closs hat geschrieben:Das kann man in DIESEM Fall doch gar nicht überprüfen, da es keine originalen Vergleichsquellen gibtMünek hat geschrieben: ob die von Jesus überlieferten Worte authentisch sind oder nicht.
Als Jesus damals mit seinen Jüngern predigend durch Galiläa zog, war in der Tat kein Kamerateam dabei.
Das macht aber nichts. Wir haben immerhin mündliche Überlieferungen, die ihren schriftlichen Niederschlag in den Evangelien oder in anderen Quellen (z.B. verloren gegangene Logienquelle Q) oder in apokryphen Evangelien (z.B. dem Thomasevangelium) gefunden haben.
Diese antiken Texte sich Gegenstand wissenschaftlich-historischer, nicht spiritueller Untersuchungen. Den professionell arbeitenden Forschern ist selbstverständlich bewusst, dass sie Ihren Untersuchungsergebnissen in gar keinem Fall das
Etikett "historisch absolut sicher" anheften können. Sie tun es auch nicht.
In ihren Untersuchungen kommen sie beispielsweise zum Ergebnis, dass ein bestimmter Ausspruch Jesu aus ganz bestimmten Gründen nicht von Jesus selbst stammen kann, sondern eine "Gemeindebildung" ist. Das kommt recht häufig vor. Bei einem anderen Jesuswort sind sie sich nicht sicher. Oder der eine Teil der Forscher ist sich sicher, ein anderer vertritt die gegentei-
lige Ansicht. Wir haben es in diesem historischen Bereich ohnehin nur mit Wahrscheinlichkeiten zu tun.
Bei der in den Evangelien dokumentierten Verkündigung Jesu, dass die Zeit erfüllt und das Gottesreich nahe herbeigekommen ist, sind sich die Neutestamentler allerdings aus vielerlei Gründen darüber einig, dass die Predigtworte Jesu mit allergrößter Wahrscheinlichkeit authentisch sind. Das heißt, es existiert nach ihrer Überzeugung nicht der mindeste Zweifel, dass es nicht so gewesen sein wird, sondern Jesus beispielsweise etwas völlig anderes verkündet hat oder überhaupt nichts verkündet hat.
In ihren Jesusbüchern wird dieses Forschungsresultat von den publizierenden Theologen natürlich nicht verschwiegen. Es würde selbstverständlich auch nicht verschwiegen werden, werden es gegenteilige Auffassungen anderer Theologen gäbe. Im Gegenteil - aus wissenschaftlicher Redlichkeit - das ist Usus - würde man sich mit diesen Gegenmeinungen wissenschaftlich-argumentativ aus-
einandersetzen. Dem Leser dieser Bücher würden also Gegenmeinungen vor Augen geführt werden.
Diese Gegenmeinungen existieren im wissenschaftlich-theologischen Lager aber NICHT. Es besteht in der Naherwartungsfrage ein breiter Konsens - und zwar auch hinsichtlich des Irrtums Jesu. Denn der erhoffte,
herbeigesehnte, prophezeite Anbruch der Gottesherrschaft fand bekanntlich nicht statt...
PS
Welche Konsequenzen der einzelne Gläubige für seinen Glauben oder Vertreter der Kirche oder die offizielle Amtskirche für ihre Dogmatik (Glaubenswahrheiten) aus diesem Forschungsergebnis ziehen, ist nicht mehr Sache der theologischen Wissenschaft.