closs hat geschrieben:Die Realität Gottes ist eine auf verschiedene Aspekte gestützte Vermutung - man nennt das "Glaube
Ich habe bisher nur herausgefunden, dass all diese Vermutungen unvollständig und nichts weiter als Besänftigungen des (zu recht) angebrachten Zweifels sind.
Von „Glaube“ spricht man wohl, wenn man von einem Anfangsverdacht ausgehend, die eigentlich notwendige Suche
nicht durchführt und stattdessen unvollständige Rahmenvermutungen als „das grosse Ergebnis“ ansieht und des Weiteren, keinerlei Konsequenzen aus Zirkelbehauptungen zieht.
„Glaube“ ist, wenn man mit „aller Kraft“ an einer Illusion festhält.
closs hat geschrieben:Die Wahrscheinlichkeit für eine Realität Gottes ist unter geistigen Gesichtspunkten hoch bis gewiss, unter naturalistischen niedrig bis Null
Allein, dass du das Wort Wahrscheinlichkeit bei gleichzeitiger Unsichtbarkeit und Unerreichbarkeit verwendest, zeigt, dass hier der Wunsch das Ergebnis festlegt.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Nur die Selbsttäuschung ist möglich.
Selbsttäuschung ist immer möglich - auch für jene, die eine Realität Gottes ausschließen.
Wie wir festgestellt haben, kann die „Realität Gottes“, laut Unerreichbarkeits-Definition, nie für ein Wahrnehmungssystem, zur Realität gehören.
Der „Witz am Glaube“ ist doch, dass der eigene Verstand ständig brüllt „ich kann doch nichts von alledem feststellen!“ und man aber so tun soll, als „höre“ man hiervon nichts -> das ist nichts weniger als aktive Selbststäuschung.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:„logische Plausibilität“ ist wie „dialektische Plausibilität“ eine hohle Phrase, weil die Korrektheit von dem abhängt, was man hineinsteckt: die Suggestion.
Auch naturwissenschaftliche Modelle haben Setzungen - das allein sagt noch gar nichts.
Hier wird deutlich, dass du kein Argument für diese Plausibilität anbringen kannst.
Du musst so tun, als ob die Naturwissenschaften „doch genauso ins Blaue hinein wirtschaften“
Bei den Naturwissenschaften geht es jedoch um Sachverhalte, die mit 100prozent Wahrscheinlichkeit, von der Wahrnehmung unabhängig sind.
Das ist mit Logik, Dialektik, Hermeneutik und dem „Spüren“ nicht zu ersetzen.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Es macht keinerlei Sinn, dass ein Wahrnehmungssystem so tut, als stünde es ausserhalb von sich selbst und würde dort wahrnehmungsinterne Bedeutungszusammenhänge antreffen.
Das ist auch nicht geplant. - Es geht um die geistige Einsicht, dass es außerhalb unseres Wahrnehmungs-Tellerrands andere Wahrnehmungen geben kann, die den unseren überlegen sind. - Allein diese Erkenntnis reicht schon.
Was soll das für eine „Einsicht“ sein, bei der man so tut, als könnten alle möglichen Objekte (sogar die unsichtbaren, unerreichbaren „Dinge“ aus unvollständigen Vermutungen) eine Wahrnehmung durchführen, von der wir keine Ahnung haben, auf welcher Technik sie basieren soll.
Aus unserer Sicht gibt es
nur genau eine Wahrnehmungstechnik: Datenverarbeitung.
Nun könnte man sagen „naja, wir brauchen ja auch nur eine Technik“, aber den Gläubigen und Philosophen ist dies anscheinend nicht genug, sie setzen mehr auf die „unsichtbare absolute Wahrnehmungstechnik im Hintergrund“, von der sie nicht sagen können, wie sie funktionieren soll.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:So funktionieren wir.
Für naturwissenschaftliche Themen passt das ja - wir reden hier von geistigen Themen, wo es eben NICHT passt.
Was sollen „geistige Themen“ sein?
Du tust so, als ob es da einen „anderen Bereich“ gäbe.
Tatsächlich bist du lediglich auf der Suche nach „dem unsichtbaren Absolut-Bereich“, hast aber noch keinerlei Bestätigung/Erfolg vorzuweisen.
„Themen“ sind lediglich Bedeutungszusammenhänge, die innerhalb von Wahrnehmungssystemen verwaltet werden - mehr nicht.
Es besteht kein Recht, für unbestätigte Verdachtsideen einen „neuen Ergebnisbereich“ zu proklamieren und dann zu sagen „die Anderen dürfen sich nicht damit befassen“.
Es handelt sich aktuell nur um eine Suche und bei einer Suche dürfen alle Menschen urteilen, ob die Suche vernünftig ist.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Ein Tisch hat keine Sicht
Aber es gibt eine Perspektive des Tischs, selbst wenn wir diese Perspektive nicht wahrnehmen können.
Ein Tisch hat
in unserem Weltverständnis eine 3D-Position und eine 3D-Ausdehnung, wobei wir die, für uns „nahtlos zusammenhängende“ Materieverteilung, als Tisch bezeichnen.
An die Existenz der Materie des Tisches kommen wir aber nicht 1:1 heran.
Wir haben nicht die Überblicksposition, um von einer „Sicht des Tisches“ sprechen zu können.
Darüber hinaus beachtest du nicht, dass dort gar keine Wahrnehmungstechnik vorhanden ist. Somit ist es unvernünftig dem Tisch ein „Eigenleben mit einer Sicht“ zu unterstellen.
Du hast das Problem, dass du das rätselhafte Wort „Geist“ als (Materie-)Grundlage festlegen willst, aber gar nicht sagen kannst, was es sein soll. Stattdessen verwendest du „Gehirnfunktionen, die mit Bedeutungen umgehen“ und verlagerst diese Fähigkeiten auf Existenzzusammenhänge, wobei dir, als Wahrnehmungssystem, nicht klar sein kann, was Existenz (unabhängig von Wahrnehmung) ist – so ein Vorgehen ist maximal ungünstig.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:So zu tun, als verfüge Materie über „Geist“ (oder ist sogar „aus Geist“) und als würden überall die gleichen Bedeutungszusammenhänge, die auch wir verwenden, als Existenzen herumflattern, entbehrt jeglicher Vernunft.
Materialistischer Vernunft. - Die Vernunft selbst kann gar nichts - sie greift erst, wenn man sie auf ein System aufsetzt - bei Dir das materialistische System. - Und da ist Deine Auffassung korrekt - was nie jemand bestritten hat.
„Vernunft“ hat etwas mit funktionierender, bestätigter Korrektheit zu tun.
„Vernunft“ hat etwas mit Erfahrung zu tun.
„Vernunft“ hat etwas mit Wahrscheinlichkeit zu tun.
Mir ist schleierhaft wie du bei einem „System“, das lediglich auf einem Verdacht basiert, ohne Korrektheitsnachweis und ohne die Möglichkeit zum Aufstellen von Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungen von „Vernunft“ sprechen möchtest.
„Vernunft“ bzw. „Unvernunft“ misst sich hierbei daran, wie leichtfertig man sich auf ein, eigentlich nicht vorhandenes System einlässt.