Halmann hat zu Beginn dieses Threads ein Video von Siegried Zimmer eingestellt, auf das leider fast keiner weiter eingegangen ist ->
Halman hat geschrieben:
liebe Usergemeinde. Die Sintlfut ist Gegenstand heftiger Kontroversen, insbesondere im angelsächischem Raum zwischen Kurzzeit-Kreationisten und Neuen Atheisten (
Brights). Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen:
Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Prof. Dr. Siegfried Zimmer äußert in dem hier verlinkten Video hierzu einiges Grundsätzliches:
„Meine Meinung steht fest, verwirren Sie mich bitte nicht mit Argumenten“, das sagt so mancher Christ. Freilich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Etwa, wenn es um die Historizität der Bibel geht. Da stellen Christen in scheinbarer Verteidigung der Heiligen Schrift Berechnungen auf, wie alle Tiere auf die Arche Noah gepasst haben könnten. Sie rechnen und rechnen, sie grübeln und grübeln – sie rechnen und grübeln am Ziel vorbei. Das macht Siegfried Zimmer auf humorige Weise deutlich. Nein, er spricht den Rechnern und Grüblern nicht ihre guten Motive ab. Doch weil man ein Gedicht über den Wald nicht nach den aktuellen Holzpreisen fragen sollte, führt auch die historische Auslegung der Geschichte mit der Arche in die Irre. Und dabei ist ihre Botschaft so viel wichtiger als ein Ereignis aus der Urgeschichte des Orients: Gott hält trotz aller Schwierigkeiten seine Beziehung mit den Menschen durch.
Was meint Ihr dazu?
Dieses Video empfehle ich, weil es von einem genauen Textstudium ausgeht und zur Schlussfolgerung kommt, dass hier kein historischer Bericht vorliegen
kann, weil die Textsorte das nicht zulässt.
Ich zitiere noch einmal, was ich auf Grund des Videos geschrieben hatte ->
Savonlinna hat geschrieben:
Ich habe mir das Video komplett angesehen - was ich selten bei hier reingestellten Videos tue.
Der Autor - der nach Selbstaussage an das inspirierte göttliche Wort der Bibel glaubt - geht davon aus, dass man am Text selber erkennen kann, welche "Textsorte" hier vorliegt.
Er geht Punkt für Punkt durch und zeigt auf, dass der Text - als historischer Text - eine Lachnummer wäre.
Das dort Beschriebene wäre historisch niemals möglich gewesen, schon allein, alle Tiersorten in einer nach außen mit Pech versiegelten Arche zu vereinen und dort ein Jahr lang lebendig halten zu können.
Daraus schließt der Professor, dass die "Textsorte" niemals als historischer Bericht gemeint gewesen sein kann.
Leider hört das Video - und vermutlich auch der Vortrag - da auf, wo nun erläutert werden müsste, welche Art Textsorte denn stattdessen vorliege.
Ich nehme aber an, dass er darauf hinauswollte, dass dieser Text von vornherein als mythischer Text gemeint sei.
Professor Zimmer hat zu Beginn auch erwähnt, dass diese Erzählung um eine Vereinigung oder um ein Bündnis zwischen Gott und Mensch handele.
Vielleicht müsste man mal klären, was "mythisch" meint. Manche hören da möglicherweise nur raus: erfunden.
Aber eine mythische Erzählung wird nicht erfunden.
Prof. Zimmer ist, worauf mich Andreas aufmerksam gemacht hat, in diesem Forum kein Unbekannter. In dem Thread "Worthaus" von November/Dezember 2014 wird er ein wenig diskutiert.
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... r&start=30
Es brechen letztlich hier im Forum immer wieder die gleichen Grundpositionen auf:
a. die Bibel sei das, was
ich da lese ->wörtliches Lesen, nur ich verstehe richtig.
b. die Bibel sei durch das wörtliche Lesen nicht zu verstehen, da das wörtliche Lesen bei Verfassen der biblischen Texte noch gar nicht eixistierte.
Man müsse erst zu rekonstruieren suchen, in welchem
literarisch-historischen Kontext der Text damals stand
c. Unabhängig - oder auch nicht ganz unabhängig - von der Kontroverse zwischen a. und b. gebe es das spirituelle Lesen, das weder wörtlich liest noch sich gänzlich abhängig macht von der Forschung.
Es gibt Zwischenpositionen, aber im Prinzip sehe ich diese drei Haltungen.
Ich selber - insgesamt auf dichterische Literatur gesehen - halte "spielerisch" alle drei Lesarten für möglich.
Ein Text steht letztlich dem Verbraucher zur freien Verfügung, er kann damit machen, was er will.
Bloß:
Behaupten, dass nur die eine "richtig" ist, und zwar immer die, die man selber bevorzugt, ist für mich Kindergarten.
Also wenn man behauptet, die eigene moderne Lesart hätte auch zur Zeit des Alten Testamentes schon gegolten.
Das lernt man schon im Religionsunterricht, dass das nicht der Fall ist.