Sie mag interessant sein, ist aber argumentativ an allen Haaren herbeigezogen. Man sieht geradezu, wie bemüht Kubitza seinen eigentlich unbegründbaren Standpunkt herbeizwingen will. Ein Musterbeispiel eines "ich kenne das Ergebnis, jetzt muss ich nur noch ein Argument finden"sven23 hat geschrieben: Kubitza hat da eine interessante Erklärung, warum die Sünde im Christentum so einen hohen Stellenwert hat.
"Der Grund für den christlichen Sündenwahn liegt außerhalb der Anthropologie. Er liegt im Tode
Jesu begründet bzw. darin, dass Jesus einen gewaltsamen Tod erlitten hat. Dieser Tod Jesu wurde
von seinen ersten Anhängern noch nicht als heilbringend angesehen, sondern nur als das „typische“
Schicksal eines Propheten oder gerechten Mannes verstanden und beklagt, also als negatives
Geschehen interpretiert. Doch dann suchten seine Gläubigen – er war ja inzwischen vom Verkündiger
zum Verkündigten geworden – auch seinem Tode einen Sinn abzugewinnen. Es konnte der „Messias“
oder der „Sohn Gottes“ doch nicht ohne Grund einen solchen Tod gestorben sein. Wie Gläubige
überall einen göttlichen Plan erkennen wollen, so musste bei Jesu eigenem Tod das Gefühl der
kognitiven Dissonanz besonders schmerzhaft sein. Um dem zu begegnen, entwickelte man den
Gedanken, dass Jesus freiwillig einen solchen Tod gestorben war. Und dass er es stellvertretend für
die Menschen getan hat. Damit wurde sein Tod nun positiv gesehen. Wenn es aber nötig war, dass ein
Gott (als der Jesus ja letztlich angesehen wurde) für die Menschen sterben musste; dann muss die
Sünde der Menschen ja aber viel größer und weitreichender gedacht werden als dies das Judentum
bisher meinte. Aus diesem Grund haben die Christen den Sündenbegriff aufgeblasen, radikalisiert und
ins Phantastische gesteigert."
Kubitza, Dogmenwahn
Hätte er sich doch einfach nur einmal mit Geschichte beschäftigt.
Die Basis des christlichen Fokus auf den Begriff der Sünde liegt in der Herkunft des Christentums aus dem Judentum.
Das Judentum ist definiert durch den Satz "Die Juden sind das eine Volk, denen Gott sein Gesetz anvertraut hat und die damit diesem Gesetz unterliegen"
Das Judentum ist also definiert durch das Gesetz und den Bemühungen, es zu halten. Das hat auch die stark gesetzesorientierten Bewegungen wie Pharisäer und Sadduzäer hervorgerufen.
Nun war es den normalen Menschen praktisch unmöglich, das Gesetz zu halten (es gab einfach zu viele Vorschriften). Dadurch wurde ein beständiges schlechtes Gewissen und das Gefühl des Verloren-Seins hervorgerufen.
Jesus hat damit Schluss gemacht, er hat die Menschen von dem Zwang des Gesetzes befreit. Gerade Leute wie Paulus oder Luther (woraus man sieht, dass in langen Perioden des Christentums eher jüdisch gedacht wurde als christlich) haben das als starke Befreiung empfunden.
Nun haben die Christen aber ein Problem. Wenn die mehrheitlich heidnischen Menschen gar keinen Wert mehr auf das Gesetz legen, wenn ihnen das geradezu schnurz ist, wie soll man ihnen klarmachen, dass sie durch Jesus davon befreit sind?
Werfen die Menschen das Gesetz fort, dann wird auch ein wichtiger Punkt christlicher Verkündigung fortgeworfen.
Viele christliche Verkündiger haben bis heute darauf reagiert, indem sie die Sünde in den Vordergrund gestellt haben. Ein Weg, den ich absolut nicht gutheiße, weil er schlicht falsch ist.