Alles Teufelszeug?

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sven23
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#1311 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 27. Feb 2016, 19:10

lovetrail hat geschrieben:[

Danke. Steile Aussage, muss ich sagen. Muss ich noch weiter verfolgen.
Ich sehe auf der Seite übrigens kein Glaubensbekenntnis.

LG lovetrail
Das ist das gute an wissenschaftlicher Arbeit: sie benötigt kein Glaubensbekenntnis. Forschung kann unabhängig von Glaubensbekenntnissen arbeiten.
Ich vermute mal, dass du bei kanonischer Exegese/Ratzingerexegese besser aufgehoben bist. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Savonlinna
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#1312 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 27. Feb 2016, 19:12

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Andererseits ist die Ansicht von closs, dass es einen Jesus gibt, der unabhängig von menschlichen Deutungen existiert, eine Sichtweise, die zu äußerlich bleibt.
Das ist auch nicht meine Aussage.
Doch! Diese Aussage hast Du uns geradezu eingehämmert.
Ist sie inzwischen für Dich nicht mehr gültig?

closs hat geschrieben:- Meine Aussage ist, dass Jesus nicht über eine HKM deutbar ist, die Metaphysik in ihren eigenen methodischen Präambeln ausschließt.
Das kann ja auch eine Aussage von Dir sein. Du hast ja nicht nur eine hier im Forum gemacht.

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lovetrail
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#1313 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von lovetrail » Sa 27. Feb 2016, 19:15

Das ist das gute an wissenschaftlicher Arbeit: sie benötigt kein Glaubensbekenntnis. Forschung kann unabhängig von Glaubensbekenntnissen arbeiten.
Ich vermute mal, dass du bei kanonischer Exegese/Ratzingerexegese besser aufgehoben bist.
Das erinnert mich ein wenig an Punk. Scheinbar jeder kann sich hinstellen und authentischen Lärm machen ;-)

Ne, im Ernst. Die heilige Schrift sagt von sich selber, dass sie nur im heiligen Geist adäquat ausgelegt werden kann.
Und so erfahre ich das selber auch immer wieder.

LG lovetrail
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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Savonlinna
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#1314 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 27. Feb 2016, 19:20

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:WENN es ein "Gottesreich" gibt, ist es ein Reich, das ohne Metaphysik nicht erklärbar ist.
Hier tun sich zwei Fragen auf:
a. Was ist in Deinen Augen Metaphysik?
b. Wieso kann die Metaphysik ein Reich Gottes erklären, wo ja nicht mal die Physik die Menschenwelt erklären kann, ja nicht einmal die physikalische Welt erklären kann?
a) Etwas, was jenseits der natürlichen Welt ist, also nicht aus Materie kommt und nicht aus Materie erklärbar ist.

Jetzt bin ich verwirrt. Bislang dachte ich, die Metaphysik sei für Dich eine philosophische Disziplin.
Natürlich sind alle Wissenschaften in dem Sinne nicht aus Materie entstanden. Aber dann wären ja alle Wissenschaften Metaphysik, in Deinen Augen.


closs hat geschrieben:b) Meine Aussage war nicht, dass man mit Metaphysik Gott erklären kann, sondern dass eine Erklärung ohne Metaphysik nicht möglich ist.
Ja, und warum nicht?

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Münek
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#1315 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 27. Feb 2016, 19:39

Savonlinna hat geschrieben:
lovetrail hat geschrieben: Wenn das wirklich die "einhellige Meinung der neutestamentlichen Forschung" wäre, dann hätte ich davon was mitbekommen.
Ich auch. Selbst die neutestamentliche Forschung weiß vermutlich nichts davon, was man ihr hier - in frei erfundener Weise - unterstellt. Aber es nützt nichts. Man kann hier den Behauptern die Gegenbeweise unter die Nase halten, sie schieben
sie weg und sagen ihre ausgedachten Sprüche weiterhin brav auf.

Dann lassen wir doch einfach einen Unverdächtigen zu Worte kommen:

"Diese Andersheit des Johannes-Evangeliums, in dem wir keine Gleichnisse, sondern stattdessen
große Bildreden hören und in dem der Hauptschauplatz des Wirkens Jesu von Galiläa nach Jerusa-
lem verlegt ist, hat die moderne kritische Forschung veranlasst, dem Text - mit Ausnahme des
Passionsberichts und einiger Einzelheiten - die Historizität abzusprechen und ihn als späte theo-
logische Rekonstruktion zu betrachten
."

(Quelle: Joseph Ratzinger "Jesus von Nazareth" Bd. 1, S. 260,261) - Unterstreichungen von mir.

Tja - liebe Savonlinna, das war mal wieder ein Griff ins Kloh. :thumbdown:

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#1316 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 27. Feb 2016, 19:55

sven23 hat geschrieben:Welche Konsequenzen der Einzelne daraus zieht, bleibt jedem selbst überlassen.
Der Strickfehler ist, dass HKM-Aussagen im Sinne der hiesigen Definition von HKM sich nie auf den möglichen Fall beziehen können, dass es Gott gibt. - In anderen Worten: Für den natürlich ebenfalls möglichen Fall, dass es Gott NICHT gibt, hat die HKM recht.

sven23 hat geschrieben:er ist gläubiger Jude mit einem Hang zu Thoraverschärfung und einer Interimsethik
Schon - aber gäbe es Gott nicht, wäre alle das an sich für die Tonne. - Für diesen Fall hat "Eure" HKM auch aus meiner Sicht recht mit ihren Aussagen.

Münek hat geschrieben:Wo hast Du diesen Unsinn her und warum ist Dir das (angebliche) Unverständnis der Jünger so wichtig?
Erstens weil es Standard in der mir bekannten RKK-Theologie ist - zweitens weil es die NT-Texte in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

Savonlinna hat geschrieben:Ist sie inzwischen für Dich nicht mehr gültig?
Sorry, Du hast recht - ich habe mich verlesen - sorry.

Natürlich existiert Jesus unabhängig von menschlichen Deutungen - ALLES, auch Du, existierst unabhängig von menschlichen Deutungen. - Was ist an dieser schwerwiegenden ontologischen Einsicht "äußerlich"?

Savonlinna hat geschrieben:Natürlich sind alle Wissenschaften in dem Sinne nicht aus Materie entstanden.
Moment - das ist zu kurz.

Wenn "Geist" nicht aus "Gott" kommt ("Gott ist Geist"), kommt er aus Materie (gäbe es noch etwas Drittes?) - wenn er aber aus Materie kommt, ist Geist ein Ableger von Materie und somit alles, was mit Geist getan wird - also auch Wissenschaften. - Das Wissenschaft nicht aus Beton und Holz besteht, ist mir schon klar - mein Ansatz geht weiter.

Savonlinna hat geschrieben:Ja, und warum nicht?
Weil sonst Gott ein materialistisches Derivat wäre. - Würde man Gott so definieren, wären wir im Reich der sprachlichen Anarchie - dann kann man auch zu einem Auto "Steuererklärung" sagen.

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sven23
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#1317 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 27. Feb 2016, 20:13

Münek hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
lovetrail hat geschrieben: Wenn das wirklich die "einhellige Meinung der neutestamentlichen Forschung" wäre, dann hätte ich davon was mitbekommen.
Ich auch. Selbst die neutestamentliche Forschung weiß vermutlich nichts davon, was man ihr hier - in frei erfundener Weise - unterstellt. Aber es nützt nichts. Man kann hier den Behauptern die Gegenbeweise unter die Nase halten, sie schieben
sie weg und sagen ihre ausgedachten Sprüche weiterhin brav auf.

Dann lassen wir doch einfach einen Unverdächtigen zu Worte kommen:

"Diese Andersheit des Johannes-Evangeliums, in dem wir keine Gleichnisse, sondern stattdessen
große Bildreden hören und in dem der Hauptschauplatz des Wirkens Jesu von Galiläa nach Jerusa-
lem verlegt ist, hat die moderne kritische Forschung veranlasst, dem Text - mit Ausnahme des
Passionsberichts und einiger Einzelheiten - die Historizität abzusprechen und ihn als späte theo-
logische Rekonstruktion zu betrachten
."

(Quelle: Joseph Ratzinger "Jesus von Nazareth" Bd. 1, S. 260,261) - Unterstreichungen von mir.

Tja - liebe Savonlinna, das war mal wieder ein Griff ins Kloh. :thumbdown:

Ich habe langsam den Verdacht, dass es bei einigen an der prinzipiellen Bereitschaft fehlt, sich in die Thematik einzuarbeiten.
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Münek
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#1318 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 27. Feb 2016, 20:17

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Andererseits ist die Ansicht von closs, dass es einen Jesus gibt, der unabhängig von menschlichen Deutungen existiert, eine Sichtweise, die zu äußerlich bleibt.
Das ist auch nicht meine Aussage. - Meine Aussage ist, dass Jesus nicht über eine HKM deutbar ist, die Metaphysik in ihren eigenen methodischen Präambeln ausschließt.

Man kann einen Menschen auch darüber deuten, wie er sich zu bestimmten Themen wiederholt äußert.

Wir haben die in den Evangelien wortwörtlich überlieferten Sprüche und Aussagen Jesu,
deren Authentizität (Echtheit) von der neutestamentlichen Wissenschaft höchst professi-
onell untersucht wird.

Auf der Grundlage (höchst wahrscheinlicher) authentischer Worte Jesu versucht man, an-
näherungsweise zu erschließen, was Jesus geglaubt, gedacht und gemeint haben könnte.
Das hat mit Metaphysik nichts zu tun.

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sven23
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#1319 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 27. Feb 2016, 20:19

closs hat geschrieben:Der Strickfehler ist, dass HKM-Aussagen im Sinne der hiesigen Definition von HKM sich nie auf den möglichen Fall beziehen können, dass es Gott gibt. - In anderen Worten: Für den natürlich ebenfalls möglichen Fall, dass es Gott NICHT gibt, hat die HKM recht.
Auch das ist nicht richtig. Prinzipiell ist die Existenz Gottes nicht abhängig vom Wanderprediger Jesus. Aber wie schon dutzendmal gesagt: die Existenz Gottes ist keine Frage, die die Forschung untersuchen kann, demzufolge sie diese Frage erst gar nicht stellt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:er ist gläubiger Jude mit einem Hang zu Thoraverschärfung und einer Interimsethik
Schon - aber gäbe es Gott nicht, wäre alle das an sich für die Tonne. -
Das ist das Risiko eines jeden Gottes-Glaubens oder Götterglaubens.
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Thaddäus
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#1320 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Sa 27. Feb 2016, 20:25

closs hat geschrieben: Nun KÖNNTE es aber der Fall sein, dass es über den Naturalismus hinaus doch eine metaphysische Welt gibt ("Gott") - dieser Fall wäre außerhalb der HKM aufgrund ihrer eigenen Ablehnung, Metaphysik in irgendeiner Form zu berücksichtigen. - Dieser Fall, den die HKM Deiner Vorstellung nicht berücksichtigen könnte, brächte aber ganz andere Argumente mit sich, die dann ebenfalls nicht berücksichtigt werden könnten. - Und nu?
Ich habe selten eine ernsthaft vorgebrachte Argumentation gehört, die es an Wahnsinn mit deiner hier aufnehmen könnte:

Ich möchte mir gerne ein luxuriöses Auto für knapp 100 000€ kaufen. Ein Blick auf meine Konten zeigt mir, dass sein Preis mein Budget bei Weitem übersteigt. Nun hatte ich in meinem Leben aber immer außergewöhnlich viel Glück. Es könnte also sein, dass ich schon bald nach Kauf des Autos, für das ich mich erst einmal hoch verschulden würde, eine Million Euro im Lotto gewinne. Dass ich in meinem bisherigen Leben schon viel Glück hatte, ist ein Faktum, also ist es nicht nur eine vage Vermutung, dass ich im Lotto gewinne, ... ich muss nur Lotto spielen. Diese Möglichkeit bringt ganz neue Argumente in meine Überlegung, ob ich das teure Auto kaufen soll. Ich kann es mir nämlich, nach Abwägung der Fakten, eigentlich sehr gut leisten. Meinem Autokauf steht also nichts im Wege ... :roll:

closs hat geschrieben: Unterm Strich:
GÄBE es keinen Gott, wäre die HKM zur Klärung dieser Frage (bzw. zum Urteil einer Wahrscheinlichkeit) das Mittel der Wahl. - GÄBE es ihn, kann es die HKM nicht sein. - Begründung s.o. - Dein Argumentarium ist ein Widerspruch in sich selbst.
Gäbe es mein sagenhaftes Glück nicht, wäre eine sorgfältige Berechnung, ob ich mir ein so teures Auto überhaupt leisten kann, das Mittel der Wahl. Da ich aber belegbar schon mein ganzes Leben über ein glückliches Händchen habe, muss ich gar nicht erst lange herumrechnen. Meine Argumentation ist ganz und gar schlüssig. :roll:

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