Alles Teufelszeug?

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Münek
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#341 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Fr 12. Feb 2016, 23:42

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Glaubensbasierte Spekulationen oder gar Behauptungen sind hier völlig fehl am Platz..
Behauptungen aus Bearbeitungen eines NICHT-vorhandenen Urtexts sind genauso glaubens-basierte Spekulationen - wie gesagt: gehupft wie getupft.

Nee - zwischen dem Glauben an übernatürliche, unsichtbare Wesenheiten und dem Glauben, dass wissenschaftlich erarbeitete Annahmen einen mehr oder weniger hohen Wahrscheinlichkeitsgrad haben, liegen buchstäblich Welten.

Es besteht substanziell ein himmelweiter Unterschied zwischen den "Glaubens-Aussagen":

- Ich glaube, dass ein übernatürliches allmächtiges unsichtbares Geistwesen existiert.
- Ich glaube, ich werde meinen diesjährigen Urlaub auf dem Matterhorn verbringen.

Die erste Glaubensaussage ist pure Spekulation, die zweite nicht.

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Thaddäus
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#342 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Fr 12. Feb 2016, 23:42

Novalis hat geschrieben:und noch einer..... :lol: dies mal mit namentlicher Erwähnung:

Herr, segne Thaddäus ersten Tag und den letzten Tag.
Segne ihre Stunden, die Du ihr schenkst.
Was sie berührt, was sie hört, was sie sieht, was sie redet, soll gesegnet sein.
Herr, halte sie in Deinen Händen, Deinen Ohren, Deinen Augen, Deinem Herz.
An diesem Tag und alle Tage ihres Lebens.

Irischer Segenswunsch
Na das ist doch schön. Ich fühle mich geehrt und nehme diesen irischen Segen (ich liebe die Iren!) gerne an ... :)

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Münek
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#343 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Fr 12. Feb 2016, 23:51

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Was das Judentum unter dem Begriff "Sohn Gottes" verstand, ist im Alten Testament hinreichend dokumentiert.
Schon - aber das ist doch in der Theologie längst hinreichend bekannt und sicherlich nicht Gegenstand von Kontroversen zwischen kanonischen und historisch-kritischen Exegeten.

Ich verstehe nicht den Zusammenhang mit der Diskussion hier.

Mensch Kurt. Meine Erklärung war eine Replik auf Deinen Einwand: "Kann man so sehen, wenn man klärt, was man mit "Sohn Gottes" meint".

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Halman
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#344 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Halman » Fr 12. Feb 2016, 23:54

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ob der historische Jesus sich als "Sohn Gottes" angesehen hat, ist eine historische Frage.
Kann man so sehen, wenn man klärt, was man mit "Sohn Gottes" meint. - Und: Man wird es NICHT herausfinden, weil man nur Rezeptionen seiner Aussagen hat.

Man kann sich der historischen Wirklichkeit annähern. Was das Judentum unter dem Be-
griff "Sohn Gottes" verstand, ist im Alten Testament hinreichend dokumentiert.


Da braucht man nichts herauszufinden.
Irrtum, lieber Münek. Die christologische Rezeption ist im NT gut dokumentiert.

Münek hat geschrieben:Jesus war Jude. In den überlieferten Quellen bezeichnet er sich selbst nie als "Sohn Gottes".
Das verwundert nicht - schließlich war er nicht wirklich der "König der Juden". Dass er sich
als Teil einer göttlichen Trinität ansah, ist abwegig, auch wenn Ratzinger so etwas aus dog-
matischer Sicht behauptet. Für Jesus und seine Landsleute gab es keine trinitarischen Gott.

Fernab solch blasphemischer Gedanken sagte Petrus über Jesus in seiner Pfingstpredigt:

"Gott hat ihn [durch seine Auferstehung und Erhöhung] zum Herrn und Messias gemacht."
Richtig, die Trinität war als theologisches Konzept den Aposteln gänzlich fremd und wurde niemals von Jesus verkündet.

Münek hat geschrieben:Dass Jesus der präexistente eingeborene Sohn Gottes war, ist eine Erfindung des Johannes-
Evangelisten. Das ist breiter Konsens in der exegetischen Wissenschaft.
Dies ist ein Konsens, dem ich widerspreche. Der johanneische Logos-Hymnus führt im Grunde nur die Weisheits-Theologie aus Spr 8:22 ff. und Mat 2:6 i.V.m Micha 5:1 logisch zusammen. Die matthäische Bezugname auf Micha kennzeichnet Jesus als jemanden, dessen Ursprung von "Ewigkeit" im Sinne einer verhüllten Urzeit (ʽōlám) ist. Kol 1:15 und Joh 1:1f. deuten diesen Gedanken lediglich aus.
In den jesuanischen Endzeitreden wird eine Verbindung zur danielschen Apokalyptik hergestellt, insbesondere zu Dan 7:13 ("Sohn des Menschen"), womit i.V.m. Jesus ein bestimmter "Menschensohn" gemeint ist. Ferner ist i.V.m. der Micha-Prophezeiung gem. matthäischer Rezeption jemand gemeint, der dessen Usprung von der "Urzeit" her ist. Dies legt eine Präexistenz nahe. Somit ist der Sinn der Ausdrücke "Gottes Sohn" und "Menschensohn" i.V.m. Jesus gem. christologischer Rezeption der Tanach-Prophetie keineswegs im allgemeinen, sondern im speziellen Sinne gemeint.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Thaddäus
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#345 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Sa 13. Feb 2016, 00:16

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Die älteste Überlieferungsschicht des NT und deren Jesus-Logien bestätigen also ausdrücklich nicht, dass Jesus sich selbst als Gottesohn oder gar Gott gesehen hätte.
Wie mehrmals begründet, gilt hier nicht die an sich bewährte Verfahrensweise, pauschal die älteste Quelle als die sinn-näheste zu verstehen. - Jesus KANN sich so oder anders gesehen haben - vollkommen offen. -
Nein, genau damit verkennst du den Sinn von HKM und Wissenschaft überhaupt!
Jesus kann sich so oder anders gesehen haben? Nein, eben nicht! Er kann sich eben nicht so oder anders gesehen haben.
Wenn man wissen will, wie er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst gesehen hat, dann benötigt man, um nämlich genau das herausfinden zu können, die HKM!
Um deine Position zu retten, willst du stets darauf hinaus, man könne die Dinge so oder auch anders sehen. Das ist aber - und zwar egal um welche Dinge es sich handelt - zumeist falsch! Man kann die Dinge eben nicht mit gleicher Sicherheit so oder auch ganz anders sehen. Wissenschaft ist überhaupt nur erfunden worden, um klar zu machen, dass sich die Dinge eben nicht beliebig verhalten können!
Es ist ein postmoderner Mythos und eine Falschaussage über die Welt, zu meinen, alle Ansichten seien irgendwie gleichberechtigt wahrscheinlich richtig. Das ist definitiv Unsinn.
Die HKM weist auf, warum es mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig ist, anzunehmen, dass Jesus sich eben nicht als Gottessohn (im griechischen Sinne eines abstrakten Gottesbegriffs) oder gar als trinitarischen Gott verstanden hat. Jesus hätte vermutlich nur mit dem Kopf geschüttelt über das, was das Konzil von Nicäa über sein göttliches Wesen dogamtisch festgelegt hat. Es ist unendlich unwahrscheinlich, dass sich Jesus als trinitarischen Bestandteil Gottes verstanden hat. Es wäre für ihn eine blasphemische Abscheulichkeit gewesen, dies von sich selbst zu glauben, weil er nämlich Jude war!
Bestreitet man das, bestreitet man, dass Jesus aus der jüdischen Tradition stammt und vergewaltigt ihn geradezu in einem christlich-spätantiken Sinne.

closs hat geschrieben: Je nach eigener Weltanschauung wird man so oder anders interpretieren. - Mehr ist hier nicht rauszuholen.
Das ist - mit Verlaub - Unsinn.
Wir können - historisch-kritisch - sehr genau herausfinden, wie Gaius Julius Cäsar sich selbst verstanden hat oder Nero oder warum Homer die Götter so schildert, wie er sie eben in der Ilias beschreibt. Eben weil Jesus mit höchster Wahrscheinlichkeit ein historische Person war, können wir das umso besser.
Alle deine Relativierungsbestrebungen diesbezüglich sind als wissenschaftlich unwahrscheinlich und rein apologetisch motiviert abzulehnen.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Eine Entwicklung, die erst in der dogmatischen Festlegung Jesu als wahrer Mensch und wahrer Gott und also als Hypostase und wesensgleich mit Gott und heiligem Geist als Trinität auf dem Konzil von Nicäa (325) zu ihrem Ende kommt.
So ist es. - Nun wäre die Frage: Welche dieser Entwicklungs-Stufen kommt der tatsächlichen Wirklichkeit Jesu am nähesten?
Du hast keine Ahnung, was die "tatsächliche Wirklichkeit Jesu" war oder auch nur bedeuten könnte! Wie - bitteschön - und über welche Erkenntnisquellen solltest du das denn wissen? Du postulierst stets nur, zu wissen, was die tatsächliche Wirklichkeit sei. Das ist aber ein völlig unbegründeter und auch unbegründbarer Unfug. Das weißt du eben gerade nicht, genauso wenig wie jeder beliebige Mensch auf der Straße. Und wenn du dich dieser tatsächlichen Wirklichkeit Jesu tatsächlich nähern willst, dann geht das nur über die HKM und nur die kann dir begründet erklären, was vermutlich diese tatsächliche Wirklichkeit war.
Was du da versuchst zu tun, ist intellektuell und wissenschaftlich komplett unredlich.


closs hat geschrieben: - Die Antwort ist eine reine Glaubenssache - egal ob von Säkularisten oder von Christen.
Nein, das ist gerade nicht reine Glaubenssache!
Vielmehr ist es die Frage, was man über die HKM über den historischen Jesus herausfinden kann.

closs hat geschrieben:Die HKM als Instanz zur Nachzeichnung und Bewertung der Rezeptions-Geschichte ist ja auch voll akzeptiert - genau das ist ihr Feld. - Aber sie kann - ich wiederhole mich - nichts darüber aussagen, welche Rezeptions-Stufe der tatsächlichen Identität Jesu (also der "Wirklichkeit") am nähesten kommt.
Und genau das ist schlicht und einfach falsch!
DU kannst nichts begründet darüber sagen, was die wahre Identität Jesu ist. Die HKM kann begründet erklären, was vermutlich dem tatsächlichen Selbstbild Jesu am nächsten kommt, - und zwar mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, die sich überhaupt erreichen lässt.
Zuletzt geändert von Thaddäus am Sa 13. Feb 2016, 00:50, insgesamt 1-mal geändert.

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#346 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 13. Feb 2016, 00:31

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Für Jesus und seine Landsleute gab es keine trinitarischen Gott.
Natürlich nicht - auch das weiss die kanonische Exegese. - "Trinität" ist ein Begriff zur theologischen Erklärung von etwas.

Richtig - lediglich eine Interpretation der alten Kirche, die in Jesu Selbstverständnis keinen Anhalt hat.

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#347 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 13. Feb 2016, 00:46

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass Jesus der präexistente eingeborene Sohn Gottes war, ist eine Erfindung des Johannes- Evangelisten.
Kein historisch-kritischer Exeget kann entscheiden, ob etwas "Findung" oder "Erfindung" ist - auch ein kanonischer kann es nur aus seinem Gesamt-Kontext glauben.

Woher will der Verfasser des vierten Evangeliums wissen, dass Jesus von Nazareth der "präexistente" Sohn Gottes war?

Hat ihm das ein Engel ins Ohr geflüstert? :engel:

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#348 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 13. Feb 2016, 01:02

Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass Jesus der präexistente eingeborene Sohn Gottes war, ist eine Erfindung des Johannes-
Evangelisten. Das ist breiter Konsens in der exegetischen Wissenschaft.
Dies ist ein Konsens, dem ich widerspreche.

Dieses Recht sei Dir unbenommen.

Nur - Deine Begründung überzeugt nicht. Dass sich der Johannes-Evangelist bei seiner gewagten Behauptung an alttestamentlichen Bibelstellen orientiert haben könnte, ändert ja nichts an dem rein hochspekulativen Charak-
ter seiner persönlichen Glaubensaussage.

Deshalb darf man hier mit vollem Recht von einer "Erfindung" des Evangelisten sprechen.

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#349 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 13. Feb 2016, 01:15

Münek hat geschrieben: Deshalb darf man hier mit vollem Recht von einer "Erfindung" des Evangelisten sprechen.
Klar darf man das, wenn man der historisch-kritischen Forschung nicht folgen will.
Da merkt man, dass jemand, der nichts von Theologie und nichts von Literatur versteht, niemals ein historisch-kritischer Forscher sein kann.

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#350 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 13. Feb 2016, 01:25

Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Man kann sich der historischen Wirklichkeit annähern. Was das Judentum unter dem Be-
griff "Sohn Gottes" verstand, ist im Alten Testament hinreichend dokumentiert.


Da braucht man nichts herauszufinden.
Irrtum, lieber Münek. Die christologische Rezeption ist im NT gut dokumentiert.

Das widerspricht ja nicht meiner Aussage.

Kurt vertritt oben die Auffassung, dass man nicht mehr herausfinden könne, was
mit "Sohn Gottes" gemeint war, weil man nur Rezeptionen zur Verfügung hat.

Da würden jetzt sogar Dogmatiker die Augen verdrehen. ;)

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