JackSparrow hat geschrieben:
Ja, durchaus. Ohne Sprache könnte man sich weder irgendwelche Dinge über sich selbst einreden, noch könnte man von irgendjemand anderem gesagt bekommen, man sei gerade "bei Bewusstsein". Man wüsste quasi überhaupt nichts über irgendwas.
Welche
evolutionär-biologische Funktion erfüllt die Fähigkeit des Menschen, sich über seine biologischen Zwänge bewusst zu sein - und sich über sie auch hinweg setzen zu können?
Die Erfindung des Kondoms, der Anti-Babypille und des Diaphragmas sind anti-evolutionär und anti-biologistisch. Deiner biologistischen Logik nach müssten diese segensreichen Erfindungen verboten werden. (Wird dir aber nicht mehr gelingen, weil die Menschen offenbar gerne bumsen, ohne damit in Gefahr zu laufen, sich zu vermehren).
Die Erfindung deines Biologismus selbst, als eine Form der wissenschaftlichen Theoriebildung, hat nichts mit Biologie zu tun und ist mit deren Begrifflichkeit auch nicht zu fassen. Was immer du schreibst ist keine Biologie, sondern allenfalls Biologie-Theorie. Was du selbst hier also an biologistischen Ansichten vertrittst, gehört gerade nicht zur Biologie des Menschen, es sei denn, du interpretierst deine verkopft-biologistischen Ansichten, die du mit Verve vertrittst, als Sublimation deines nicht erfüllten Sexualtriebes, was - nach Freud - in der Tat
Kultur erst erschafft. Äh, - aber auch das - ich korrigiere mich selbst - wäre immer noch keine Biologie.
JackSparrow hat geschrieben:
Was sind Emotionen wie Angst, Wut oder Eifersucht denn anderes als Instinkte, die sich in bestimmten Situationen einstellen, weil der Körper sie für biologisch sinnvoll hält. Da wir in einer verweichlichten Gesellschaft voller Heuchler leben, kann man mit den eigenen Instinkten heutzutage leider kaum noch irgendwas anfangen, außer ihre Existenz eben so gut wie möglich abzustreiten.
Niemand bestreitet das Vorhandensein von Instinkten auch beim Menschen. Immerhin ist er ein evolutionär gewordenes Wesen, welches sich über Jahrhundertausende auf seine Instinkte verlassen können musste. Seitdem das Volumen seines Gehirns aber explodiert ist, spielen die Instinkte des Menschen eine immer geringere Rolle für ihn. Es ist der Geist des Menschen selbst, der ihn seiner Natur entfremdet. Und das ist eine Erfindung der Natur selbst. Ob sie sich evolutionär durchsetzen wird, kann man vermutlich erst in einer Million Jahren sicher abschätzen. Bis dahin hast du aber zur Kenntnis zu nehmen, dass die Evolution Wesen hervorgebracht hat, welche sich einer
natürlichen Evolution gerade dadurch entziehen, dass sie sich selbst z.B. durch genetische Manipulation und schlichte Eugenik optimieren oder degenieren können.
Das ist die unmittelbare Widerlegung jedes simplen Biologismus.
JackSparrow hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Der Mensch lebt nicht mehr ausgeliefert einer Natur. Stattdessen schafft er sich Kultur!
Der Hirsch nutzt sein Geweih, um den Weibchen zu imponieren; der Pfau nutzt seine Schwanzfedern, um den Weibchen zu imponieren; und der Mensch nutzt seine Kultur, um den Weibchen imponieren. Würden Statussymbole keine Rolle spielen, würden wir heute noch in Tierfellen rumlaufen. Wie heißt es doch:
"If a man could fuck in a cardboard box he wouldn't buy a house."
Du vergisst offenbar, dass es auch Weibchen gibt. Ein Mann wird für mich nicht dadurch attraktiver, dass er Modallogik beherrscht. Er ist aber auch nicht schon darum attraktiv, dass er sich vor mir aufbaut und mir sein Geweih zeigt.
