Der Jude Jesus stand natürlich in der Tradition des AT und verstand sich als Nachfolger des Täufers Johannes. Das war übrigens für die ersten Christen eine schwer zu schluckende Kröte, daß der Sohn Gottes von einem normalen Sterblichen getauft wurde, weshalb die Schreiber noch flugs den göttlichen Auftrag dazu erfanden, quasi eine nachgeschobene Legitimation.closs hat geschrieben:Aber da scheint es das Problem zu geben, dass dies AT-mäßig und NT-mäßig interpretierbar ist.sven23 hat geschrieben:Aber den Endzeitpropheten wollen wir nicht unterschlagen.
closs hat geschrieben:Da versteht Theissen anders als andere. - Es scheint in der Tat ein Unterschied zu sein, ob man rein säkular ohne geistigen Kontext oder gesamt-kanonisch interpretiert. - Das alte, uns bekannte Problem.sven23 hat geschrieben:Mit seinem Tod hatte Jesus nach Gerd Theissen bereits eine erste Naherwartungsenttäuschung zu verkraften
Dann lies mal, was Theissen in einem Interview über Jesus sagte:
"Ich will versuchen, mit meinen Worten ohne große theologische Begriffe zu sagen, was mich menschlich anspricht.
Einmal: Jesus ist tief davon überzeugt, dass sich Mensch und Welt grundsätzlich ändern müssen. Er lehnt aber gleichzeitig
ab, gewaltsame Wege zur Veränderung einzuschlagen. Das zweite: Die Welt, die ihm vorschwebt, ist eine Welt,
in der Leben möglich ist, ohne dass es Leben auf Kosten anderer ist. Also auf Kosten der notorischen Verlierer, der
Schwachen, Armen, Kranken, auch der moralisch Scheiternden. Die bedingungslose Annahme all derer, die im Leben
Verlierer sind, ist für ihn der Wille Gottes. (...)"
Theissen hat doch den geistigen Kontext voll begriffen, meinst du nicht auch?
Doch, genau das tut es. Es ist wie heute auch noch: es bedarf nur einer kleinen Initialzündung, alle springen auf den fahrenden Zug auf und der Hype ist da. Die entscheidende Zündung kam wohl von Paulus, weshalb man auch vom Paulinismus spricht.closs hat geschrieben:Aber der Anlass muss groß genug sein - und das passt nicht zu einem beliebigen kleinen Wanderprediger names Jesus.sven23 hat geschrieben:Wie das eben so ist bei Sagen und Legenden. Je mehr die Geschichte verblaßt, desto lebhafter werden die Erfindungen und Ausschmückungen.
Und ohne die Unterstützung durch staatliche Gewalt wäre diese kleine jüdische Sekte wohl wieder in der Versenkung verschwunden. Der Vorteil wäre z. b. gewesen, daß der mit christlicher "Hilfe" aufkommende Antijudaismus nicht seine schreckliche Wirkung hätten entfalten können.