13 Die Weisheit ist strahlend und unvergänglich und lässt sich gern erkennen von denen, die sie lieb haben, und lässt sich von denen finden, die sie suchen.
14 Sie kommt denen entgegen, die sie begehren, und gibt sich ihnen zu erkennen.
15 Wer sich früh zu ihr aufmacht, braucht nicht viel Mühe; denn er findet sie vor seiner Tür sitzen.
16 Denn über sie nachdenken, das ist vollkommene Klugheit, und wer ihretwegen sich wach hält, wird bald ohne Sorge sein.
17 Denn sie geht umher und sucht, wer ihrer wert ist, und erscheint ihm freundlich auf seinen Wegen und begegnet ihm immer, wenn er über sie nachsinnt.
18 Denn da ist Anfang der Weisheit, wo einer aufrichtig nach Unterweisung verlangt; wer aber nach Unterweisung trachtet, der hat die Weisheit lieb;
19 wer sie lieb hat, der hält ihre Gebote; wo man aber die Gebote hält, da ist unvergängliches Leben gewiss;
20 unvergängliches Leben aber bewirkt, dass man Gott nahe ist.
21 So führt das Verlangen nach Weisheit zu rechter Herrschaft.
22 Habt ihr nun Gefallen an Thron und Zepter, ihr Herrscher der Völker,
23 so haltet die Weisheit in Ehren, damit ihr für immer die Herrschaft behaltet.
24 Was aber die Weisheit ist und wie sie entstand, will ich verkündigen und euch ihre Geheimnisse nicht verbergen, sondern nach ihr forschen von Anfang der Schöpfung an und will die Kenntnis von ihr ans Licht bringen und will an der Wahrheit nicht vorbeigehen.
25 Denn ich will mit dem giftigen Neid nichts zu tun haben; denn er hat nichts gemein mit der Weisheit.
26 Viele Weise aber sind Heil für die Welt, und ein kluger König ist das Glück seines Volks.
27 Darum lasst euch unterweisen durch meine Worte, so werdet ihr Nutzen haben.
[...]
15 Gott aber gebe mir, nach seinem Sinn zu reden und so zu denken, wie es solcher Gaben würdig ist. Denn er ist's, der auch die Weisheit den Weg führt und den Weisen zurechthilft.
16 Denn in seiner Hand sind wir selbst und unsre Worte, dazu alle Klugheit und Kenntnisse in mancherlei Fertigkeiten.
17 Denn er gab mir sichere Erkenntnis dessen, was ist, sodass ich den Bau der Welt begreife und das Wirken der Elemente:
18 Anfang, Ende und Mitte der Zeiten; wie die Tage zu- und abnehmen; wie die Jahreszeiten wechseln
19 und wie das Jahr umläuft und wie die Sterne stehen;
20 die Natur der Tiere und die Kraft der Raubtiere; die Macht der Geister und die Gedanken der Menschen; die Vielfalt der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln.
21 So erkannte ich alles, was verborgen und was sichtbar ist; denn die Weisheit, die alles kunstvoll gebildet hat, lehrte mich's.
22 Denn es wohnt in ihr ein Geist, der verständig ist, heilig, einzigartig, vielfältig, fein, behänd, durchdringend, rein, klar, unversehrt, freundlich, scharfsinnig, ungehindert, wohltätig,
23 menschenfreundlich, beständig, gewiss, ohne Sorge; sie vermag alles, sieht alles und durchdringt selbst alle Geister, die verständig, lauter und sehr fein sind.
24 Denn die Weisheit ist regsamer als alles, was sich regt, sie geht und dringt durch alles – so rein ist sie.
25 Denn sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen; darum kann nichts Unreines in sie hineinkommen.
26 Denn sie ist ein Abglanz des ewigen Lichts und ein fleckenloser Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Bild seiner Güte.
27 Obwohl sie nur eine ist, kann sie doch alles. Und obwohl sie bei sich selbst bleibt, erneuert sie das All, und von Geschlecht zu Geschlecht geht si in heilige Seelen ein und macht sie zu Freunden Gottes und zu Propheten.
28 Denn niemanden liebt Gott außer dem, der mit der Weisheit lebt.
29 Denn sie ist herrlicher als die Sonne und übertrifft alle Sternbilder. Verglichen mit dem Licht hat sie den Vorrang.
30 Denn das Licht muss der Nacht weichen, aber die Bosheit kann die Weisheit nicht überwältigen.
[...]
10 Denn die Bosheit, die von Natur aus feige ist, bezeugt selbst, dass sie verdammt ist,
11 und vom Gewissen bedrückt, nimmt sie immer das Schlimmste an.
12 Denn Furcht ist nichts anderes, als dass einer nicht wagt, sich von seinem Verstand helfen zu lassen.
13 Wenn aber die Hoffnung im Herzen zu schwach ist, hält man die Ratlosigkeit für schlimmer als die eigentliche Ursache der Plage.
14 In dieser wirklichen unentrinnbaren Nacht, die aus den Schlupfwinkeln des unentrinnbaren Totenreichs gekommen war, lagen alle im gleichen Schlaf:
15 Die einen wurden bedrängt durch schreckliche Erscheinungen, die andern aber wurden dadurch gelähmt, dass ihnen der Mut entsank. Denn es kam plötzlich und unversehens Furcht über sie;
16 und so wurde, wer dort zusammenbrach, bewacht und eingeschlossen wie in einem Kerker ohne Eisen.