Alles Teufelszeug? II

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Münek
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#611 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 27. Mär 2016, 22:25

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Da wir für gewöhnlich Dinge sehen und "res" das lateinische Wort für "Ding" ist, scheint mir die Bezeichnung "Realität" eigentlich die naheliegendste Variante zu sein.
Ist aber schwierig - dann müssten wir streiten, ob Ultraschall Realität ist. - Ich würde "Realität" im Sinne von "Wirklichkeit" definieren.

Ist das strittig? :o

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Münek
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#612 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 27. Mär 2016, 22:46

Savonlinna hat geschrieben:Darum wäre es mir lieber, man würde Ratzingers Ausage, dass Wissenschaft mitunter missbraucht wird, erst mal ernst nehmen. Und überprüft, ob er damit nicht doch etwas meint, was stimmen könnte.

Warum sollte man ihn ernst nehmen? Der Mann ist ideologisch verknöchert.

Sollte er wirklich der Auffassung sein, dass Exegeten "die Wissenschaft missbrauchen",
dann soll er dies gefälligst konkret belegen - oder seine Klappe halten. Seine agressiven
Pauschalurteile und verbalen Rundumschläge sind doch absurd.

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Savonlinna
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#613 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » So 27. Mär 2016, 22:56

Münek hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Darum wäre es mir lieber, man würde Ratzingers Ausage, dass Wissenschaft mitunter missbraucht wird, erst mal ernst nehmen. Und überprüft, ob er damit nicht doch etwas meint, was stimmen könnte.

Warum sollte man ihn ernst nehmen? Der Mann ist ideologisch verknöchert.
Die Aufklärung hat als Startschuss gehabt, die eigenen Vorurteile aufzugeben.
Aufgeben kann man diese Vorurteile nur, wenn man einen Menschen ernst nimmt und überhaupt untersucht, ob er verknöchert ist.

Siehst Du Dich dem Humanismus oder der Humanität verpflichtet, und, falls ja, in welcher Ausformung?

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#614 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 27. Mär 2016, 22:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wissenschaftliche Hypothesen und Theorien sollen u.a. überprüfbar sein. Überprüfbar ist aber nur etwas, mit dem
wir wenigstens indirekt interagieren können und das sich gesetzmäßig verhält.
Naturwissenschaftlich sind diese Regeln angebracht - in der Geistes-Wissenschaft sind sie ungenügend.

Ob man zwischen Geistes- und Naturwissenschaften zu differenzieren hat, lassen wir mal offen.

Wir diskutieren doch hier primär über die Welt und ihre Existenz als solche und
weniger über kulturelle, geistige, soziologische etc. Phänomene.

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Halman
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#615 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Halman » So 27. Mär 2016, 23:18

Münek hat geschrieben:Im Übrigen war Ratzinger kein Exeget - und Berger verlangt unzulässigerweise von seinen wissenschaftlich arbeitenden Kollegen (vergebens), dass diese bei ihrer Forschungstätigkeit gefälligt die Glaubensbrille der katholischen Kirche aufzusetzen haben.
Wer ist ein Exeget? Diese Frage ist ganz ehrlich gemeint, lieber Münek. Darüber grüble ich schon einige Zeit nach, wer denn zurecht als Exeget bezeichnet wird. Deinem Beitrag entnehme ich, dass diese Qualtität offenbar nicht jeder Theologe für sich in Anspruch nimmt bzw. nehmen darf. Wie kann ich erkennen, wer Exeget ist und wer nicht? Wonach richtet sich das?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#616 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » So 27. Mär 2016, 23:36

Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Im Übrigen war Ratzinger kein Exeget - und Berger verlangt unzulässigerweise von seinen wissenschaftlich arbeitenden Kollegen (vergebens), dass diese bei ihrer Forschungstätigkeit gefälligt die Glaubensbrille der katholischen Kirche aufzusetzen haben.
Wer ist ein Exeget? Diese Frage ist ganz ehrlich gemeint, lieber Münek. Darüber grüble ich schon einige Zeit nach, wer denn zurecht als Exeget bezeichnet wird. Deinem Beitrag entnehme ich, dass diese Qualtität offenbar nicht jeder Theologe für sich in Anspruch nimmt bzw. nehmen darf. Wie kann ich erkennen, wer Exeget ist und wer nicht? Wonach richtet sich das?

Mein lieber Halmann - wirklich nur so aus dem Handgelenk heraus:

Ein Exeget ist ein Theologe, der im universitären Bereich mit historisch-wissenschaftlicher Methodik Bibeltexte auslegt
und dies den Theologiestudenten lehrmäßig vermittelt.


Ein Dogmatiker legt keine Bibeltexte aus, sondern erklärt und vermittelt den Studenten an den theologischen Fakultäten die verbindlichen Glaubenslehren der Kirche (Dogmen).

Es gibt hier also eine Aufgabentrennung und Arbeitsteilung.

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#617 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » So 27. Mär 2016, 23:52

Savonlinna hat geschrieben:Was Metzinger hingegen treibt - oder getrieben hat, vielleicht hat er sich geändert - ist brandgefährlich
Ratzinger nennt Ähnliches in anderem Kontext "Anti-Christ".

Savonlinna hat geschrieben:Davor habe ich keine Angst, weil unsere Kulturgeschichte dümmliche Zwischenergebnisse nicht weiter tradiert.
Theologisch gesprochen: der heilige Geist ist immer zwischenmenschlich anwesend: alles hat seinen Platz und dient der gegenseitigen Korrektur.
Das würde ich unter "Optimismus" buchen. Auf lange Sicht wird es stimmen - momentan spüre ich mehr einen eher pessimistisch stimmenden Monopol-Anspruch einer Bright-HKM.

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#618 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » So 27. Mär 2016, 23:55

Münek hat geschrieben:Naja - Berger spricht in diesem Zusammenhang immerhin von Kirchenbänken, die immer leerer werden.
Natürlich kann das eine Folge sein - was willst Du anderes in einer gegenwärtigen intellektuellen Ausrichtung sonst erwarten? - Viele Leute rennen dem nach, was gegenwärtig hip ist.

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#619 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » So 27. Mär 2016, 23:57

Münek hat geschrieben:Deinen Vergleich der Relativitätstheorie Einsteins mit dem kanonischen Exegeseansatz Bergers finde ich putzig. :lol:
Ich auch - ich bin ja schon froh, dass es Einstein NICHT trifft.

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#620 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 00:06

sven23 hat geschrieben:Wenn man ihn nicht demontieren könnte, wäre die ganze Aufregung ja grundlos. Da die Aufregung aber groß ist, ist die Demontage naheliegend.
Man kann ihn im Bewusstsein demontieren - aber nicht ihn selbst. - In der Tat findet hier aus meiner Sicht ideologische Verführung statt.

Nicht dass wir uns falsch verstehen:
Jeder soll an das glauben, was er will. - Wenn aber ein Glaube als Wissenschaft daherkommt, kann das schon für die Leute überfordernd sein. - Und wenn dann die Ratzis der Welt in die Eisen gehen, verstehe ich das.

sven23 hat geschrieben:Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Stimmt. - Wo liest Du heraus, dass Berger generell gegen die HKM ist?

sven23 hat geschrieben:" Durch die Methode der historisch-kritischen Exegese werde die Bibel VERFÄLSCHT und das "Christentum bis zur Unkenntlichkeit ...DEFORMIERT."
Dies ist ein indirektes Zitat. - Wo ist das Originalzitat samt Kontext?
Klaus Berger
doch um eine Methode handelt :lol: )

sven23 hat geschrieben:Wo sind denn die sachlichen Begründungen auf wissenschaftlicher Ebene? Kannst du ein Beispiel benennen, dass Berger oder Ratzinger die Forschungsergebnisse widerlegt hätten? Können sie nachweisen, dass die Forschung die historisch-kritische Methode falsch angewendet haben?
Formal wurde die HKM mit gößter Wahrscheinlichkeit nicht falsch angewendet - davon gehe ich einfach aus. - Das ist sicherlich auch nicht Ratzis Vorwurf - es sind die Schlussfolgerungen - Hast Du meine Zitate aus Magdalenas Link vergessen?

Es geht vielmehr darum, dass Analog-Schlüsse aus der HKM (Troeltsch) nicht zwingend auf die Bibel anwendbar sind. - Wir reden also davon, was die HKM substantiell überfordern kann - von formalen Fehlern der Forscher reden wir nicht.

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