Aus Wahrnehmungs-Sicht schon - aber bei Heidegger gibt es als Basis der Thematisieren selbst das "Sein". - Heidegger sagt also damit auch: "Wenn etwas nicht per Wahrnehmung thematisiert ist, "ist" es dasselbe - halt unthematisiert". - Für Dich scheint es diesen Aspekt nicht zu geben, weil Du das Thematisieren als Sein selbst zu begreifen scheinst.Savonlinna hat geschrieben:Der Satz Heideggers drückt in etwa das aus, was ich in dem von Dir Zitierten meinte.
Natürlich - aber nicht aus Höflichkeits-Gründen, sondern weil starke Argumente da sind.Savonlinna hat geschrieben:auch an den eigenen Überzeugungen zweifeln können
Was die persönliche Erkenntniswelt angeht, ist das bei jedem so. - Philosophieren aber ist doch gerade das systematische Herausgehen aus der eigenen Erkenntniswelt - Sturkturen erkennen, auch wenn man sie nicht in allem erleben kann.Savonlinna hat geschrieben:Alle meine "Intuitionen", meine "Offenbarungen" beim Schreiben und im Traum bezogen sich nie auf das, was die ganze Welt ist, sondern erleuchteten mir nur ein paar Schritte.
Zustimmung - so ist das mit individueller Wahrnehmung - immer Bruchstücke.Savonlinna hat geschrieben:Ich gehe also, kurz gesagt, wie mit einer Taschenlampe durch eine dunkle Gegend, und dies und jenes wird als Fragment sichtbar, und der angeborene Verstand vervollständigt das, ohne dass es doch vollständig ist.
Ich auch nicht - mir reicht es, wenn es sie gibt.Savonlinna hat geschrieben:Ich fand die "absolute Wahrheit" nicht.
Kannst Du Dich ans Stück und an die Pianistin erinnern?Savonlinna hat geschrieben:Dann hat mich in einem Konzert ein Blitz getroffen; die - möglicherweise begnadete - Piansitin hat mir von einer Sekunde zur nächsten alle Verzweiflungen mit ihrem Spiel weggewischt.
In der Praxis sind wir gar nicht so unterschiedlich. - Bei mir spielt Bach eine sehr große Rolle.Savonlinna hat geschrieben:Seitdem verfolge ich die Spuren der Kunst. Von ihr bekan ich alle existentiellen Antworten, die ich auf Grübelweg nicht habe finden können.
Muss man auch nicht. - Das "Dass" ist entscheidend. - Schiller hat mal gemeint, dass der Mensch, der nicht beginnt zu philosophieren, weiter ist als der, der philosophisch noch nicht zu Ende gekommen ist. - Aus meiner Sicht ist Sokrates (sicherlich auch manch anderer) durch sein "Ich weiss, dass ich nichts weiss" zum Ende gekommen (egal ob er es selber gesagt hat oder es ihm nur zugeschrieben wurde) - aus meiner Sicht ist die Weisheit - "sophia". - Denn es ist nicht dahergeredet, sondern - wie ich glaube und gut zu begründen glaube zu können - echte Erkenntnis.Savonlinna hat geschrieben:Heute fühle ich mich geborgen, und ich weiß nicht, durch was.
Unter subjektivistischen Gesichtspunkten ist eine solche Sicht gut möglich.Savonlinna hat geschrieben:Der Unterschied, der für Dich so wichtig ist - zwischen Wahrnehmung und dem von der Wahrnehmung Unabhängigen - ist für mich nicht vorhanden.
Sie dient der Einsicht, dass Wahrnehmung nur Stückwerk dessen offenbaren kann, was sie wahrnimmt. - Aber dieses "Was" muss es geben ("Entität"), weil sonst das Stückwerk meinen könnte, es sei das Ganze.Savonlinna hat geschrieben:Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wozu diese begrfffliche Unterscheidung gut sein soll.
Eigentlich möchte ich mit dem Beharren auf diesen Unterschied zwischen Sein und Wahrnehmung (desselben) dem Menschen etwas Übermut im Sinne eines " Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen" zu klauen.
Wagner:
Ich hätte gern nur immer fortgewacht,
Um so gelehrt mit Euch mich zu besprechen.
Doch morgen, als am ersten Ostertage,
Erlaubt mir ein' und andre Frage.
Mit Eifer hab' ich mich der Studien beflissen;
Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen.
(Ab.)
Faust (allein):
Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet,
Der immerfort an schalem Zeuge klebt,
Mit gier'ger Hand nach Schätzen gräbt,
Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet!