sven23 hat geschrieben:closs hat geschrieben:- Wer also meint, "die Welt" ließe sich an menschlichen Verständnis-Dimensionen messen, ist "vor Hiob".
Als Menschen haben wir nun mal keine anderen Verständnis-Dimensionen, oder sollen wir die unmenschlichen bevorzugen?
Es ist eine reine Begriffsfrage. Was der Mensch alles verstehen kann, ist überhaupt noch nicht ausgelotet.
Und wenn der Mensch Verhältnisse, die noch nicht ausgelotet sind, aber deutlich spürbar sind, als "Gott" bezeichnet, dann ist das eben nur eine Definitionsfrage.
Übereinstimmen tue ich mit Dir, sven, darin, dass ein Glaube an irgendetwas, das "möglich" ist, aber nicht als Wirksames auftaucht, Spekualtion ohne Nährwert ist.
Münek hat mühelos eingestanden, dass es selbstverständlich Dinge im All geben kann, die nie je von Menschen erfahrbar sind, weil der Mensch die Organe dafür nicht hat.
Daran aber reibt closs sich auf. Er will dieses Eingeständnis hören, und doch haben ihm dieses Eingeständnis einige schon gegeben.
Der Punkt scheint zu sein, dass man dann auch eingestehen soll, dass "Gott" eine Wahrscheinlichkeitsgröße hat, die vom Menschen nicht erfasst wird.
Aber eben das ist auch nur eine Definitionsfrage. Ich kann alles, was im All schwirrt und wozu der Mensch keine Erfassungsorgane hat, als "Gott" bezeichnen, kann es aber auch lassen. Es macht keinen Unterschied, ob man es tut oder lässt.
Sehr viel wichtiger scheint mir zu sein, wenn wir auf die Erde zurückkehren und die Bewertungssysteme dessen, was hier auf der Erde geschieht, miteinander vergleichen.
Wenn jemand sagt: Alles, was "ist", muss prinzipiell von der Naturwissenschaft erfasst werden können, ansonsten sei es Aberglaube - dann ist das auch in meinen Augen eher dümmlich und nicht ernst zu nehmen.
Kein forschender Naturwissenschaftler würde diese Dummheit begehen. Wissenschaftler sind bescheiden und wissen um ihre Grenze. Sie kennen ja ihre eigenen Methoden und haben keinen Anspruch, mit ihren Methoden mehr zu demonstrieren, als diese Methoden eben hergeben.
Dass es außerhalb ihres selbst abgesteckten Untersuchungsfeldes nichts weiter gibt, wäre eine unwissenschaftliche Aussage.
So weit so gut.
Die Frage wäre dann, was es außer dem, was theoretisch naturwissenschaftlich erfasst werden kann, noch gibt.
Und da gibt es eine Menge, und die streitet hier auch niemand ab: zum Beispiel unsere moralischen Ansprüche, die wir uns selber geschaffen haben und denen wir genügen wollen. Viele setzen sich für Tierschutz ein, und auffallend viele Anti-Gläubige.
Damit demonstrieren sie selber, dass es Werte gibt, die wir selber fähig waren zu schaffen und die aus "Empathie" und "Liebe" heraus geschaffen haben. Gerade Neo-Atheisten - habe ich in einem anderen Forum festgestellt - sind strikt gegen Krieg. Da sind manche Christen anders drauf, sie befürworten Krieg unter bestimmten Umständen.
Dann das, was wir als "Kunst" bezeichnen. Künstler sind von Haus aus spiritueller als "Normalos". Künstler reden nicht viel darüber, eigentlich fast nie, aber sie benutzen dies und jenes ganz selbstverständlich in ihrem Alltag für ihre Produktionen, die ein eingefleischter Materialist als Aberglaube bezeichnen würde.
Ich selber halte diese Dinge, die dem Künstler vertraut sind, als Teil unseres Menschseins, denn der Mensch ist, wie gesagt, unauslotbar, und diese Dinge sind nun einmal universell vorhanden, wenn auch nicht in jedem Menschen aktualisiert.
Jeder Mensch, ob Christ oder erklärter Ungläubiger, hat diese Veranlagung in sich, denn wir finden sie weltweit.
Nur die Bezeichnungen dafür sind andere.
Der Gläubige hat - hier gebe ich Thaddäus entschieden Recht, auch wenn sie es wörtlich so nicht gesagt hat - dem Ungläubigen bezüglich menschlicher Disposition nichts voraus, gar nichts.
Der schaffende Künstler entdeckt so einiges, das der Gläubige auch entdeckt. Nur bezeichnen sie es oft anders.
Ich selber denke mehr und mehr, dass das - was ja zu unserer menschlichen Disposition gehört - auch wissenschaftlich beschrieben werden kann: so wie die Sozialwissenschaften inzwischen Phänomene beschreiben können, die zwischenmenschlicher Natur sind und ganz konkret Menschen beeinflussen: der Massenwahn zum Beispiel, die Massenpsychose etc, aber auch die Gruppendynamik, die mehr an Positivem leisten kann als der Einzelmensch.
Da kann dann gelten: 1+1=3, und das ist in den Sozialwissenschaften bekannt.