Thaddäus hat geschrieben:Beweis: ob bei Wiki oder in einer anderen Überblicksdarstellung wirst du keine wissenschaftstheoretische Position finden, die mit deinen Ansichten einer doppelten Wahrheit usw. kompatibel wäre.
Das sagt nichts aus, weil es nichts über die Wirklichkeit aussagt, sondern über die Definition von Wissenschafts-Theorie. - Wir kämen dieser Frage sachlich näher, wenn Du folgende Sätze in Übereinstimmung mit der Problematik "doppelte Wahrheit" aus Deiner Sicht auflösen würdest (Kleine Hilfe: Es gibt eine Auflösung):
* Satz 1: Der Mensch hat einen freien Willen.
* Satz 2: Das Schicksal des Menschen ist vor der Geburt des Menschen teleologisch festgelegt.
Thaddäus hat geschrieben: Sie verhindert Wissenschaft,
Du nimmst immer nur Deine Wahrnehmung (= Wissenschaft) zum Maßstab und nicht die Wirklichkeit, die unabhängig von Wahrnehmung "ist". - Aus meiner Sicht geht es um das, was "ist", wozu Wissenschaft kein Maßstab ist, sondern für das es Hilfsmittel ist.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du weiterhin behauptest, es gäbe eine wissenschaftstheoretische Position, die deine Sicht vertritt, dann benenne sie hier und jetzt.
Irrelevant, solange nicht geklärt ist, welches Verhältnis Du zwischen "Wissenschaft" (Wahrnehmung) und "Wirklichkeit" (Sein) siehst.
Thaddäus hat geschrieben:Dann vertrittst du lediglich einen als historisch und wissenschaftsphilosophisch bereits falsch erwiesenen Wissenschaftsbegriff.
"Erwiesen" heißt doch lediglich "nach Maßgabe einer bestimmten Perspektive". - Das ist System-Gerede.
Thaddäus hat geschrieben:Deshalb kann kanonische Exegese nicht wissenschaftlich sein.
Sie ist das, was sie ist - ob sie von der Wissenschaft als Wissenschaft anerkannt wird, ist eine reine System-Frage.
Thaddäus hat geschrieben:Dazu gehört aber nicht das Fürwahrhalten intersubjektiv nicht plausibel zu machender übernatürlicher und transnaturaler Instanzen zur Begründung und Legitimierung der Forschungsergebnisse.
Manchmal muss man die Wissenschaft (in Deiner Definition) verlassen, um Forschungs-ERgebnisse inhaltlich bewerten zu können. - Wissenschaft in Deinem Sinne kann nicht geistig im christlichen Sinne bewerten - für sie ist Jesus nicht Gott, so wie für eine Schnecke ein Violinschlüssel keine Chiffre für Musik sein kann - man kann bestensfalls dran hochklettern.
Thaddäus hat geschrieben: Es ist dan gleichgültig, ob hinter dem gemessenen Neutrino noch irgend ein kantisches Ding an sich steckt.
Einverstanden - und was hat Wissenschaft dann mit geistigen Sachen zu tun?
Thaddäus hat geschrieben:Wissenschaftstheoretisch ist diese Haltung ausgeschlossen.
Hoyingen-Hüne habe ich anders verstanden (vielleicht stellt Halman den Vortrag nochmal ein) - und H.-H. hat nicht als Christ gesprochen.
Thaddäus hat geschrieben:Zum wiederholten Male: Wissenschaft setzt weder, dass es Gott gibt, noch dass es ihn nicht gint. Infolgedessen gibt es da nichts zu falsifizieren!
Ich glaube zwar nachweisen zu können, dass sie es über die Bande trotzdem tut - aber lassen wir das mal an dieser Stelle. - Das Ergebnis ist dasselbe: Wissenschaft hat dann in geistigen Bereichen nicht zu suchen.
Thaddäus hat geschrieben:Die methodische Minimalanforderung an philosophische Hypothesen, Modelle und Theorien sind ihre vernünftige und logische Begründetheit sowie ihre Stimmigkeit und innere Konsistenz (Widerspruchsfreiheit).
Exakt das wäre meine Definition von Geisteswissenschaft und somit auch von Theologie.
Thaddäus hat geschrieben: Dass der Mensch transzendenzfähig ist, heißt aber noch nicht, dass damit die Annahme transzendenter Entitäten bereits erwiesen wäre.
Natürlich nicht - es ist schlicht nicht falsifizierbar, aber sehr wirksam (so viel zum Wort "Wirklichkeit") , WENN es diese Nicht-Falsifizierbare gibt. - Im Umkehrschluss heisst dies: Wissenschaft kann nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden, wenn man sie so wie Du definiert.
Thaddäus hat geschrieben:Die Aufklärung hat bewiesen, dass Wissenschaft und unabhängige Forschung nur unabhängig von Glaubensüberzeugungen objektiv und intersubjektiv geleistet werden kann.
Noch mehr Aufklärung zeigt, dass man damit nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden kann.
Thaddäus hat geschrieben: Hierhinter gibt es kein Zurück.
Methodisch verständlich, ontologisch inakzeptabel.
Thaddäus hat geschrieben:Nicht die Wissenschaft mischt sich in die Glaubensdinge ein, sondern der Glaube mischt sich mit bestimmten Behauptungen in die Wissenschaft ein.
Beides ist de facto der Fall - und sollte nicht der Fall sein.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn Gläubige behaupten, die Erde sei knapp 7000 Jahre alt, dann widerspricht die Wissenschaft dieser Behauptung.
Zu Recht - die großen Kirchen haben schon lange erkannt, dass beides getrennt sein muss. - So gibt es bspw. keinerlei Konfliktfelder zwischen Genesis und Evolutions-Theorie in der RKK - wenn man bei seinen Leisten bleibt.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du und manche Kirchenvertreter behaupten, Jesus hätte keine Naherwatung gehabt, dann widerspricht die wissenschaftliche Exegese dieser Behauptung
Und bleibt damit nicht bei seinen Leisten, die über Sprach-, Quellen- und Sonstwas-Analyse nicht hinausgehen dürfte. - Hier mischt sich die HKM in geistig-kanonische Erkenntnis-Felder ein, die nicht ihr Bier sind. - Nochmals: HKM kann etwas über Textverfasser sagen, nicht aber über Jesus (Stichwort: Paradigmen-Wechsel - Erkenntnis-Verzögerung, etc) - that's none of their business.
Das mindeste, was man erwarten könnte, wäre eine selbstkritische Überprüfung, ob an sich bewährte Muster ("älteste Quelle = authentischste Quelle") anwendbar sind, wenn man gleichzeitig wissen müsste, dass es hier genau umgekehrt sein kann ("älteste Quellen = man hat den Paradigmen-Wechsel noch nicht kapiert").
Nun kann man natürlich die HKM-Version ("Jesus hatte eine Naherwartung") nicht widerlegen - aber umgekehrt eben auch nicht. - Persönlich glaube ich NICHT an eine Naherwartung, weil sie im gesamt-kanonischen Kontext - und Achtung: das AT gab es schon, bevor die Kirche eingegriffen hat - unwahrscheinlich ist. - Möglicherweise ist dies per HKM nicht berücksichtigbar - methodik-bedingt. - Was hat dies aber mit "Wirklichkeit" zu tun?
Thaddäus hat geschrieben:Dass der Mensch transzendenzfähig ist, heißt aber noch nicht, dass damit die Annahme transzendenter Entitäten bereits erwiesen wäre.
Korrekt - es ist nicht falsifizierbar, aber gut möglich - fifty-fifty (in der Summe aller Weltanschaungen).
Thaddäus hat geschrieben:Natürlich handelt es sich um eine inhaltlich-geistliche Auslegung. Genau das tut historisch-kritische Exegese
Genau das geht gar nicht, wenn man Gott als metaphyische Größe nicht beachten kann. - Dies wäre für mich ein gutes Beispiel für eine "doppelte Wahrheit", die auch aus meiner Sicht letztlich NICHT möglich ist.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn das manchen nicht passt, dann ist das nicht die Schuld der HKM, die ihr dann vor lauter Verzweiflung absprechen möchten, dass sie klare inhaltlich-theologische Aussagen macht.
Die Klarheit ist nicht das Problem, sondern die Transferierung des eigenen methodischen Systems in das Geistige hinein.
Im Grunde wird die HKM hier so dargestellt wie die Kurz-Zeit-Kreationisten: Beide fummeln in Nachbars Garten rum - der eine nimmt Einfluss auf die Naturwissenschaft ("Mensch ist 7000 Jahre alt"), der andere besteht auf geistige Aussagen, obwohl er eben diese methodisch vorher ausgeschlossen hat.