In der Theorie stimmen Praxis und Theorie immer überein, in der Praxis ist das aber nicht so.sven23 hat geschrieben:Dann wäre es aber von Anfang an nicht praxistauglich angelegt.ThomasM hat geschrieben: Es benötigt immer einen, der "oben" ist. Und schon ist das Christentum keines mehr.
Jesus ist eben nicht angetreten, um ein neues Weltreich zu errichten, er hat explizit das von den Juden erhoffte messianische Reich im Stile Davids abgelehnt. Sein Fokus lag immer auf der persönlichen Beziehung zwischen Mensch und Gott. Auch die Apostel mussten das letztlich einsehen, die Gemeinden enthielten überwiegend keine mächtigen und einflussreichen Menschen. Die christliche Botschaft ist eine Botschaft für die "Kleinen". Selbst als sich Strukturen herausgebildet hatten, die so etwas wie Gemeindeleiter notwendig machten, war das noch ganz im Sinne einer "dienenden Leitung" gedacht.
Aber dann ist im totalitären Altertum etwas passiert, worauf die Christen nicht vorbereitet waren. Die Masse der Kleinen wurde zu einem politischen Faktor und die Mächtigen begannen, das Christentum für ihre Zwecke zu nutzen. Die Kirche als staatliche Organisation begann mit allen negativen Konsequenzen, die es hat, wenn sich eine Weltanschauung zu einer politischen Macht entwickelt.
Da das Christentum eine sich erbarmende, liebende Einstellung ist, gab es kaum Gegenwehr gegen die Instrumente der Macht. Sogar das "dienende Leiten" wurde pervertiert und in ihr Gegenteil verkehrt. Das ist sogar noch heute vereinzelt so, wie man an dem Beispiel van Elzt sehen kann.
Nicht, dass ich nicht der Meinung bin, dass gewisse moralische Grundsätze auch in der Politik eine wichtige Rolle spielen könnten, aber in dieser Hinsicht ist das Christentum nicht machtvoller als meinetwegen der Humanismus. Das Grundproblem ist eben, dass du nicht an die Schaltstellen der Macht kommst, wenn du nicht auch einen Machtinstinkt hast und die Instrumente in dem Spiel der Macht einsetzt.
Für Leute wie dich ist das ein Widerspruch, aber das liegt eben an deiner eingeschränkten Sichtweise. Du vermagst nur die politischen Auswirkungen zu sehen, aber nicht in die Herzen der Menschen selbst.
Und um auf das Thema zurückzukommen. Wenn der dogmatische Atheismus, der sich undogmatisch nennt, zur Staatsreligion wird, dann werden die guten Absichten auch in Rauch aufgehen. Dann wird es zur Verfolgung von Glaubenden und zur Unterdrückung der Glaubensfreiheit kommen.