Der Jesus der Gnosis

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Novas
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#101 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Novas » Do 2. Jun 2016, 13:00

Novalis hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Bei der Gnosis geht es aber um einen anderen Zusammenhang: Hier ist die Frage, ob der Mensch glaubt, dass er mit seinen Möglichkeiten der Vernunft (= anthropozentrisch) Gott und die Welt hinreichend begründen kann, oder ob dies nur über eine höhere Vernunft (= theozentrisch) geht. Die Fragestellung ist also eine ganz andere.

Und bei der Gnosis ist mir die Antwort auf diese Frage selber nicht klar - zumal "Gnosis" auch historisch sehr heterogen besetzt ist, was die Sache noch verkompliziert. - Mein Wunsch wäre nun, dass ein Mit-Forist diesbezügliche Klarheit bringen kann, weil er es einfach kompetenterweise weiss. - Dies scheint nicht der Fall zu sein.

Das macht nichts - schließlich handelt es sich um eine knifflige Frage

Ich würde die Sichtweise der GNOSIS (ganz vereinfacht) so ausdrücken: Glaube ist viel mehr, als nur das gläubige festhalten an irgendwelchen Glaubensaussagen. Gerade die verlangen nach einer verständlichen und nachvollziehbaren Begründung, sonst sind sie nicht glaubwürdig, also es braucht Erkenntnis.


Stimmst Du mir zu, dass der Mensch nur das als wahr erkennen, bezeichnen und glaubwürdig vertreten kann, was er auch versteht und verständlich begründen kann? So gesehen ist sehender Glaube (im Unterschied zu einem blinden Glauben) immer mit einer "Gnosis" verbunden. Es genügt jedenfalls nicht nur Glaubensaussagen aufzuzählen.

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Andreas
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#102 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Andreas » Do 2. Jun 2016, 13:20

Savonlinna hat geschrieben:Was ist der Mensch?
Das prägnanteste Merkmal scheint mir die Fähigkeit des Menschen zu sein, gedanklich zum eigenen Tod vorlaufen zu können/müssen. Das Memento mori: "Bedenke, dass du sterblich bist" ist die schwerste Last, die der Mensch - und nur er - zu tragen hat. Das wird in jeder Kultur thematisiert. Das ist eine Wurzel, wenn nicht DIE Wurzel aller Religionen. "Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück" ist eine ganz klare Ansage. Der Tod ist der Dämon, der sich "Legion" nennt, weil seine Opfer Legion sind, er ist derjenige, den niemand zu binden vermochte und der jedem Menschen Angst macht.

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#103 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Do 2. Jun 2016, 13:23

Pluto hat geschrieben:]Bei der Vielfalt der von Menschen erfundenen Gottheiten (es gibt ca. 10'000) spricht die Statistik dafür, dass JHWH ebenfalls eine Erfindung des Menschen ist, und somit aus dem Anthropzentrismus des judäo-christlichen Glaubens hervorging.
Selbstverständlich ist die Jahwe-Vorstellung eine menschliche Vorstellung, also eine anthropozentrische Vorstellung - jeder Wahrnehmung ist anthropozentrisch. Die Frage ist, ob man erkennt, dass es sich dabei "nur" um eine anthropozentrische Vorstellung handelt. Nur dann kann man theozentrisch denken, indem man eigene Wahrnehmung grundsätzlich in Bezug auf Gott relativiert.

Pluto hat geschrieben: Gnosis bedeutet vom Wortstamm her "Wissen". Die Gnostiker des 3. und 4. Jahrhunderts meinten, sie hätten ein geheimes Wissen, was anderen Menschen nicht zugänglich war.
Das allein wäre kein Grund, um die Gnostiker der Häresie zu bezichtigen. Da muss es noch mehr als emotionale Gründe geben.

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#104 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Do 2. Jun 2016, 13:28

Savonlinna hat geschrieben:Du weißt genau, dass ich glasklar denke.
Innerhalb Deines Koordinaten-Systems ist das wohl richtig.

Savonlinna hat geschrieben:Ich erreiche eben nicht, dass Du selber mal klar zu denken anfängst und "Mensch" und "Gott" als reines Begriffsprodukt auffasst, wodurch Deine Unterscheidung zwischen anthropozentrisch und theozentrisch als leere Aussage sichtbar wird.
So gesehen ist ALLES anthropozentrisch - soweit waren wir schon lange. Der nächste Schritt, der eine Unterscheidung zwischen anthropozentrisch und theozentrisch ermöglicht, ist dann, ob man seine eigene Begrifflichkeit als MASSSTÄBLICH für das versteht, was ist.

In Kurzform das Ergebnis: Tut man es, denkt man anthropozentrisch. - Tut man es nicht (Hiob), ist man theozentrisch. - Ich erwarte nicht, dass Du dem zustimmst - ein Signal, dass Du diesem klaren Gedanken iontellektuell folgen möchtest, reicht mir schon.

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#105 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Pluto » Do 2. Jun 2016, 13:29

Andreas hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was ist der Mensch?
Das prägnanteste Merkmal scheint mir die Fähigkeit des Menschen zu sein, gedanklich zum eigenen Tod vorlaufen zu können/müssen. Das Memento mori: "Bedenke, dass du sterblich bist" ist die schwerste Last, die der Mensch - und nur er - zu tragen hat.
Das ist wahr, aber letztendlich nur ein von vielen Vorstellungen, die uns durch unser enorm erweitertes Bewusstsein gegeben ist.

Ein "Kernbewusstsein" haben sehr viele (fast alle) Tiere. Dieses Kernbewusstsein, erlaubt ihnen Gefahren aus dem Weg zu gehen und sich Quellen des des Wohlbefindens zu nähern (Futter, Wasser, Schatten, usw.). Der Mensch teilt mit anderen höheren Säugetiere ein wesentlich erweitertes Bewusstsein. Beim Menschen ist dieser Verstand am weitesten entwickelt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#106 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Do 2. Jun 2016, 13:30

Novalis hat geschrieben:Ich würde die Sichtweise der GNOSIS (ganz vereinfacht) so ausdrücken: Glaube ist viel mehr, als nur das gläubige festhalten an irgendwelchen Glaubensaussagen.
Inhaltlich finde ich diese Aussage gut - geht nach meinem Fühlen Richtung Spiritualität. - Aber trifft das die historische Realität? Warum wurde die Gnosis als Häresie erklärt? Nur aus Machtgründen der Kirche?

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#107 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von Pluto » Do 2. Jun 2016, 13:32

closs hat geschrieben:Selbstverständlich ist die Jahwe-Vorstellung eine menschliche Vorstellung, also eine anthropozentrische Vorstellung - jeder Wahrnehmung ist anthropozentrisch. Die Frage ist, ob man erkennt, dass es sich dabei "nur" um eine anthropozentrische Vorstellung handelt. Nur dann kann man theozentrisch denken, indem man eigene Wahrnehmung grundsätzlich in Bezug auf Gott relativiert.
Bevor man diesen Schritt wagt, sollte man aber wissen, ob Gott existiert.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Gnosis bedeutet vom Wortstamm her "Wissen". Die Gnostiker des 3. und 4. Jahrhunderts meinten, sie hätten ein geheimes Wissen, was anderen Menschen nicht zugänglich war.
Das allein wäre kein Grund, um die Gnostiker der Häresie zu bezichtigen. Da muss es noch mehr als emotionale Gründe geben.
Ich habe sie nicht der Häresie bezichtigt. Das haben ihe Zeitgenossen getan.
Fakt ist, das angebliche Geheimwissen der Gnostiker wurde ihnen zum Verhängnis.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#108 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Do 2. Jun 2016, 13:34

Savonlinna hat geschrieben:"Hohere Vernunft" ist ein Begriff des Menschen.
In diesem Sinne ist ALLES anthropozentrisch - aber das kann doch nicht die Lösung sein. Würde man damit enden, würde man ein Ragout produzieren, in dem man subjektivistisch nach Belieben rumrühren könnte. -

Savonlinna hat geschrieben:Gehe ich aber davon aus, dass nichts im Menschen nicht auch göttlicher Natur ist, ist alles und jedes theozentrisch. Nur, dass das Einzelwesen das oft nicht wahrnimmt, so wie es die Luft nicht wahrnimmt, die es atmet.
Aber auch DAS klärt doch nicht, ob "Gott" ein Produkt des Menschen ist oder eine eigene Realität. Was bringt es, wenn man "Gott" als Produkt des Menschen für möglich hält und dies dann als "theozentrisch" bezeichnet - das wäre Täuschung durch Sprache.

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#109 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Do 2. Jun 2016, 13:58

Savonlinna hat geschrieben:Du nimmst offenbar gar nicht zur Kenntnis, dass Andreas aus der Suchfunktion Deine unzähligen Wiederholungen immer der gleichen ungeklärten Begriffe hier in Fettdruck aufgeschrieben hat, aus deren Ungeklärtheit Du Kapital zu schlagen suchst?
Diese Begriffe wurden x-mal geklärt, aber nicht verstanden oder nicht akzeptiert. Du hast zu denen gehört, die die Begriffe philosophie-WISSENSCHAFTLICH auseinandernahmen, statt sie PHILOSOPHISCH zu verstehen.

Savonlinna hat geschrieben:So, und jetzt versuche ich konstruktiv zu sein. Und frage: Was ist der Mensch?
Aus der Summe meiner Erkenntnisse ist der Mensch Ableitung aus einer höheren geistigen Macht/Dimension. Der Unterschied zwischen Ursprung und Ableitung ist - wiederum unerklärt aus der Summe meiner Erkenntnisse -, dass der Ursprung ein über-dialektisches Allumfassendendes ist (zu dem auch wir gehören), während wir als Ableitung in einem dialektischen Spannungsfeld sind. DASS es so ist, hat Gründe.

Bitte bitte mich nicht, dies weiter zu erklären (es ist oft genug geschehen), sondern signalisiere, ob Du es verstehst - das reicht erst mal.

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#110 Re: Der Jesus der Gnosis

Beitrag von closs » Do 2. Jun 2016, 14:17

Pluto hat geschrieben:Bevor man diesen Schritt wagt, sollte man aber wissen, ob Gott existiert.
Dieser Schritt muss gewagt werden ohne objektives Wissen, weil es diesbezüglich kein intersubjektives Wissen geben KANN. Sorry.

Pluto hat geschrieben:Ich habe sie nicht der Häresie bezichtigt. Das haben ihe Zeitgenossen getan.
Das habe ich schon verstanden. - Mir ist auch klar, dass es macht-politische Gründe gab, gegen die Gnosis vorzugehen. Mich interessiert aber, was die INHALTLICH geistig-spirituellen Gründe waren - diese gibt es ganz sicher.

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