SilverBullet hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Dein Gedanke bzw. deine Aussage, Pluto:
Genau! Denn Gedanken kann man nun mal nicht auf dieselbe Ebene wie die Wirklichkeit stellen.
... wird durch ein Retorsionsargument unmittelbar widerlegt.
Wenn nämlich deine Aussage: Genau! Denn Gedanken kann man nun mal nicht auf dieselbe Ebene wie die Wirklichkeit stellen" wahr ist, dann trifft das auch für genau diesen deinen Gedanken und diese deine Aussage zu.
Aus meiner Sicht zeigt sich hier wieder das (für mich) alte Problem der Philosophie:
man kümmert sich nicht darum, um was es sich handelt, sondern man stellt vorschnell eine Behauptung auf.
Hier zeigt sich kein altes Problem der Philosophie, sondern hier zeigt sich ein altes Problem von dir, SilverBullet!
Wenn Pluto schreibt:
"Genau! Denn Gedanken kann man nun mal nicht auf dieselbe Ebene wie die Wirklichkeit stellen"
Dann ist diese Aussage
völlig zweifelsfrei ein schrift-sprachlich geäußerter Gedanke von Pluto. Um dies zweifelsfrei feststellen zu können, muss man nicht wissen, wie Gedanken z.B. neurobiologisch entstehen. Wenn du bestreiten willst, dass diese Aussage Plutos ein Gedanke von ihm ist, dann solltest du das mit einem präzisen Argument tun!
Der Inhalt von Plutos Aussage (ihr
propositionaler Gehalt) ist der, dass Gedanken (und damit auch jede mündliche und schriftliche Äußerung von Gedanken), nicht
"auf derselben Ebene wie die Wirklichkeit" stehen.
Wo und an welcher Stelle genau, mein lieber SilverBullet, "
kümmere ich mich bis hierhin nicht darum, um was es sich bei Plutos Äußerung handelt und stelle vorschnelle Behauptungen auf", wie du oben schreibst? Dieser Vorwurf, ob gegen die Philosophie oder mich als ihre Repräsentantin hier gerichtet, ist lächerlich und ehrlich gesagt, ziemlich dummes Geschwafel, weil du dich offenbar keinen Deut darum scherst, was ich tatsächlich schreibe - oder du begreifst es einfach nicht.
Und wenn ich nun aus der TATSACHE, dass Pluto diesen
Gedanken hier geäußert hat und der TATSACHE, dass der
propositionale Gehalt dieser Äußerung ist:
dass Gedanken nicht auf derselben Ebene wie die Wirklichkeit stehen
logisch präzise
schlussfolgere,
dass dann auch genau dieser Gedanke Plutos [Plutos Gedanke = "Denn Gedanken kann man nun mal nicht auf dieselbe Ebene wie die Wirklichkeit stellen"],
selbst nicht auf derselben Ebene wie die Wirklichkeit steht und also
selbst nicht-wirklich ist und damit irrelevant und bedeutungslos,
dann ...
... ist das so präzise und klar, wie man es sich nur wünschen kann und ganz sicher keine vorschnelle Behauptung!
Dein weiterer Vorwurf ist darum auch noch viel grotesker:
SilverBullet hat geschrieben:
Auf mich wirkt es wie eine gigantische Schwachstelle, dass die Philosophie ihr Fundament nicht sauber verwaltet.
Das Fundament der Philosophie und des sauberen philosophischen Arbeitens ist begriffliche Präzision, präzise logische Argumentation und insgesamt plausibles und vernünftiges Argumentieren.
An genau welcher Stelle in meiner Argumentation vermisst du das also?
Nicht die Philosophie hat ein Problem, sondern nur du, der du offenbar bestimmte
Vorurteile der Philosophie gegenüber hast, die dich offensichtlich nicht bemerken lassen, wenn jemand begrifflich und logisch sauber argumentiert.
Die begriffliche und logisch präzise Arbeitsweise der analytischen Philosophie überfordert viele Menschen, vor allem die natürlich, die das Fach nicht studiert haben und solche, die unter Philosophie lediglich eine Art Stammtischbeschäftigung verstehen, weil sie sie offenbar nicht anders kennengelernt haben. Richtig betriebene Philosophie hat mit Stammtischdiskussionen aber nichts zu tun!
P.S.:
SilverBullet hat geschrieben:
Ich sehe auch keine Notwendigkeit so „zauberhafte“ Begriffe, wie „immateriell“ einzuführen.
Das soll nur davon ablenken, dass es in der Philosophie kein Verständnis gibt, um was es sich handelt.
„immateriell“ ist letztlich wieder nur die Nicht-XXXX-Strategie.
Und bei solchen Statements, fasst man sich dann endgültig an den Kopf!
"Immateriell", lieber SilverBullet, ist kein "zauberhafter Begriff", sondern der Gegenbegriff zu "materiell". Er bezeichnet also alles dasjenige, was nicht materiell ist, wie z.B. Zahlen, literarische Figuren, den Gedanken:
"Denn Gedanken kann man nun mal nicht auf dieselbe Ebene wie die Wirklichkeit stellen", die Menschenwürde, den Begriff "Freiheit", die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik, die Formel E=mc2, die Poincaré-Vermutung und ihren Beweis durch Grigori Perelmann usw.usf.
Und wenn du die Behauptung aufstellen solltest, es gäbe nichts Immaterielles, dann weise ich dir mit dem Retorsionsargument auf der Stelle nach, dass es sich bei dieser Behauptung um einen Widerspruch in sich selbst handelt.