Exakt das tust du und schreibst es hier sogar noch einmal.closs hat geschrieben:Exakt das tue ich nicht - und habe es begründet. - Wie kommst Du darauf?Thaddäus hat geschrieben:Er behauptet nämlich nicht weniger (im übertragenen Sinne) als Physik treiben zu können, ohne dabei die Methoden der Physik anwenden zu müssen, sondern andere anwenden zu dürfen.
Nein, hierzu gibt es keine anderen "Wahrnehmungssysteme". Es gibt nur eine Art Physik oder Theologie wissenschaftlich zu betreiben. Physik betreibt man nur dann wissenschaftlich, wenn man ihre wissenschaftlichen Methoden anwendet. Theologie und wissenschaftliche Exegese betreibt man ausschließlich dann und nur dann, wenn man ihre wissenschaftlichen Methoden anwendet. Wendet man die nicht an, ist das keine wissenschaftliche Exegese - oder Physik.closs hat geschrieben: Meine Aussage war sinngemäß: Es gibt neben der Physik keine andere Physik - es gibt neben der HKM keine andere HKM. - Aber "Physik als Wissenschaft" und "HKM als Wissenschaft" sind selber Einzel-Disziplinen, zu denen es andere Wahrnehmungs-Systeme in Bezug auf das Objekt gibt -
Der Begriff "Wahrnehmungssystem" ist ohnehin falsch, denn alle Menschen verfügen über dasselbe Wahrnehmungssystem, egal ob sie gerade wissenschaftlich arbeiten oder im Supermarkt Käse einkaufen.
Und noch einmal: du verkennst fundamental, was die Aufgabe von Wissenschaft ist und welchen Sinn wissenschaftlich methodisches Arbeiten hat. Der besteht genau darin, zu intersubjektiv vermittelbaren, wahren oder möglichst wahrscheinlich wahren Aussagen zu gelangen. Und arbeitet man nicht wissenschaftlich, also mit wissenschaftlichen Methoden, dann gelangt man nicht zu intersubjektiv vermittelbaren, wahren oder möglichst wahrscheinlich wahren Aussagen.
Nein, das kann man nicht. Will man sich dem historischen Jesus nähern, dann geht das ausschließlich über die Methoden, die die Theologie zu einer Wissenschaft machen, z.B. die HKM. Bezieht man sich auf irgendeine andere Erkenntnisquelle, dann betreibt man keine Wissenschaft.closs hat geschrieben: konkret: Man kann Jesus historisch-kritisch und geistig/kanonisch approachen -
Noch einmal: du kannst nicht vorgeben, zu wissenschaftlichen Einsichten zu gelangen, ohne dafür die wissenschaftlichen Methoden anzuwenden.
Genau das versuchst du. Und genau das ist dein fundamentaler Irrtum.
Die kanonische Exegese ist nicht wissenschaftlich und kann es gar nicht sein, denn sie greift auf Erkenntnsiquellen zurück, die wissenschaftlich nicht legitimiert sind, wie z.B. das wahrheitsgarantierende Wirken des hl. Geistes in der katholischen Tradition oder ein angeblich wahrheitsgarantierendes geistliches Gesamtverständnis des Kanons in seiner historischen Gewachsenheit, dessen Legitimation jedoch dogmatisch nur als gegeben gesetzt wird, welches aber nicht aus den alttestamentlichen und neutestamentlichen Einzelschriften vernünftig abgeleitet oder geschlussfolgert werden kann.
Es gibt keine zwei getrennten Wahrnemungssysteme, sondern es gibt einerseits die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die intersubjektiv als wahr oder mit Wahrscheinlichkeit als vernünftig und wahr vermittelt werden können; und es gibt andererseits behauptete Erkenntnisse und Einsichten, die nicht wissenschaftlich sind und die nicht intersubjektiv als wahr oder mit Wahrscheinlichkeit als vernünftig und wahr vermittelt werden können.closs hat geschrieben: es sind zwei getrennte Wahrnehmungs-Systeme, die sich nicht ins Gehege kommen, wenn sie sich beide diszipliniert verhalten.
Und mehr gibt es nicht. Entweder man betreibt Wissenschaft - oder eben nicht.
Nein, du verstehst dich nur selber nicht. Du verstehst nicht, dass du keine Wissenschaftlichkeit für dich beanspruchen kannst, wenn du keine wissenschaftlichen Methoden anwendest.closs hat geschrieben: Du unterstellst mir exakt das Gegenteil dessen, was ich gesagt habe. -
Wissenschaftlichkeit bestimmt sich per Defintion durch die Anwendung wissenschaftlicher Methoden. Da kann man nicht einfach hingehen und behaupten, man betreibe ebenfalls Wissenschaft, aber nicht mit wissenschaftlichen Methoden, sondern mit anderen.
Du willst einfach umdefinieren, was Wissenschaft wesentlich ist und was sie in ihrem Wesen gerade ausmacht. Und das geht nicht, weil es wissenschaftstheoretischer Unsinn ist. Da hilft es auch nicht, wenn du glaubst, du würdest es eben ontologisch anders sehen, denn Ontologie hat damit überhaupt nichts zu tun. Es ist keine Frage der Ontologie, wie Wissenschaft definiert ist und worin ihre Aufgabe besteht. Das ist einzig und allein eine Frage der Wissenschaftstheorie.
Nein, und das habe ich jetzt auch hinreichend erläutert. Was du als anderes Wahrnehmungssystem bezeichnest ist nichts anderes als der Glaube daran, sich auf Erkenntnisquellen berufen zu können, die nicht intersubjektiv verbindlich sein können, weil sie nur als wahrheitsgarantierend gesetzt werden und damit wissenschaftlich nicht legitimiert sind.closs hat geschrieben: Vermutlich liegt der tiefere Grund des Missverständnisses darin, dass Du - zeitgemäß - derart von Deinem Verständis wissenschaftlichen Denkens auch in geistigen Bereichen formatiert bist, dass andere Wahrnehmungs-Systeme gar nicht mehr vorstellbar zu sein scheinen.
Der Grund dafür, warum ich dir vehement widerspreche ist der, dass du einem fundamentalen Missverständnis über Sinn und Zweck von Wissenschaft aufsitzt und du den Wissenschaftsbegriff so umzudefinieren versuchst, dass deine (und Ratzingers) unwissenschaftliche Auffassung noch unter Wissenschaft fällt.
Natürlich ist dieser wissenschaftliche Anspruch auch in geistigen Dingen umsetzbar, sonst gäbe es ja keine Geisteswissenschaften, sondern nur Naturwissenschaften. Es sind deine hier vorgetragenen Ansichten darüber, was der Sinn und Zweck von Wissenschaft ist, die den Ansprüchen nicht genügen.closs hat geschrieben:So - und dieser Anspruch ist in geistigen Dingen nicht umsetzbar. - Du hast "Hiob" nicht verstanden.Thaddäus hat geschrieben:Wissenschaft tritt dezidiert mit dem Anspruch an, verbindliche, weil intersubjektiv als wahr einsehbare Aussagen über die Welt zu machen