Savonlinna hat geschrieben:Das bist nicht Du, in einer Forumdiskussion, der bestimmt, um was es "erst mal" geht.
"Bestimmen" nicht, aber darauf dringen. - Man dringt bspw. auch darauf, dass man Inhalte definiert, bevor man Sprache verwendet - oder hast Du nichts dagegen, wenn das, was Du "Baum" nennst, vom einen als "Gieskanne", vom zweiten als "Märchenbuch" und vom dritten als "Zahnstocher" bezeichnet wird? - Bestimmen kann man das nicht, aber dafür kämpfen.
Savonlinna hat geschrieben:Nur was hat die Mathematik mit der Frage nach Gott zu tun?
Es war ein Bsp. dafür, dass man Systeme nicht "operieren" kann in Bezug auf ihre Regeln/ihre MEthodik. - Folglich sagt die Naturwissenschaft etwas anderes zu Gott als ein Mystiker als eine Bauersfrau als ein Ontologe als ein Materialist.
Savonlinna hat geschrieben: Fast panikartig wehrst Du das ab.
Vielleicht hast Du mich falsch verstanden: "Gerade das tue ich nicht", nämlich "nicht bereit sein, Begriffe semantisch zu untersuchen".
Savonlinna hat geschrieben:Kein Wahrnehmung ohne Objekt.
Also doch. - Erfreulich.
Savonlinna hat geschrieben: Kein Objekt ohne Wahrnehmung, wird man feststellen.
Widerspruch: Kein Objekt
in der Wahrnehmung, wenn man nicht wahrnimmt.
Savonlinna hat geschrieben:Die Wahrnehmung konstituiert also das Objekt
Da ist unsere Meinungsverschiedenheit. - Ich meine per Prämisse (siehe Descartes), dass das Objekt "Mond" auch ohne meine Wahrnehmung "ist" (deshalb "Entität").
NB: Das hat gar nichts damit zu tun, dass jeder ein Objekt anders aufnimmt.
Savonlinna hat geschrieben:Naturwissenschaftlich können die Alltagsbegriffe benutzt werden, geisteswissenschaftlich hingegen in dieser Form nicht mehr.
Wenn Du sagen würdest, dass es geisteswissenschaftlich keinen fest definierten Subjekt-Objekt-Bezug gibt, würde ich Dir lebhaft zustimmen. - Aber ich würde darauf bestehen, dass dies ein INNER-wahrnehmungs-bezogene Angelegenheit ist, also mit dem Objekt selber nichts zu tun hat.
ES SEI DENN:
Man definiert reine Vorstellungen als "Objekt" - ich stelle mich vor, wie ich auf Alpha Centauri Gemüse anpflanze - kann man machen. - Nach meiner Semantik wäre dies jedoch kein "Objekt", sondern eine Vorstellung, nach deren Beendigung nichts übrig bleibt. - Beim Mond ist es anders - da bleibt was übrig - er dreht sich weiter um die Erde.
Gut - aber man könnte unsere
verschiedenen Themen sicherlich semantisch so hinkriegen, dass jeder weiss, wovon wir sprechen: Von einem "Vorstellungs-Objekt" oder einem "Entitäts-Objekt".
Savonlinna hat geschrieben:Dein ontologisches Denken will genau diese Analyse verhindern.
Die Ontologie will zwischen Objekt und Vorstellung trennen, würde aber nie eingreifen wollen in Bezug auf die unendlich vielen Varianten möglicher Vorstellung. - Ob Du den Mond siehst und ihn literarisch "so" wahrnimmst oder ich den Mond wahrnehme und in natur-wissenschaftlich "so" wahrnehme, interessiert die Ontologie primär nicht - sie stellt fest: Da ist "was" (hier das Objekt "Mond"), das unterschiedlichst wahrgenommen wird - Punkt.
Savonlinna hat geschrieben:das jüdisch-christliche Denken hingegen - Bloch zeigt das an der Bibel auf - denkt dynamisch, futurisch.
Ich habe Bubers Überetzung als dezidiert "phänomenologisch" (im Gegensatz zu "wertend") erlebt - ob das mit Bloch zusammen passt, weiss ich nicht.
Savonlinna hat geschrieben:Ich dachte immer, es ging Dir um Gott = Sein einerseits, und Wahrnehmung von Gott und Sein.
Sei nicht schockiert: Strukturell ist das für mich kein Unterschied - ob eine Entität mit blonden Haaren auf der Erde rumhüpft oder göttliche Eigenschaften hat, ist ontologisch aus meiner Sicht belanglos.
Savonlinna hat geschrieben:Deine Kategorienbildung sollte ja den Zweck haben, das Sein unabhängig von der Wahrnehmung zu BEHAUPTEN, nicht etwa zu untersuchen.
Im ersten Schritt soll nach meinem Verständnis geklärt werden, ob Objekt
a) unabhängig von der Wahrnehmung
b) oder auch als Produkt der Wahrnehmung
c) oder ausschließlich als Produkt der Wahrnehmung
zu verstehen ist. - Ich plädiere für a).
Wenn dieser Block endlich mal geklärt ist, wäre in der Tat die Frage, ob ein an sich von Wahrnehmung unabhängig generiertes Objakt nicht nur verschieden wahrgenommen kann (das sowieso), sondern auch durch Wahrnehmung verändert werden kann. - Hier würde ich Dir zustimmen - ja, das kann sein, ist vielleicht sogar immer so.
Sogar die Physik zeigt, dass Objekte durch Wahrnehmung verändert werden (Bsp: Photonen aus derselben Quelle - habe den Namen dieses Versuchs vergessen). - Persönlich bin ich aus hier nicht weiter auszuführenden Gründen überzeugt, dass "Geist" selber eine Entität ist, durch die andere Entitäten beeinflusst werden können (aber dieses "Andere" muss da sein, um es verändern zu können).
Oder um es ganz platt zu sagen und auf das Ausgangsthema zu beziehen:
Aus meiner Sicht darf nicht der Eindruck entstehen, dass Gott pures "Hirn-Kino" ist, sondern etwas mit "Entität" zu tun hat.