Savonlinna hat geschrieben:"Soll" ist eine moralische Forderung. Daran kannst Du nichts ändern.
Ich verstehe es als Idealwert. - Für einen LKW-Fahrer ist der Alkohol-Soll-Wert 0.0 Promille. - Hier wäre das Soll das Eins-Sein in Gott - das hat in meinem Verständnis nichts mit "Forderung" zu tun - man kann es ja sein lassen.
Savonlinna hat geschrieben:Aber da das nicht der Fall ist, kann Gott nur im Wachsenden liegen.
Aus meiner Sicht ist Gott ÜBERALL. - Aber beantwortet das die Frage, WARUM es Leid gibt.
Savonlinna hat geschrieben:"Ich-Orientierung" gibt es gar nicht. Das ist meines Erachtens ein Fehl-Urteil. Der Mensch lebt nie, keine Sekunde, nur im Ich.
Das behaupte ich auch nicht - ganz im Gegenteil.
Savonlinna hat geschrieben:Jede menschliche Handlung ist eine - in Deiner Sprache - zu Gott hin. Jede, absolut jede.
Das stimmt auf entsprechender Ebene ja auch - siehe Novalis: "Alle Wege führen nach Hause". - Aber damit ist doch gemeint, dass auch das Böse "nach Hause" führt. - Aber das heisst doch nicht, dass deshalb das Böse gut ist.
Savonlinna hat geschrieben:Wenn Du so denkst, wie Du denkst, dann wird der Mensch verfehlt. Und damit auch Gott verfehlt.
Verstehe nicht ganz. - Meinst Du damit, dass der Mensch NICHT phänomenologisch, sondern individuell-wertend denken soll? - Bei privaten Dingen tue ich das auch "Die gefällt mir, die nicht"), aber bei Grundsatz-Fragen der Philosophie/Theologie?
Savonlinna hat geschrieben:Mir ist nicht unwichtig zu verstehen, warum mir das Christentum in gewissen Facetten so neben der Spur ist - vorbei am Menschen. Und damit auch vorbei an Gott.
Interessante Frage.
Meine Antwort wäre:
Weil auch das Christentum dazu neigt, Menschenmaß über Gottesmaß zu stellen. - Andererseits: Der Mensch hat nichts anderes als sein eigenes Maß. - Deshalb immer wieder mein Hinweis, dass der Mensch erkennen muss, dass er letztlich nichts weiss. - Gleichzeitig kann dies aber nicht heißen, dass diese Erkenntnis über eine schwammige Philosophie/Theologie erreicht werden kann.
Eigentlich kann sie nur durch KEINE Theologie/Philosophie erreicht werden - "Werdet wie die Kinder". - Erkenntnis-Fähigkeit ist Voraussetzung für bewusste Gott-Erkennung und gleichzeitig der Fluch, es nicht tun zu können. - Deshalb komme ich doch immer mit meinem "Aufhebung des Ichs in Gott" - "bewusstes Loslassen des Ichs als Erkenntnisakt, um erst nach dem Loslassen erkennen zu können". - Wobei wir übrigens bei unserer Ödipus-Interpretation in einem anderen Thread wären.
Savonlinna hat geschrieben:Falls Du Dein Weltbild - das, das Du eben umrissen hast - als "universal" verstündest und dieses als verbindlich für alle erkläen würdestt, dann wäre es ein diktatorisches Begehren.
Da sind wir beim alten Thema, in dem wir uns schon gefetzt haben - hier in einem anderen Beispiel als Frage formuliert:
Ist das Bestehen auf Demokratie als Mittel gegen Diktatur selber Diktatur, weil es ein Bestehen gegen Diktatur ist?
Savonlinna hat geschrieben:Ich stelle nüchtern fest, dass Du selber wertest, indem Du auf den Begriffen "gut" und "böse" beharrst - denn diese sind per se Werturteile.
[/quote]Ich verstehe unter "gut" und "böse" einen Vektor (zu Gott hin oder weg von ihm) - so wie man sagt: Norwegen ist im Norden und Marokko ist im Süden. - "Gut" und "böse" sind in meinem Weltbild ausdrücklich KEINE moralischen Größen - "Moral" ist ein säkularer Ableger gesellschaftlicher Ordnungs-Systeme und trifft aus meiner Sicht die Problematik von "gut" und "böse" nicht.