Alles Teufelszeug? II

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Münek
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#631 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Mo 28. Mär 2016, 02:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Na - nun übertreibe mal nicht.
Halte ich für sehr realistisch, wenn sich da die Fronten nicht irgendwie enthärten lassen.

Diese Fronten existieren nur hier im Forum. An den theologischen Fakultäten mit großer Sicherheit nicht.

Ich denke, Du hast keinen Grund zur Sorge... ;)

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Münek
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#632 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Mo 28. Mär 2016, 02:49

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Diese unsere Welt als bloßes Produkt eines Menschentraumes kann ich deshalb absolut ausschließen, weil es keinem Menschen auch nur annähernd möglich sein könnte, sich diese unendlich große Welt in all ihrer Komplexität zu erträumen.
Woher willst Du es wissen?

Ich denke, ich habe es hinreichend erklärt.

Versuche meine Argumente sachlich und plausibel zu widerlegen.

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Münek
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#633 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Mo 28. Mär 2016, 02:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das heißt, diese unsere Welt ist TATSÄCHLICH real - weil sie KEIN TRAUM eines Menschen sein KANN.
Irgendwo machst Du Deine Voraussetzung zum Beweis.

Irgendwo, irgendwie, irgendwann.

Unsinn - weshalb unsere Welt KEIN Traum eines Menschen sein KANN, habe ich versucht zu begründen.

Wenn Du schon Widerspruch erhebst, musst Du bei meinen Begründungen ansetzen.
Wenn Du diese nicht verstanden haben solltest (weil ich mich nicht deutlich genug
ausgedrückt habe), frage mich.

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sven23
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#634 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Mo 28. Mär 2016, 08:11

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du verwechselst immer wieder die historisch-kritische Methode mit der kanonischen Exegese.
Ganz sicher NICHT. ;)
Den Eindruck hat man aber. Denn du begreifst immer noch nicht, warum die kanonische Exegese in der Leben-Jesu-Forschung nichts zu suchen hat.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bitte lies noch mal, was Thaddäus mit messerscharfer Analyse dazu geschrieben hat, vielleicht wird es dann klarer:
Thaddäus ist wirklich ein shr intelligenter Mensch - aber sie irrt hier in einigen entscheidenen Punkten. - Sie analysiert, wie die kanonische Exegese aus dem Selbstverständnis einer Bultmann-HKM zu verstehen ist. - Aber das ist nicht verbindlich, sondern eine Pro-Domo-Analyse.
Nein, sie analysiert von einem Standpunkt aus, der einen wissenschaftlichen Anspruch hat. Und dazu gibt es überhaupt keine ernst zu nehmende Alternative.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nach allem, was ich bisher dazu in der Literatur gelesen habe, wird die obige Beschreibung von Theologen, die in der Leben-Jesu-Forschung nach wissenschaftlichen Kriterien arbeiten, geteilt.
Das hat damit zu tun, dass Lehrstühle aus historischen Gründen sehr stark dementsprechend besetzt wurden - wenn man so will: ein Bultmann-Hype.
Das ist Blödsinn, alles einem Mann in die Schuhe zu schieben. Es ist zwar einfach, aber blöd und falsch, auch wenn er sicher einen Einfluß in der Theologie gehabt hat.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Da können sich die Ratzingers und Bergers auf den Kopf stellen.
Viel entspannter: Entweder es gelingt, die verschiedenen Exegesen unter einen Hut zu bringen (Ratzi und Berger haben es versucht), oder es wird mittelfristig zwei völlig unterschiedliche Theologie-Wissenschaften geben.
Im Falle der Leben-Jesu-Forschung haben wir doch schon 2 Richtungen: eine, die nach wissenschafltlichen Kriterien arbeitet und eine, die nach glaubensdogmatischen Maximen vorgeht.

closs hat geschrieben: Aus meiner Sicht wäre dies bedauernswert, weil ich glaube, dass eine ent-ideologisierte HKM BEIDES leisten könnte - dann brauchte man nicht einmal eine Ratzi-Exegese.
Nein, beides zusammen geht nicht. Entweder arbeitet man nach wissenschaftlichen Kriterien oder läßt es bleiben.
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sven23
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#635 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Mo 28. Mär 2016, 08:26

closs hat geschrieben:Das würde ich unter "Optimismus" buchen. Auf lange Sicht wird es stimmen - momentan spüre ich mehr einen eher pessimistisch stimmenden Monopol-Anspruch einer Bright-HKM.
Das ist doch Unsinn. In der Forschung arbeiten keine Brights, sondern Theologen. Das ist es doch gerade, was die Glaubensogmatiker so fuchst. Die stärksten Argumente kommen aus dem eigenen Lager.
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sven23
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#636 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Mo 28. Mär 2016, 08:40

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn man ihn nicht demontieren könnte, wäre die ganze Aufregung ja grundlos. Da die Aufregung aber groß ist, ist die Demontage naheliegend.
Man kann ihn im Bewusstsein demontieren - aber nicht ihn selbst. - In der Tat findet hier aus meiner Sicht ideologische Verführung statt.

Nicht dass wir uns falsch verstehen:
Jeder soll an das glauben, was er will. - Wenn aber ein Glaube als Wissenschaft daherkommt, kann das schon für die Leute überfordernd sein. - Und wenn dann die Ratzis der Welt in die Eisen gehen, verstehe ich das.
Ratzi geht ja nur deshalb in die Eisen, weil ihm die Ergebnisse nicht passen. Substantiell hat er nichts entgegenzusetzen, deshalb spricht er ja vom Vertrauensvorschuß und Glaubensentscheid. Dass dies am Ende des Tages zu wenig ist, ist auch klar.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wo sind denn die sachlichen Begründungen auf wissenschaftlicher Ebene? Kannst du ein Beispiel benennen, dass Berger oder Ratzinger die Forschungsergebnisse widerlegt hätten? Können sie nachweisen, dass die Forschung die historisch-kritische Methode falsch angewendet haben?
Formal wurde die HKM mit gößter Wahrscheinlichkeit nicht falsch angewendet - davon gehe ich einfach aus. - Das ist sicherlich auch nicht Ratzis Vorwurf - es sind die Schlussfolgerungen - Hast Du meine Zitate aus Magdalenas Link vergessen?

Es geht vielmehr darum, dass Analog-Schlüsse aus der HKM (Troeltsch) nicht zwingend auf die Bibel anwendbar sind. - Wir reden also davon, was die HKM substantiell überfordern kann - von formalen Fehlern der Forscher reden wir nicht.
Eben, inhaltlich und sachlich hat man nichts in der Hand. Man will halt nur andere Ergebnisse haben.
Mit kanonischer Exegese geht das wunderbar. Man möchte also, dass die historisch-kritische Methode die Ergebnisse der kanonischen Exegese hervorbringt. Dieser Spagat kann niemals gelingen.
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Queequeg
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#637 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Queequeg » Mo 28. Mär 2016, 10:20

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Also mach Dir mal keine Sorgen um die HKM...
Wie mehrfach gesagt: Meine Sorge ist, dass es ein Wissenschafts-Schisma gibt. - Wenn keine Anstrengungen glücken, HKM und Geistes-Wissenschaft unter einen Hut zu bekommen, wird es dieses Schisma geben.

Diese Welt ist einziges Schisma. Der Mensch ist sich selbst ein ewige Schisma, sozusagen, und so kommt es dann auf ein Schisma mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Eigentlich und so gesehen sind Religionen grundsätzlich prädestiniert für Schismen, das scheint dem lieben Gott ein Wohlgefallen zu sein, bedenke das und bewege meine Worte prüfend in deinem Herzen.

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#638 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 10:21

Münek hat geschrieben:Eine solche Aussage habe ich nie gemacht.
"Es gibt keine andere Realität" - erinnerst Du Dich jetzt?

Münek hat geschrieben: die Wissenschaft setze ja auch - und zwar, dass die von uns erlebte Welt real sei.
Stimmt - das ist ebenfalls korrekt.

Münek hat geschrieben:Diese Fronten existieren nur hier im Forum.
Da irrst Du Dich - wir reden hier über Dinge "draußen" in der Welt, die existieren.

Münek hat geschrieben:Versuche meine Argumente sachlich und plausibel zu widerlegen.
Die einfachste Widerlegung ist, dass wir nur wahrnehmen können, wir somit nicht bestimmen können, was Wahrnehmung ist - wir können uns nicht über unsere eigene Wahrnehmung stellen.

Münek hat geschrieben: weshalb unsere Welt KEIN Traum eines Menschen sein KANN, habe ich versucht zu begründen.
Aber erfolglos - siehe Abschnitt zuvor.

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#639 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 10:34

sven23 hat geschrieben: Denn du begreifst immer noch nicht, warum die kanonische Exegese in der Leben-Jesu-Forschung nichts zu suchen hat.
Im Segment "Wie ist die fleischliche Vita Jesu zu sehen?" hat die KE in der Tat nichts zu suchen. - Aber sehr wohl dann, wenn mit Berufung auf dieses kleine Segment Aussagen theologisch-spiritueller Natur abgeleitet werden - es geht hier um die Überdehnung von Biografistischem ins Theologische (etwa "Jesus hatte selbst eine 'äußere' Naherwartung").

sven23 hat geschrieben:sie analysiert von einem Standpunkt aus, der einen wissenschaftlichen Anspruch hat.
Ja - aber es gibt verschiedene Standpunkte mit wissenschaftlichem Anspruch.

sven23 hat geschrieben:Das ist Blödsinn, alles einem Mann in die Schuhe zu schieben.
Nicht ihm, sondern seiner überaus mächtigen Gefolgschaft. - Möglicherweise war Bultmann genauso wenig HKM-ler im Bright-Sinn wie Marx Kommunist war - dazu kenne ich Bultmann zu wenig - ich kenne nur die Früchte seiner Saat.

sven23 hat geschrieben:eine, die nach wissenschafltlichen Kriterien arbeitet und eine, die nach glaubensdogmatischen Maximen vorgeht.
Beide arbeiten nach wissenschaftlichen Kriterien - aber mit einem unterschiedlichen Ansatz.

sven23 hat geschrieben:Nein, beides zusammen geht nicht.
Dann wird es ein Wissenschafts-Schisma geben.

sven23 hat geschrieben:Die stärksten Argumente kommen aus dem eigenen Lager.
Das ist kein eigenes Lager - es ist oft eher ein trojanisches Pferd.

Ich bezweifle nicht, dass es viele Gläubige unter den Theologen gibt. - Aber der Glaube hat sich verändert - irgendein Softie-Ding unter dem Primat der menschlichen Vernunft - insofern NICHT dasselbe Lager.

sven23 hat geschrieben:Substantiell hat er nichts entgegenzusetzen
Massenhaft hat er entgegenzusetzen - aber seine Art von Substanz wird oft nicht mehr verstanden.

sven23 hat geschrieben:Eben, inhaltlich und sachlich hat man nichts in der Hand.
Doch - es ergeben sich ganz andere substantielle Ergebnisse, wenn man bspw. die Analogie-Automatismen verlässt. - Das ist nicht unwissenschaftlich, sondern differenziert.

sven23 hat geschrieben:Man möchte also, dass die historisch-kritische Methode die Ergebnisse der kanonischen Exegese hervorbringt.
Gar nicht. - Die HKM soll soweit gehen, wie es ihre Voraussetzungen erlauben - die kanonische Exegese macht dann weiter. - Es geht immer wieder um das Problem der Übergriffigkeit.

Queequeg hat geschrieben:Eigentlich und so gesehen sind Religionen grundsätzlich prädestiniert für Schismen
Jetzt aber betrifft es die Wissenschaft.

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#640 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Queequeg » Mo 28. Mär 2016, 10:40

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Eigentlich und so gesehen sind Religionen grundsätzlich prädestiniert für Schismen
Jetzt aber betrifft es die Wissenschaft.

Das ist dann aber und jetzt dein höchstpersönliches Schisma!

Denn lebt (im doppelten Wortsinn) die Wissenschaft nicht, irgendwie, von Schismen?

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