Savonlinna hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:
Leider nein.
Ich habe darüber Jahrzehnte nachgedacht, meine eigenen Überlegungen und Gedanken und deren Herkunft versucht herauszufinden.
Nichts ist da unbezweifelbar.
Eines ist unbezweifelbar: Du bist. Dein "Ich" hat darüber nachgedacht. Es mag sein, dass die ganze Welt ein Traum ist. Doch was ist mit dem, der ihn träumt? Unsre Gedanken mögen irrtümlich sein, reine Phantasie, aber was ist mit dem, der sie denkt? Mit jedem Augenblick bezeugst Du dich selbst, dein Sein; und in dem Du dich selbst bezeugst, bezeugst Du das Sein schlechthin. "Selbsterkenntnis" und "Gott es erkenntnis" gehören (aus Sicht der christlichen Mystik) zusammen.
Aus christlicher Sicht ist "Gott es erkenntnis" immer gekoppelt an eine umfassendere (tiefere) Erfahrung des eigenen Selbst, es ist also eine außerordentlich intime Erfahrung;oder
unendlich konkret. Das macht es so schwierig darüber zu reden, weil Worte bereits eine Abstraktion darstellen.
Deshalb ist die christliche Mystik auch ein
Weg der Stille. Im Kern der Dattel verbirgt sich das Geheimnis der ganzen Palme, in der Welle das ganze Meer und in der Tiefe unsres Herzens verbirgt sich .......... etwas, was unendlich kostbar ist... etwas, was unendlich konkret, unglaublich lebendig und wunderbar ist.... etwas, was unzerstörbar ist.
Ganz nahe, so nahe, dass wir es meistens übersehen.
Um Gott durch die Seele wahrzunehmen,
muss sie blind sein. Deshalb sagte er (hl. Paulus):
"Er sah das Nichts" von dessen Licht alles Licht kommt,
von dessen Substanz alle Substanz kommt.
~ Meister Eckhart
Manchmal sind es die Blinden, die plötzlich wirklich sehen; und manchmal sind es die Sehenden, die wirklich blind sind. Das will uns Jesus sagen.
Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt. (Matthaeus 11:5)
Das Christsein ist ein wunderbares Paradoxon: erst wenn man leer wird, kann man das wahre Leben in Empfang nehmen und wirklich von ihm erfüllt und belebt werden. Erst wenn man sein Ego (das falsche Selbst) los lässt, die Lektion der Hingabe lernt, kann man den Heiligen Geist aufnehmen, von seinem frischen Hauch von Grund auf durchweht werden, erneuert und wiedergeboren werden.
„Die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler.“ Jesaja 40,31
Ich fühle, dass Du in deinem Leben einen reichen Schatz der Erfahrung gesammelt hast, so ist es nicht an mir, Dich zu belehren. Das ist nur etwas, was ich aus meinem Herzen (und gerne) mit Dir zu teilen bereit bin, in dem Wissen, dass ich Dir nichts vormachen kann.

Jeder Mensch hat seine Geschichte mit Gott und Gott seine Geschichte mit jedem Menschen.
Selbst dann, wenn man ihn ein Leben lang verleugnet. Er wird vielleicht am Schönsten sichtbar in der Geschichte vom verlorenen Sohn, in dem Vater der auf seinen verlorenen Sohn wartet. Denn es mag sein, dass wir alle im Bild dieses verlorenen Sohnes enthalten sind, die ganze Welt. Verloren, ja, aber es gibt eine Gute Nachricht: eines Tages kehrt er heim, nachdem er sein Erbe verprasste und so niedrig sank, dass er bei den Schweinen schlief, ihm war alles egal. Sein Leben schien ihm sinnlos und absurd und der Tod näher, als das Leben.
Doch als er heim kehrt - beladen bis zum Rand mit Schuldvorwürfen, Verbitterung und dem Gefühl, ein totaler Versager zu sein, der alles falsch gemacht hat - da erwartet ihn nicht ein Vater mit erhobenem Zeigefinger, nicht ein blödsinniger Schulmeister oder ein bösartiger Racheengel, sondern eine unendliche Liebe, der wartet schon am Fenster, sieht ihn aus der Ferne kommen und stürmt ihm sofort mit großer Erleichterung entgegen, denn er erwartete ihn die ganze Zeit.
Er sieht, dass er ganz durchfroren ist, also ruft er die Diener und befiehlt ihnen ein heißes Bad einzulassen und neue Kleider zu bringen. Dann veranstaltet er ein Willkommensfest zu seinen Ehren, so ist er geliebt: und so erinnert sich der Sohn, wer er ist, ein Kind der Liebe von königlicher Herkunft, die ihm nichts und niemand nehmen kann. Er kann gar nicht tief genug sinken, gar nicht ausreichend Versager sein, um nicht von dieser Liebe immer noch geliebt zu werden.
Wünschen wir uns nicht alle so einen Vater, der uns mit einer vollkommenen (im grunde ja mütterlichen) Liebe liebt, die uns gebührt, die uns endlich versteht, die uns tatsächlich annimmt, wie wir sind? Die uns heilt? Die uns frei lässt? Die uns aufrichtet und ermutigt? Der christliche Glaube, wie ich ihn verstehe, macht uns dieses Angebot: kannst/willst/möchtest Du an diese Liebe glauben oder nicht?
Niemand muss, aber Du kannst, Du darfst. Das ist ein Akt der Freiheit und der gefühlten Wahrheit in deinem Herzen, mit der Du dich verbinden kannst. Eine Wahrheit, die niemals weniger, aber immer mehr Freiheit bedeutet. Diese Liebe ist wie ein Triumphzug, den wir gemeinsam beschreiten dürfen auf dieser Reise durch die Zeit und darüber hinaus.
Gesegnet ist der Mensch, der sich auf den Herrn verlässt, Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt. (Jeremia 17,7+8)
... und ich wünsche Dir einen gesegneten Tag, edle Wettstreiterin. Ich wertschätze Dich, deine Person und deine selbstständige (und leidenschaftliche) Wahrheitssuche, egal wie dein Glaubensbekenntnis lautet. Das ist mir sowas von egal (und ganz unter uns: Jesus auch, der hat ganz andere Prioritäten....)
doch das christliche Credo empfehle ich Dir gerne....
