Alles Teufelszeug? II

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sven23
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#1691 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » So 1. Mai 2016, 17:14

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist ein schönes Beispiel für nachträgliche Bedeutungs-Aufblähung durch 2000 Jahre Theologie.
Oje ....

Ja, oje, da gibt es dutzende von Beispielen. Darüber müssen wir mal einen separaten Thread machen. Schaumermal.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

2Lena
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#1692 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von 2Lena » So 1. Mai 2016, 17:21

Sven23 hat geschrieben: vor tausenden von Jahren für Ziegenhirten eine Überforderung
Deine Einschätzung bereitet ein Bild, was "DU" von der Bibel verstehst. Dies zeigt DEINEN Eindruck aus Texten, in dem nicht die Kenntnisse vorherrschen, die in den Details (werden die mit Hilfe der Bibel erschlossen) weit über das hinausreichen was an Humanismus über die griechischen Philosophen gelehrt wurde.

Die einfache Lebensführung vieler Menschen gibt nicht unbedingt gültigen Aufschluss über vorhandenes Wissen. Frage mal heute XY auf den Straßen, was sie über höhere Wissenschaften oder über die Technik wissen. Über das Öffnen der Kühlschranktür und Kenntnisse im Umgang mit Kreditkarten wird es bei einem Großteil der Leute nicht hinausgehen.

Sie können dir keine Schaltkreise beschreiben, sie verstehen kein Blech zu formen. Sie wissen meist nicht, wie ein Kühlschrank funktioniert, damit KIälte erzeugt wird. Sie können sich keine Druckknöpfe oder Plastikteile auf dem 3D-Drucker erstellen. Sie wissen nicht, wie ein Chip programmiert wird, und welche Mischung gebraucht wird zur Herstellung eines Plastikkärtchens.

Im Grunde genommen wissen wir weniger als Menschen vor tausend Jahren, als die Meisten es immerhin schafften sich selbst zu ernähren.

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Münek
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#1693 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 1. Mai 2016, 18:41

SilverBullet hat geschrieben:Wenn du es trotzdem versuchst, dann setzt du letztlich dein Weltbild voraus, um es (über die Gleichsetzung) zu begründen.
Die SETZUNG ist des Kurtis liebstes Ding. :thumbup:

SilverBullet
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#1694 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » So 1. Mai 2016, 19:21

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:In deinem „Meinungs“-Weltbild geht die Rechnung aber nicht auf.
Das hat etwas mit dem Wirklichkeits-Verständnis zu tun - UND vor allem die Setzungen im Vorfeld.
Das Wirklichkeits-Verständnis ist derart, dass für dich ein Tisch auf eine Art „unzweifelhaft wirklich“ ist, wie du sie bei keinem „Meinungs“-Weltbild erreichen wirst – man nennt dies „Erleben“ – das ist eine spezielle Phänomenal-Semantik, die nicht durch philosophische Betrachtungen erzeugt werden kann -> keine Gleichsetzung.

In deinem „Meinungs“-Weltbild kannst du mit dem Fakt, dass wir festgelegt sind, nicht sauber umgehen.
Du musst letztlich zum Aufrechterhalten deiner Behauptungen einräumen, dass dir dein „Schöpfer“ (der Kandidat hierfür ist auch noch nicht gefunden) ein gigantisches Hindernis in den Weg gelegt hat (er hat dich sozusagen ungünstig „erschaffen“) und dies einen Widerspruch zu den behaupteten „gütigen Eigenschaften“ (bei wiederum gleichzeitiger Androhung von Konsequenzen) darstellt – dies ist obendrein auch noch unabhängig vom bestehenden Theodizee-Problem.

closs
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#1695 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » So 1. Mai 2016, 20:57

SilverBullet hat geschrieben:Das Wirklichkeits-Verständnis ist derart, dass für dich ein Tisch auf eine Art „unzweifelhaft wirklich“ ist, wie du sie bei keinem „Meinungs“-Weltbild erreichen wirst
Und wenn jetzt ein Christ kommt und sagt, dass für ihn Gott auf eine Art „unzweifelhaft wirklich“ ist, wie du sie bei keinem Materialismus-Weltbild erreichen wirst?

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Münek
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#1696 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 1. Mai 2016, 21:03

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und wo liegt das Problem?
Der tiefere Grund liegt wahrscheinlich darin, dass der Kern der Bibel nicht erkannt wird und deshalb theologische Trabanten-Disziplinen wie die HKM in dieses Vakuum vorstoßen.
Der Kern der Bibel ist sogar für einen Laien leicht erkennbar. Was die biblischen Glaubenszeugnisse - hier insbesondere die der Verfasser der neutestamentlichen Schriften - zum Ausdruck bringen wollen, ist ja nun wirklich nicht schwer zu verstehen. Dafür bedarf es gewiss keiner speziellen "spirituellen Antenne".

Die Grundsätze des christlichen Glaubens werden ja selbst katholisch erzogenen Kindern beigebracht. ;)

Die HKM forscht ausschließlich auf der historischen Ebene - nicht auf esoterisch/ontologischer/geistiger/philosophischer/theologischer Glaubensebene. Auf der Glaubensebene kann und will sie nichts an wissenschaftlichen Erkenntnissen beisteuern. Dieses unwissenschaft-
lich-dubiose Terrain bleibt den Dogmatikern zum Beackern überlassen.

Die dürfen glauben, was sie wollen. Ihrer spekulativen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die HKM aber will mit vollem Recht als wisssenschaftliche Diziplin mit solchem Glaubens-Hokuspokus NICHTS zu tun haben.
Zuletzt geändert von Münek am So 1. Mai 2016, 21:20, insgesamt 1-mal geändert.

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#1697 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » So 1. Mai 2016, 21:12

Münek hat geschrieben:Der Kern der Bibel ist sogar für einen Laien leicht erkennbar.
Oberflächlich ist das sicherlich nicht falsch.

Münek hat geschrieben:Die HKM forscht ausschließlich auf der historischen Ebene - nicht auf esoterisch/ontologischer/geistiger/philosophischer/theologischer Glaubensebene. Auf der Glaubensebene kann und will sie nichts an wissenschaftlichen Erkenntnissen beisteuern.
Genau - so war es früher. - Und deshalb gab es zu meiner Zeit keine Probleme wie heute in der Theologie - weil die HKM-ler gewusst haben, dass sie in ihrer Disziplin nicht mit dem Kern zu tun haben, sondern außenrum arbeiten - sie haben sich als "Trabanten" wohlgefühlt und wären nie auf die Idee gekommen, IN das Werk selber einzugreifen.

Im übrigen gab es nicht da die "HKM"-ler und dort die Literatur-Versteher - das waren wir in Personal-Union. - Aber wir haben sehr genau gewusst, welche Teildisziplin der Literaturwissenschaft assistierend und welche verstehend war.

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#1698 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » So 1. Mai 2016, 21:44

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Das Wirklichkeits-Verständnis ist derart, dass für dich ein Tisch auf eine Art „unzweifelhaft wirklich“ ist, wie du sie bei keinem „Meinungs“-Weltbild erreichen wirst
Und wenn jetzt ein Christ kommt und sagt, dass für ihn Gott auf eine Art „unzweifelhaft wirklich“ ist, wie du sie bei keinem Materialismus-Weltbild erreichen wirst?
Offensichtlich bist du nicht dieser Christ, denn sonst hättest du ja beschreiben können, wie diese „Situationen“ das alltägliche Wirklichkeitserleben übersteigen sollen.

Vermutlich „stösst“ er nicht gerade „dagegen“ und nimmt „es“ auch sonst nicht über irgendwelche Sinne wahr. Des Weiteren wird er sicherlich seien Lebenslauf offen legen, aus dem man erkennen kann, in wie weit er in einem „günstigen“ Suggestionsumfeld aufgewachsen ist und er wird auch über seine sonstige Verfassung Auskunft geben – dies wird notwendig sein, denn die anderen „neidisch dreinblickenden“ Christen möchten bestimmt nicht jedem (lebenden) „Auserwählten“ blind vertrauen.

Danach könnte man ihn mit anderen Christen, Moslems und Juden, die Gleiches erfahren haben wollen (unser Christ ist ja bestimmt kein „Einzelkind“, zumal es wohl auch heute noch einige "lebende Inkarnation/Nachfolger von Jesus" geben soll), „diskutieren“ lassen und die „Überlebenden“ danach fragen, auf was sie sich einigen konnten.

Das „Resultat“ könnte man dann in der Neurowissenschaft näher untersuchen – da haben buddhistische Mönche auch schon mitgemacht - das sollte also keine grosse Sache sein.

Der ultimative Test wäre natürlich das Stellen von Fragen, die der behauptende Christ bestimmt gerne beantwortet – Zukunftsfragen.
Wenn sich der ansonsten so „scheue Schöpfer“ schon mal zu einem Kontakt „herablässt“, dann wird er sicherlich das „volle Programm“ gehen wollen – wie in unserem 3D/2D-Beispiel – also mit extrem guten Detailerklärungen, bei denen die heiligen Schriften „alt“ aussehen.

Siehst du, dieser ganze Aufwand ist bei einem Tisch nicht notwendig.
Der ist einfach da und die Interaktion mit ihm, wird erlebt – ganz einfach.
Bei „Meinungs“-Weltbildern ist nichts einfach…

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#1699 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » So 1. Mai 2016, 22:15

SilverBullet hat geschrieben:wie diese „Situationen“ das alltägliche Wirklichkeitserleben übersteigen sollen
Du gehst immer noch von der Kalibrierung an dem aus, was Du "alltägliches Wirklichkeitserleben" nennst. - Nicht, dass dies unklug wäre - es ist aber trotzdem willkürlich.

Im übrigen wäre diese ganze Diskussion müßig, würde nicht ständig rumgehebelt werden, dass die materialistische Welt die einzige sei und alles andere "Einbildung". - Finde Dich doch einfach damit ab, dass es andere Formen von Wirklichkeit/Realität geben kann, die der Naturwissenschaft und dem intersubjektiven Zugang verschlossen sind.

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#1700 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 1. Mai 2016, 23:14

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Kern der Bibel ist sogar für einen Laien leicht erkennbar.
Oberflächlich ist das sicherlich nicht falsch.[
Was heißt denn hier "oberflächlich"? Millionen von Christen vertrauen dem Wort aus dem Johnnesevangelium:

"Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass
alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben."

Was hat dieser Glaube mit "Oberflächlichkeit" zu tun?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die HKM forscht ausschließlich auf der historischen Ebene - nicht auf esoterisch/ontologischer/geistiger/philosophischer/theologischer Glaubensebene. Auf der Glaubensebene kann und will sie nichts an wissenschaftlichen Erkenntnissen beisteuern.
Genau - so war es früher. - Und deshalb gab es zu meiner Zeit keine Probleme wie heute in der Theologie - weil die HKM-ler gewusst haben, dass sie in ihrer Disziplin nicht mit dem Kern zu tun haben, sondern außenrum arbeiten - sie haben sich als "Trabanten" wohlgefühlt und wären nie auf die Idee gekommen, IN das Werk selber einzugreifen.
Sorry - das tun sie insofern nicht, als sie sich auf das Historische beschränken. Es findet kein Eingriff statt. Deine Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen. Reine Erfindung!

closs hat geschrieben:Im übrigen gab es nicht da die "HKM"-ler und dort die Literatur-Versteher - das waren wir in Personal-Union. - Aber wir haben sehr genau gewusst, welche Teildisziplin der Literaturwissenschaft assistierend und welche verstehend war.
Dein rührender Versuch, die HKM als "Hilfswissenschaft" oder als "assistierende Methode" oder als "Randwissenschaft" abzuqualifizieren, geht ins Leere. An den theologischen Fakultäten ist diese Methode seit vielen Jahrzehnten nicht ohne Grund als die Standardauslegung etabliert. Für "geistige Auslegung" - was immer das auch sein mag - ist diese Methode allerdings nicht geeignet.

Spirituelle Wunschvorstellungen gehören ins esoterische Schattenkabinett.

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