Münek hat geschrieben:Es sei denn, er hätte seine Worte nicht ernst gemeint. Aber das wollen wir ihm nicht unterstellen.
Der Umstand, dass der Ausdruck "Nähe des Gottesreiches" (lassen wir für einen Moment die Rezeptions-Problematik weg) einvernehmlich von Ratzinger bis Kubitza akzeptiert ist, macht deutlich, dass beide Unterschiedliches darunter verstehen.
Wenn Ratzinger sagt, das Reich Gottes sei nicht nur ein inneres Reich, dann meint er, dass es auch die Apokalypse gibt und das, was danach folgt - aber Ratzinger versteht es ausdrücklich NICHT im Sinne einer Naherwartung. - Insofern hält Ratzinger den Satz "Das Gottesreich ist nahe" für den/einen Kern des NT - Kubitza ebenfalls, deutet es aber im Sinne einer Naherwartung Jesu.
Ratzinger steht zu seiner Aussage als weltanschauliche Aussage - insofern darf er es. Er würde argumentieren, dass er diese weltanschauliche Aussage so oder so biblisch nachweisen könne UND daraus weltanschaulich (aus bibel-übergreifenden Gründen und geistigem Approach) zu seinem Schluss gekommen sei.
Kubitza (stellvertretend für andere) kann seine Aussage ("Jesus hatte eine Naherwartung") ebenfalls biblisch begründen - aber er etikettiert seine Schlussfolgerung daraus nicht als weltanschauliche Aussage - obwohl unter (anspruchsvollen!) HKM-Gesichtspunkten beide Meinungen gut begründbar sind, was ein Wissenschaftler wissen müsste.
Und noch eins drauf: Man spricht der Gegenseite Wissenschaftlichkeit ab UND bezeichnet sein eigenes Ergebnis nicht nur als wissenschaftliche These, sondern sogar als Tatsache (Thaddäus hat das neulich gemacht). - Und dann zitiert man Metzinger gehäuft mit dem Begriff "Unredlichkeit" - wie jetzt?
