwas Seiendes wahrnimmt.
Wächst man auf mit dem Bewusstsein, dass man selber nur vorläufig in dieser Zusammensetzung sich befindet, dass man sich eh alle paar Jahre wandelt - dann klebt man nicht so an seinem momentanen Bewusstsein.
Aber das sind nur paar Gedankenfetzen.
Jetzt zu dem, was ich mit der Frage "Was ist der Mensch"? bei Gelegenheit mal thematisieren wollte.
Ich selber habe null Ahnung, was mit dem Menschen entstanden ist. Je älter ich werde, desto "nulliger" wird meine Ahnung:
man hat sich eine Menge vorgemacht im Leben.
Das schreibe ich darum, weil ich Material zu der Frage beisteuern wollte, was "anthropozentrisch" und was "theozentrisch" sei.
Wie kann ein Mensch - der null Ahnung von dem hat, was die Substanz des Menschen ausmacht - überhaupt diese Unterscheidung zwischen anthropozentrisch und theozentrisch treffen?
Er kann es
nicht.
Warum wird diese Unterscheidung aber trotzdem getroffen?
Das wäre dann die Folgefrage.
Zudem, was ich schon früher geschrieben habe:
Wörter sind nur Wörter, und es besteht letztlich kein Grund, nicht alles, was der Mensch tut, als theozentrisch zu bezeichnen.
Und das wäre nachweisbar - ich muss ja nur die Begriffe ändern.
Also: was ich jetzt gerade schreibe, sei theozentrisch.
Denn - so fabuliere ich weiter -: Gott blicke mittels unserer Augen, Gott schreibe mit unserer Feder, mit unseren Gedanken.
Oder noch schärfer ausgedrückt:
Das, was man als "Menschheit" bezeichne, sei die Verleiblichung Gottes.
Und die F'rage ist dann: cui bono?
Wem nützen die unterschiedlichen Bezeichnungen?