ThomasM hat geschrieben:Queequeg hat geschrieben:
Woran sich dann automatisch und richtungsweisend wieder die Frage anschließt, warum der Faschismus das Licht der Welt in einem christlichen Land erblickte und seinen traurigen Höhepunkt (Holocaust) in einem christlichen Staat wie Deutschland fand.
Als der Faschismus groß wurde, war kaum noch ein Land in Europa christlich und schon gar nicht Deutschland.
...
Deutschland war zum ersten Weltkrieg durch Militarismus und Nationalismus gekennzeichnet, nicht durch das Christentum.
Natürlich, wer Jude, äh, wer Faschist ist, das bestimmen wir. Waren natürlich alles keine Christen damals, da bliebe dann die Frage, wer war denn nun überhaupt ein Vollchrist, neben den vielen und vielzuvielen Viertel und Halbchristen?
Luther! Luther wäre dann DER Edelchrist überhaupt, sozusagen der Vorzeigechrist vor dem Herrn. Gut, sehen wir uns dann einmal den lieben Luther etwas näher an:
Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.
(Tischreden, Nr. 1795)
das wäre ein Aufruf zum Mord, aber da es Luther verkündete kann das ja nur ein Missverständnis sein, nicht?
Machen wir weiter:
Erstlich, dass man ihre Synagoge mit Feuer verbrenne. Und werfe hierzu, wer kann, Schwefel und Pech. Wer auch höllisch Feuer könnt zuwerfen, wäre auch gut ...
Zum andern, dass man ihnen alle ihre Bücher nehme, Betbücher, Talmudisten, auch die ganze Bibel und nicht ein Blatt ließe
Zum dritten, dass man ihnen verbiete, bei uns und in dem Unsern öffentlich Gott zu loben, du danken, zu beten, zu lehren bei Verlust Leibes und Lebens
Zum vierten, dass ihnen verboten werde, den Namen Gottes vor unseren Ohren zu nennen; denn wir können´s guten Gewissens nicht hören noch leiden ... Sondern wer es vom Juden hört, dass er´s der Obrigkeit anzeigen oder mit Saudreck auf ihn werfe, sofern er ihn sieht und von sich jage ...
(Von den Juden und ihren Lügen, Erstausgabe Wittenberg 1543, S. 99)
Einige Jahrhunderte später wurde denn Luthers Wunsch wahr, die Synagogen brannten und die urbösen Christusmörder brannten ebenfalls, oder wurden vergast, oder sonstwie ermordet. Denn die Juden waren ja:
Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist`s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unser Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Das ist nichts anderes. Da ist kein menschliches Herz gegen uns Heiden. Solches lernen sie von ihren Rabbinern in den Teufelsnestern ihrer Schulen.
(Von den Juden und ihren Lügen, Erstausgabe Wittenberg 1543, S. 95)
Könnte man nun sagen, das Luther eigentlich das vorwegnahm, was der Faschismus später in die "Tat" umsetzte?
Könnte man Luther als einen ausgemachten Antisemiten, als einen schon pathologischen Judenhasser vor dem Herrn bezeichnen?
Kann man, darf man, sollte man.
Allerdings kommt hier wieder die christliche "Logik" in's Spiel, denn demnach war Luther ja eigentlich kein richtiger Christ...