Von einer Jungfrau geboren?

Pluto
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#181 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Pluto » Do 14. Jan 2016, 14:04

Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:...dann ist die Wahrscheinlichkeit einer 6 in den letzten 10 Würfen, 100%.
Nein. In der Vergangenheit gibt es keine Wahrscheinlichkeit. Die Wellenfunktion ist kollabiert (geläufige Umschreibung der Tatsache, dass Wahrscheinlichkeiten nach Eintritt eines Ereignisses keine Bedeutung mehr haben).
Die Aussage galt nicht für besserwissende PhysikerInnen. :P
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#182 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 14. Jan 2016, 14:20

SilverBullet hat geschrieben:Philosophie hat bei mir nicht gerade den Ruf, einer "vollständigen Unabhängigkeit von Religion".
Korrekt - dann formulieren wir es anders: Was ist die Singularität, zu der es keine Anti-These gibt?

SilverBullet hat geschrieben:Ich kann nicht nachvollziehen, wie man hierbei eine Vollkommenheit, als „Desinger“ im Hintergrund annehmen kann.
Wenn man "im Hintergrund" die Singularität vermutet, zu der es keine Anti-These gibt, ist kann man das schon nachvollziehen. - Es sei denn man, man schließt diese Singularität aus - aber wie könnte man das? - Sie auszuschließen oder sie zu vermuten, sind beides Glaubens-Aussagen.

Aus meiner Sicht glaube ich an diese Singularität, weil es sonst einen unendliche Regress gäbe. - DIese Singularität kann man "Gott" nennen.

SilverBullet hat geschrieben:Du machst vermutlich den Fehler, dass du „100prozent“ mit „absoluter Sicherheit/Wissen“ gleichsetzt.
Ja - so verstehe ich das wirklich. - Verständnisfrage: Kann bei einer 100%en Wahrscheinlichkeit, dass x NICHT stattfinden, x trotzdem stattfinden? - Wenn ja: Das verstehen die meisten Menschen tatsächlich anders (was nicht heißen soll, dass es im Fach-Jargon so ist, wie Du sagst).

SilverBullet hat geschrieben:Was sind die Alternativen und wie oft kommen sie wo vor?
Der generelle Punkt ist allgemeiner Natur: Du kannst nicht unterscheiden, wann eine persönliche Erkenntnis "Suggestion" ist und wann sie "real" ist - das kann keiner.

SilverBullet hat geschrieben:Es muss nachweislich ein Anlass vorliegen.
Fundamental-theologisch gut begründbar.

SilverBullet hat geschrieben:Es muss eine Vorstellung geben, wer hier aktiv war. Dieser "Jemand" soll aber laut Definition nicht in "unserem Weltkonzept" erreicht werden können, d.h. es gibt keine Vorstellung.
WENN jemand aktiv ist, ist dieser Jemand unabhängig von unserer Vorstellungs-Fähigkeit aktiv.

Wenn das Auge ("menschlicher Geist") die Sonne ("Gott") sieht, heisst dies weder, dass sich der Mensch in die Position der Sonne versetzen kann, noch, dass seine Vorstellung aus der Ferne authentisch oder nicht-authentisch ist. - Entscheidend ist, ob die Sonne "da" ist oder nicht - durch seine Augen ("menschlicher Geist") hat der Mensch einen "Anfangsverdacht", dass die Augen nicht trügen - mehr nicht. - Wenn nun der Mensch Interesse daran hat, versucht er, diesen "Anfangsverdacht" ("Hermeneutik") zu belegen ("Hermeneutischer Zirkel").

SilverBullet hat geschrieben:Man sollte nicht den Anschein erzeugen, dass heute die Aussage „es könnte ja durchaus historisch sein“ getroffen werden kann.
Das ist allein onotlogisch zulässig. - Wenn man "Sein"/"Realität" nicht als abhängige Größe von UNSEREN Wahrnehmungs-Systemen versteht, liegt dieses "könnte" auf der Hand.

Pluto
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#183 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Pluto » Do 14. Jan 2016, 14:22

closs hat geschrieben:Wenn man "Sein"/"Realität" nicht als abhängige Größe von UNSEREN Wahrnehmungs-Systemen versteht, liegt dieses "könnte" auf der Hand.
Also... "auf der Hand" liegt es sicher nicht; es liegt bestenfalls als Illusion in deinem Kopf vor. :D
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#184 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 14. Jan 2016, 14:26

Janina hat geschrieben:Wieso sollte? Es gibt keinen ernsthaften Hinweis darauf.
"Könnte" war meine Aussage - wir können es nicht ausschließen, WENN wir nicht ausschließen, dass es einen Gott ("Gott ist Geist") gibt, aus dem alles ist. - Es steht schlicht nicht in unserer Macht, dies auszuschließen.

Pluto hat geschrieben:Stimmt das selbst dann, wenn es keine ontologische Fragen gibt?
Dann stimmt es natürlich nicht. - Dies wäre aber gleichbedeutend mit einer totalen Anthropozentrisierung.

Pluto hat geschrieben:Wenn etwas möglich ist dann wird es auch irgendwann eintreten.
Aha - also doch.

Pluto hat geschrieben:Das würde ich bestenfalls als eine innersystemische Vermutung bezeichnen.
Korrekt. - Auch das Christentum ist EIN Wahrnehmungs-System mit seinen Prämissen - da unterscheidet es sich nicht von anderen Systemen. - Die Frage ist, welches System authentisch ist zu "Realität" UND welche Art von "Realität" es betrifft.

Pluto hat geschrieben:Sie sind die einzige Möglichkeit die wir haben, uns der Wahrheit zu nähern.
Das ist System-Gerede - sicherlich dort richtig, aber für geistige Fragestellungen ungeeignet. - Da gibt es keine quantitativen Fragen, sondern nur qualitative - "1" oder "0".

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#185 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 14. Jan 2016, 14:27

Pluto hat geschrieben:Also... "auf der Hand" liegt es sicher nicht; es liegt bestenfalls als Illusion in deinem Kopf vor.
Das war ein rein logischer Satz. :geek:

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#186 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Pluto » Do 14. Jan 2016, 14:40

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das würde ich bestenfalls als eine innersystemische Vermutung bezeichnen.
Korrekt. - Auch das Christentum ist EIN Wahrnehmungs-System mit seinen Prämissen
Ich habe schon Vieles zur Rechtfertigung des Christentums gehört, aber es ist wahrlich das erste Mal, dass Jemand mir das Christentum als ein "Wahrnehmungs-System mit Prämissen" beschreibt.

closs hat geschrieben:Die Frage ist, welches System authentisch ist zu "Realität" UND welche Art von "Realität" es betrifft.
Und... Was ist die Antwort auf diese Frage?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Sie sind die einzige Möglichkeit die wir haben, uns der Wahrheit zu nähern.
Das ist System-Gerede - sicherlich dort richtig, aber für geistige Fragestellungen ungeeignet. - Da gibt es keine quantitativen Fragen, sondern nur qualitative - "1" oder "0".
Das erscheint mir ziemlich sinnlos.

Naturgesetze existieren, egal ob sie aus dem Nichts kommen oder erschaffen wurden.
Ein Schöpfer der seine eigenen (Natur-)Gesetze hin und wieder bricht, handelt nach seinem Gutdünken und das ist willkürlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#187 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von ThomasM » Do 14. Jan 2016, 14:40

closs hat geschrieben: "Könnte" war meine Aussage - wir können es nicht ausschließen, WENN wir nicht ausschließen, dass es einen Gott ("Gott ist Geist") gibt, aus dem alles ist. - Es steht schlicht nicht in unserer Macht, dies auszuschließen.
So etwas sagst du öfter, aber es nicht sinnvoll. "Gott kann alles und daher passiert alles" ist eine sinnlose Argumentation, mit der du gar nichts erreichst.

Du musst dich schon dem jeweiligen Wissenschaftsgebiet unterordnen. D.h. willst du etwas über Gott sagen, dann ist die Theologie zuständig und du musst theologisch argumentieren. Dann spielen biologische Überlegungen auch nur eine untergeordnete Rolle.
Sagt dir also ein biologisch orientierter Mensch "Die Jungfrauengeburt ist unmöglich", dann ist theologisch die korrekte Antwort
"das interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, warum das in der Bibel steht und was für theologische Gründe es hat, dass es wichtig ist"
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#188 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von ThomasM » Do 14. Jan 2016, 14:44

Pluto hat geschrieben: Naturgesetze existieren, egal ob sie aus dem Nichts kommen oder erschaffen wurden.
Ein Schöpfer der seine eigenen (Natur-)Gesetze hin und wieder bricht, handelt nach seinem Gutdünken und das ist willkürlich.
So ausgedrückt ist das falsch.

Es existieren Naturabläufe, die wir mit unseren naturwissenschaftlichen Methode in Modellen beschreiben, die wir Gesetze nennen.
Diese Modelle gelten für objektiv feststellbare und wiederholbare Abläufe.
Einzelereignisse oder nicht objektiv feststellbare Ereignisse sind schlicht außerhalb der Betrachtungsebene, darüber kann keine Aussage getroffen werden.

Und der Schöpfer hat sich genug Möglichkeiten geschaffen, um innerhalb der Naturabläufe alles zu erreichen, was er erreichen will.
Egal ob wir dafür ein Modell haben oder nicht.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#189 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Janina » Do 14. Jan 2016, 14:47

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Wieso sollte? Es gibt keinen ernsthaften Hinweis darauf.
"Könnte" war meine Aussage - wir können es nicht ausschließen
Doch, können wir.
Abgesehen davon, dass der Vorgang biologisch nicht mit unseren Kenntnissen über die Natur vereinbar ist, gibt es KEINE Quelle, die über eine Beobachtung des fraglichen Vorganges berichtet. Es gibt also überhaupt keinen Anlass, ihn auszuschließen, weil es keinen Grund gibt, ihn überhaupt zu erwägen.
Wenn sich ein Herr Däniken hinstellt und sagt, die Bauwerke könnten zwar von den Azteken gebaut worden sein, wir können aber nicht ausschließen, dass es Außerirdische waren, dann ist das Ergebnis außer etwas warmer Luft - einfach nichts. So funktioniert das nicht mit Erwägung, Annahme, Wahrscheinlichkeit und Ausschluss.

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#190 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 14. Jan 2016, 15:01

Pluto hat geschrieben:Ich habe schon Vieles zur Rechtfertigung des Christentums gehört, aber es ist wahrlich das erste Mal, dass Jemand mir das Christentum als ein "Wahrnehmungs-System mit Prämissen" beschreibt.
Das gilt für jegliche Wahrnehmung - oder nicht?

Pluto hat geschrieben:Was ist die Antwort auf diese Frage?
Letztlich nur innerhalb eines selbst entschiedenen Systems beantwortbar. - Unter naturalistischen Prämissen wird man mit Fug und Recht auf Frage "x" mit "nein" antworten können, die unter einem fundamental-theologischen Prämissen mit "ja" beantwortet werden kann.

Deshalb poche ich doch so sehr auf Descartes' Erkenntnisse, wonach nichts sicher (= prämisse-frei) gewusst werden kann außer das "Cogito".

Pluto hat geschrieben:Naturgesetze existieren, egal ob sie aus dem Nichts kommen oder erschaffen wurden.
Korrekt. - Was ja unterstreicht, dass diese Gesetze nichts mit geistigen Fragen zu tun haben - sie sind auf einer Ebene angesiedelt, die frei davon ist.

Pluto hat geschrieben:Ein Schöpfer der seine eigenen (Natur-)Gesetze hin und wieder bricht, handelt nach seinem Gutdünken und das ist willkürlich.
Das ist eine Wertung und sonst nichts. - Im übrigen vermute ich, dass die "unbefleckte Empfängnis", so sie stattgefunden hat, auch naturwissenschaftlich deutbar wäre, wenn man wissen würde, wie es abgelaufen ist. - Im Grenzbereich zwischen Materie und Geist hat die Naturwissenschaft noch lange nicht alles gecheckt.

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