Savonlinna hat geschrieben: Man kann auch sagen: der Mensch nimmt gleichheitig göttlich und menschlich wahr, und zwar jeder Einzelne.
Da hast Du einen Grundgedanken der christlichen Mystik in Worte gefasst. Beispielsweise Meister Eckhart denkt sehr edel vom Menschen, wenn er von seinen Möglichkeiten ausgeht, nicht nur von seinem Elend, seiner Schuld oder Schwäche. Nein, Eckhart spricht von der Würde des Menschen, die er in der Vernunft erkennt, die ihn nicht nur zu einem Ebenbild, sondern sogar zu einem wirklichen Bild Gottes mache.
Er spricht auch vom "göttlichen Seelenfünklein". Dieser inspiriert und lässt unser Denken Feuer fangen, so sagt er. Das unterscheidet für ihn einen wahrhaft inspirierten und lebendigen, von einem uninspirierten und unlebendigen Menschen. Wobei er - das ist sicher eine wichtige Randnotiz - einen sehr viel weiträumigeren und reicheren Begriff von Vernunft hat, wie er heute üblich ist.
Vernunft ist nicht kalt und abweisend, für ihn ist die Liebesfähigkeit immer schon dabei, die Intuition, die kreative Energie im Menschen. Die Bibel setzt oft "Herz" mit Verstand gleich und Liebe mit Erkenntnis, in dem Sinne, dass eine halbherzige Erkenntnis nicht wirklich tief und echt ist.
Er unterscheidet da den äußeren und inneren Menschen, wobei er den inneren mit dem gleich setzt, was die Theologie den "Neuen Menschen" nennt. Er sagt: "Keine vernunftbegabte Seele ist ohne Gott; der Same Gottes ist in uns." - Christus wirklich nachfolgen, das ist für ihn die Veredelung des Ich und die schöpferische Verwirklichung seiner Möglichkeiten.
Röm 8,18-32
15Ihr habt nicht einen Geist der Sklaverei empfangen, wieder zur Furcht, sondern den Geist der Sohnschaft, in dem wir rufen: "Abba – Vater.". 16Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind, 17wenn aber Kinder, dann auch Erben: Erben Gottes, Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir mit ihm verherrlicht werden.
18Ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit in keinem Verhältnis stehen zur kommenden Herrlichkeit, die an uns offenbart werden wird.
19 Denn die Sehnsucht der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. 20Die Schöpfung aber ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, doch auf Hoffnung hin. 21Denn die Schöpfung selbst wird befreit werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.