sven23 hat geschrieben:Bei 4600 Abschriften lassen sich Veränderungen/Fälschungen ganz gut rekonstruieren
Natürlich geht das. - Ich halte es nur mit der Wissenschaft und stelle Beobachtung über Bewertung - das heisst konkret: Ob es nun eine Veränderung (zu einer älteren Quelle) ist in Bezug auf eine Evangelium oder auf ein "Vater unser" (sehr häufiger und sprachwissenschaftlich eminentes Beispiel): Man muss im Einzelfall prüfen, WARUM es diese Veränderung gibt.
* Hatte der Schreiber eine Vor-vor-vor-Quelle zur Hand, die wir heute nicht mehr kennen?
* Hat er absichtlich gefälscht, weil er (kirchen-) politische Gründe hatte?
* Ist eine Veränderung rein sprach-wissenschaftlicher Natur? - Auch das gibt es.
* Ist eine Veränderung gar eine Verbesserung, weil man inzwischen hebräische Quellen gefunden hat, denen nach die älteren Quellen missverständlich oder gar falsch übersetzen?
Da gibt es unheimlich viele Möglichkeiten. - Von "Fälschungen" zu sprechen, nur weil was anders ist als vorher, ist zu wenig.
sven23 hat geschrieben:Das kann man glauben, wenn man sich die Hose mit der Kneifzange zumacht, aber die Absichten sind immer recht eindeutig.
Wie gesagt: Bei seriöser Wissenschaft wird man differenziert untersuchen - übrigens auch aus Sicht unterschiedlicher Weltanschauungen untersuchen. - Denn ein Wissenschaftler, der meint, es sei unwissenschaftlich, eine leibliche Auferstehung Jesu für möglich zu halten, wird andere Wertungen in solchen Fragen haben als ein spirituell orientierter Mensch.
Immer wieder dasselbe: Man muss scharf zwischen wissenschaftlicher Beobachtung und deren weltanschaulicher Interpretation unterscheiden.
sven23 hat geschrieben:Das Johannesevangelium gilt sowieso weit weniger historisch zuverlässig als die Synoptiker.
Glaube ich gerne. - Aber nicht eine historische Konstellation ist entscheidend, sondern das, was in einem Text steht: Ist es spirituell tragbar oder nicht? (Das gilt natürlich dann, wenn man nicht nur Stoffsammlung macht, sondern auch interpretieren will).
sven23 hat geschrieben: Hat er Forschungsergebenisse bezüglich der Naherwartung oder des Johannesevangeliums auf fachlicher Ebene entkräften können? Natürlich nicht.
Inhatlich schon - nur hat interpretiert er dabei halt auf anderen weltanschaulichen Grundlagen als ein Wissenschaftler, der meint, es sei unwissenschaftlich, eine leibliche Auferstehung Jesu für möglich zu halten.
Wir sprechen hier nicht von unterschiedlicher wissenschaftlicher Sorfalt, sondern von unterschiedlichen Weltanschauungen bei der Interpretation.
sven23 hat geschrieben:Wer versteht denn was anderes unter Forschung?
Handwerklich reden wir vom selben - die Interpretations-Basis kann unterschiedlich sein.