Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Der Grundtext ist doch erhalten geblieben. Die offensichtliche Konfusion in der Interpretation sind den theologischen Differenzen geschuldet, welche natürlich auch in den Bibelübersetzungen einfließen.
Siehst du... Die Theologen und Bibelexegeten glauben gute Texte zu besitzen, aber wissen tun sie dies nicht.
Die Überlieferung des biblischen Textes ist eine komplexe Geschichte, die ich als Laie nur grob umreißen kann. Das älteste biblische Papryus-Fragment (4QExoda) enthält Teile der Exodus (2. Mose) Zwei Papyrus-Fragmente der Exodus wurden m. W. in vorexilischer, althebräischer Schrift verfasst, was auf eine vorexilische Texttradition hindeutet.
Der älteste überlieferte biblische Text ist der Aaronitische Priestersensegen aus Numeri (4. Mose). Dieser findet sich auf zwei Silberrollen aus dem 7. Jahrundert. Dies spricht dafür, dass die
Torah (â€×ªÖ¼×•ֹרָה‎, die Schreibweisen
Tora und
Thora sind ebenfalls gebräuchlich) bereits in vorexilischer Zeit vorlag.
(AFAIK handelte es sich bei der Torah ursprünglich um eine Mammutrolle, die aus praktischen Gründen später in 5. Schriftrollen unterteilt wurde.)
Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. begannen, der Überlieferung zufolge, 72 jüdische Gelehrte mit der Übersetzung des Tanach ins Griechische, die nach der ungefähren Anzahl der Übersetzer Septuaginta (Zahlwort für 70) genannt wird. Daher rührt auch die Abkürung LXX.
Besonders bemerkenswert sind natürlich die Qumran-Handschriften. Unter ihnen befindet sich auch die Tempelrolle (1Q19/1Q201), welche die biblische Chronik kennt. Folglich muss die Chronik gegen 200 v. Chr. vorgelegen haben. Allerdings spricht AFAIK viel dafür, dass Esra die Urschrift der Chronik bereits um 400 v. Chr. verfasste.
Die Qumran-Handschriften überdauerten in Tonkrügen und bemerkenswerterweise wird bereits in Jeremia 32:14 das Lagern von Schriftrollen in solchen Tonkrügen erwähnt:
"So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Nimm diese Briefe, den versiegelten Kaufbrief samt dieser offenen Abschrift, und lege sie in ein irdenes Tongefäß, damit sie lange erhalten bleiben."
Die überlieferte Textgestalt des Tanach geht im Wesentlichem auf zwei textliche Überlieferungen zurück: die griechische Septuaginta (diese bildet die Grundlage für das Erste Testament der Bibel der griechisch-orthodoxen Ostkirche), und dem hebräischen masoretischen Text (7-10 Jh.), welcher unter dem Einfluss von Mosche Ben Maimon entstand. Der Codex Leningradensis (1008 n. Chr., Kairo) geht auf diese Arbeit zurück.
Die Massoreten waren die Nachfolger der frühen Schreiber und Schriftgelehrten (Sopherim). Sie prüften die ihnen vorliegenden jüdischen Handschriften kritisch und vermerkten 18 "Verbesserungen" (Emendationen) der Sopherim am Rand oder Schluss des hebräischen Textes. Diese Vermerke sind als Massora bekannt.
Die Sopherim nahmen die Emendationen am ursprünglichen Wortlaut vermutlich in guter Absicht vor, um so scheinbare Respektlosigkeiten gegenüber Gott aus dem ursprünglichen Text zu tilgen.
Ferner ersetzten die Sopherim das Tetragrammaton
יהוה an 134 Stellen mit ××“× ×™ (
ʼAdhonáj) und einige Mal mit
ʼElohÃm.
Abgesehen davon sind mir noch neun weitere "Verbesserungen" bekannt.
Vor dem Buchdruck wurden die Handschriften der Bibel von Mönchen, die als Schreiber (Skribenten) in den Schreibstuben der alten Klöster (Skriptorien) vervielfältigt. Der biblische Text wurde langsam vorgelesen und von den Skribenten aufgeschrieben (im Grunde ein Diktat).
Natürlich kam es bei der Überlieferung der Bibel zu Schreibfehlern, so sorgfältig die jüdischen Sopherim und die christlichen Skribenten auch waren. Allerdings liegen hunderte von Abschriften (sowohl fragmentarisch, wie auch vollständig) vor. Da nicht alle Schreiber die selben Fehler machen, ist es möglich, diese durch einen sorgfältigen Vergleich ausfindig zu machen.
Die Kapiteleinteilung nahm der pariser Theologieprofessor und späterer Erzbischof von Cantebury, Stephan Langton, um 1200 n. Chr. vor. Die Kennzeichnung der Kapitel und Verse erfolgte dann schließlich erst im 16 Jh. n. Chr.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Die Einheitsübersetzung ist spürbar katholisch, die Luther-Bibel eben lutherisch usw. Die Bibelübersetzungen sind i.d.R. keine neutralen Expertisen.
Dennoch steht in diesen so unterschiedlichen Übersetzungen übereinstimmend in 2.Mose 20,5 EIFERSÜCHTIG.
Meiner Meinung nach vermittelt der hebräische Grundtext einen anderen Gedanken.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Ich folge da der Interpretation der allermeisten Bibelübersetzer und nenne es bei dem was es ist: EIFERSUCHT.
Im Altertum war mit der Anbetung von Göttern stehts auch die religiöse Ethik und Moral gekoppelt, für welche die Götter standen. Polytheismus war oftmals mit Menschenopfern verbunden. Zumal nach israelitischem Verständnis kein Gott JHWH gleichkam und daher nicht neben in gestellt werden durfte. Dies wäre in etwa so, als würde ein Engel mit dem allgewaltigen Schöpfer- und Vater-Gott gleichgesetzt werden, was schlicht falsch wäre.
Stimmt. Nur bei Jesus hat man eine Ausnahme gemacht!
Und das ist meines Wissens gleichzeitig das größte und bekannteste Menschenopfer, das die Welt jemals gesehen hat. Von wegen Menschenopfer im Polytheismus... Und dieses Menschenopfer wird jeden Sonntag den Gläubigen in der Kirche neu in Erinnerung gebracht.
Dies ist besonders bei Bultmann ein gewichtiger Kritikpunkt. Aber auch anderen Kritikern erscheint die Vorstellung von Jesu Opfertod abwegig.
Aber ist es nicht vielmehr so, dass Jesus als Märtyrer für seine Überzeugung starb?
Nun, in Anspielung auf die jüdischen Tieropfer kann man Jesu Märtyrertod sinnbildlich als Opfer deuten. Die Opferzeremonien dienten den Menschen dazu, zu Gott treten zu können. Dieser Behelf ist dank Jesu Martyrium abgelöst wurden, denn der Christ kann durch Christus zu Gott kommen (laut dem Hebräerbrief ist er der bessere Hohepriester).
Jesu Opfertod verstehe ich als Symbol für den Wert der göttlichen Gnade durch Christus.
Von größter Bedeutsamkeit ist dabei Jesu Sündenlosigkeit, die durch das das ungesäuerte Brot des Abendmahls symbolisiert wird. Im NT wird Jesu tadellose Lebensführung und Schuldlosigkeit besonders herausgestellt. Dafür sprechen die Verse in Rö. 5:19, 2. Kor. 5:21, Hebr. 4:15 und 1. Joh. 3:5. Dadurch, dass Jesus alle Prüfungen meisterte und bis zum Tod vollkommen laute blieb, erhielt sein Tod in Verbindung mit seinem vollkommenen Beispiel seine tiefe symbolische Bedeutung.
In Gewisserweise starben auch die meisten Apostel den Überlieferungen zufolge einen "Opfertod" für ihren Glauben. Damit verrichteten ihre Henker aber keine heilige, priesterliche Tätigkeit - ebenso wenig die Römer, als sie Jesu kreuzigten. Judas bleibt somit meinem bescheidenen Verständnis nach in der Rolle des Verräters (dies wäre ein Thema für einen eigenen Thread).
Jesus wird auch als der 2. Adam bezeichnet. Adam steht für den Menschen, denn der hebräische Name ×ָדָ×‎ (
ÄdÄm) bedeutet schlicht „Mensch“. Der Mensch, der Christus nachfolgt und so zum Christen im biblischen Sinne wird, wird dadurch in symbolischem Sinne zum "neuen Menschen" (2. Menschen), indem er den 1. Menschen "opfert". Damit ist der Behelft der Tieropfer "erfüllt".
Pluto hat geschrieben:Nee, nee... JHWH sagt nicht nur einmal, sondern immer wieder in der Bibel, er sei ein eifersüchtiger Gott.
Für all diese Aussagen gilt meine Argumentation.