Thaddäus hat geschrieben:Eine Alltagspraxis ist die alltägliche Interaktion zwischen Individuen. Was du hier aufzählst, ist keine kommunikative Praxis zwischen Individuen …
Aber nein, wenn ich z.B. jeden Tag ein abstraktes Bild male, dann ist das eine Alltagspraxis für den „Einsatz des Bewusstseins“.
Dabei muss keinerlei sprachliche Umsetzung/Beschreibung (zumal das bei abstrakten Bildern häufig sehr schwer und eher aufgesetzt ist) und keine Interaktion durchgeführt werden.
In Bezug auf „Ich“ und „Person“ reichen z.B. Gruppenvorstellungen aus. Auch da muss es für den „Einsatz der Bewusstseinsmöglichkeiten“ nicht zu einer Kommunikation kommen.
Thaddäus hat geschrieben:…sondern bloß drei physikalische Eigenschaften von Objekten (Farben, Töne, Geruch) und ansonsten Empfindungen (Schmerzen, Emotionen).
So wie ich es sehe, sind die Bewusstseinsphänomene „Farben“, „Töne“, „Geruch“ usw.
keine physikalischen Eigenschaften, sondern das Verstehen von physikalischen Zusammenhängen – das ist ein grosser Unterschied.
Der Beweis hierfür ist ganz einfach der elektrische Impuls.
Nachweislich geben die Sinneszellen elektrische Impulse ab, aus deren Verarbeitung erst
danach die „Überzeugung vom Vorhandensein der Phänomene“ stattfindet.
Wären es physikalische Eigenschaften, dann müssten im Grunde „Farben“ transportiert werden.
Thaddäus hat geschrieben:Eine Beschreibung von Alltagspraxis wäre es, wenn du ausführtest, wie man sich über Farben, Töne, Geruch, Schmerzen, Emotionen im Alltag unterhalten oder sonstwie darüber mit anderen alltäglich kommunizieren kann. Wie das ohne Sprache funktioniert, diese Erklärung bleibst du schuldig.
Ich ziele bei „Alltagspraxis“ nicht auf Kommunikation ab, sondern auf den „Einsatz von Bewusstsein“.
Wenn du dem „Denken ohne Sprache“ begegnen möchtest, dann musst du nur in einem Grafikprogramm eine Hälfte der Zeichenfläche „Blau“ und die andere „Gelb“ einfärben.
Danach denkst du über den Unterschied zwischen „Blau“ und „Gelb“ nach.
Du wirst diesen Unterschied nicht beschreiben können, dennoch ist er für dich „da“ und du kannst mit ihm umgehen:
Wenn du ein Bild malst, und die Sonne zu „blau“ erscheint, dann wirst du sie mehr „gelb“ machen wollen, aber nicht, weil du eine sprachliche Analyse durchgeführt hast, sondern weil es zu einer „Denksituation ohne Sprache“ kam:
Zuerst wird ein störender Effekt festgestellt,
danach kommt es zu einer Veränderungsüberlegung und
letztlich wird eine Massnahme ausgewählt, um diese Veränderung zu erreichen.
Thaddäus hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Weniger offensichtlich sind das „Vohandensein/Fühlen“ von
Abständen, Volumina, Formen, Ausrichtungen, Raumzusammenhänge, Geschwindigkeiten, Bewegungsabläufe usw.
Das ist eine bloße Aufzählung räumlicher Eigenschaften von unbewegten und bewegten Objekten!
Nein, es geht doch nach wie vor um das Bewusstsein.
Selbstverständlich ziele ich hier auf das Vorkommen dieser „Dinge“ im Bewusstsein ab.
Wenn du deinen Blick auf irgendwelche Objekte auf deinem Tisch richtest, wirst du ohne Probleme die Abstände wahrnehmen und auch damit umgehen können, ohne darüber zu sprechen. Du bist sozusagen, ohne Sprache, davon überzeugt, dass dort ein Abstand vorhanden ist und dass er eine bestimmte Ausprägung hat, die du genau „im Griff hast“ – du kannst damit ohne Sprache umgehen.
Es kommt vor, dass blinde Menschen durch eine Operation wieder Sehen können. Dabei gibt es Patienten, die davon berichten, dass sie zwar eine Art Farbbild sehen, aber dies nur Flächen sind. Keine Abstände, keine Volumina, keine Formen, kein Raumverständnis.
Gingen all diese Zusammenhänge aber von den Objekten aus, müssten sie zum Einen transportiert werden (da sind natürlich wieder nur elektrische Impulse) und zum Anderen würden sie auch für diese Patienten transportiert werden müssen, was aber nicht der Fall ist.
Thaddäus hat geschrieben:Im LSD-Rausch mag jemand Farben sehen, wenn er Töne hört.
Vorsicht, hier machst du dich zu schnell über Symptome lustig, die von einem Lösungsversuch für das „Rätsel des Bewusstseins“ abgedeckt werden müssen.
Es gibt wohl Menschen, deren Realitätsverständnis, also deren Bewusstsein, regelrecht „auseinander fliegt“.
Dies muss erklärt werden.
Wer dort mit Existenzen argumentiert, wird in gewisse Schwierigkeiten kommen, denn diese „Existenzen“ müssen auf eine Art "flexibel" sein, dass sie lieber nicht existieren sollten.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn er das beschreiben kann, muss er übrigens seine Wahrnehmungen und Empfindungen offensichtlich selbst beobachten können
Mal angenommen du könntest weder den Unterschied zwischen „Blau“ und „Gelb“(siehe oben) noch den Ablauf der zum Unterschied führt, beschreiben, wäre dies dann für dich ein Beweis, dass du dich
nicht selbst beobachten kannst?
Ich sehe in „Qualia“ tatsächlich einen Beweis dafür, dass sich das Bewusstsein
nicht selbst beobachten kann.
(Solltest du tatsächlich über diese Beobachtungs- und Analysefähigkeiten verfügen, dann schreib alles dazu in einen Beitrag – ich lese es)
Thaddäus hat geschrieben:1. Erkläre, was eine nicht-sprachliche Überzeugung ist. Bringe also ein Beispiel, für eine Überzeugung, die nicht sprachlich ist.
Das „Vorhandensein von Blau“
Der „Unterschied zwischen Blau und Gelb“
Das „Vorhandensein von Abständen“
Das „Vorhandensein von Schmerzen“
Das „Vorhandensein eines ‚Ich’“
usw. usw. usw.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du dir "Existieren" nicht anders als dingliches Existieren vorstellen kannst, dann ist das nicht mein Problem. Die Funktion F(x) existiert zweifellos. Natürlich nicht dinglich substanziell, sondern eben als mathematische Funktion.
Vorsicht, Mathematik ist ein Denkwerkzeug und spielt damit nur im Bewusstsein eine Rolle.
Die so genannte „Existenz von F(x)“ kann somit nicht als Begründung oder Hinweis für die „Existenz des Bewusstseins“ verwendet werden.
Dadurch versuchst du dir nur „Kategorieeindrücke“ zu „erschwindeln“ und bringst lediglich den altbekannten, philosophisch motivierten, Gültigkeitsanspruch des Denkens und möchtest eine Suggestion aufbauen.
Hast du schon über einen Beweis für die Korrektheit dieses Gültigkeitsanspruchs nachgedacht?
Thaddäus hat geschrieben:Offenbar weißt du nicht, was eine deskriptive Defintion ist bzw. eine Realdefintion im Unterschied zur Nominaldefinition
Um nichts falsch zu machen, habe ich tatsächlich erst nachgesehen:
Zitat-Wiki: „
Deskriptive Definition
Als deskriptive Definition (oder auch feststellende Definition) bezeichnet man eine Definition, die einen gewohnten Sprachgebrauch festhält.“
Es handelt sich also um die „Festlegung eines Sprachgebrauchs“ aber nicht um die Festlegung der Kategorie-/Existenzverhältnisse.
Laut Wiki hast du somit den Sprachgebrauch erklärt (aus der Alltagspraxis – wie ich geschrieben habe:
wann man die Begriffe einsetzt), aber es geht hier um die Kategorie- und Existenzzusammenhänge. Letztlich möchtest du einen Vergleich mit den Abläufen im Gehirn durchführen.
Durch deine Beispiele hast du jedoch keinerlei Überblickposition erlangt, durch die du zu einem derartigen Vergleich in der Lage wärst.