Das Gehirn rechnet überhaupt nicht. Du scheinst es dir in seiner Funktionsweise wie eine CPU vorzustellen. Genau das ist es aber nicht. Neuronen arbeiten nicht digital. Simulierte neuronale Netzwerke versuchen die Funktionsweise eines lernenden Gehirns nachzuahmen. Sehr weit her ist es aber mit denen nicht, jedenfalls wenn man die Leistungsfähigkeit selbst eines Rattenhirns damit vergleicht. Gibt es mittlerweile eigentlich echte neuronale Netze?SilverBullet hat geschrieben:Das wäre aber „maximal ungünstig“, denn das Gehirn kann nichts anderes, als berechnen.Thaddäus hat geschrieben:Bewusstsein kann nicht "berechnet" werden
Wenn man auf einen Schwebebalken balanciert, löst das Gehirn keine Differenzialgleichungen. Es hat vielmehr gelernt, Signale zu den richtigen Muskeln im rechten Arm zu senden, damit der sich hebt, wenn man droht nach links das Gleichgewicht zu verlieren.
SilverBullet hat geschrieben: Bewusstsein mit dem Begriff „Beobachten“ in Verbindung zu bringen, halte ich für extrem problematisch, weil es einen „Beobachter“ suggeriert. Von diesem „Beobachter“ fehlt aber jede Spur.

Da hast du deinen Beobachter!
Es ist recht albern, etwas infrage stellen zu wollen, was offensichtlich ist. Es ist nicht problematisch, im Zusammenhang mit Bewusstsein und Selbst-Bewusstsein von einem Beobachter zu sprechen. Es ist vielmehr hochgradig absurd, das Selbst-Bewusstein nicht als eine beobachtende Instanz ansehen zu wollen. Bewusstsein bedeutet, dass man sich etwas bewusst ist. Das geht gar nicht ohne beobachtende Instanz. Selbst-Bewusstsein bedeutet, dass man sich seiner selbst und damit seines aktuellen Bewusstseinsstroms bewusst ist.
Mittlerweile ist es in der Philosophie so, dass man sichgenau über jene Hirnforscher allenthalben lustig macht, die allen Ernstes die These verteten haben, es gäbe kein Ich, sondern nur ein Gehirn.



Da habe ich gar nichts gegen einzuwenden. Nur gibt es in deiner Theorie nichts, was verstehen könnte.SilverBullet hat geschrieben: Der einzige vorhandene Umstand ist das aktive Gehirn, also eine aktive Schaltauswertung. Wenn es keine explizite Schnittstelle gibt, dann besteht das Bewusstsein aus bestimmten Bedeutungszusammenhängen innerhalb des Ablaufes – ich nenne diese: Verstehzusammenhänge.
Dann vermag deine Theorie offenbar ein sehr bedeutsamens Faktum nicht zu erklären: nämlich das Vorhandensein von Bewusstsein und Selbst-Bewusstsein. Dann hat deine Theorie offenbar Lücken.SilverBullet hat geschrieben: Dein Beispiel mit der „Leinwand“ suggeriert das Vorhandensein der Bewusstseinsinhalte und das Vorhandensein eines Beobachters. Beides ist mit einer sensorischen Wahrnehmungstechnik nicht machbar.

Als Subjekt bezeichnet man einen Menschen mit seinem Verhalten und seinen körperlichen Eigenschaften. Als transzendentales Subjekt bezeichnet man die Instanz, die vorausgesetzt werden muss, damit man von einem Subjekt sinnvoll sprechen kann. Das Subjekt ist ein Ding (nämlich der ganze Mensch), das transzendentale Subjekt ist kein Ding, sondern eine Aktivitäts-Instanz, die vorausgesetzt werden muss, weil es Bewusstsein und Selbst-Bewusstsein gibt.SilverBullet hat geschrieben: Das „Subjekt“ als Instanz zu bezeichnen, ist im Grunde schon wieder eine Form von Dualismus, zu der sofort die Was-Soll-Das-Sein-Frage und die Frage nach der Wechselwirkung gestellt werden muss.
Transzendental bedeutet: Was vorausgesetzt werden muss, als Bedingung für Erkenntnis.SilverBullet hat geschrieben:Begriffe, wie „transzendental“ halte ich nicht für hilfreich, weil ich nicht sagen kann, was hiermit genau angesprochen wird und weil sie somit zu sehr von der vorhandenen Wahrnehmungstechnik ablenken.Thaddäus hat geschrieben:Kant nennt es das transzendentale Bewustsein:…
Das transzendentale Subjekt oder transzendentale Ich/Ego muss vorausgesetzt werden, wenn man von Erkenntnis spricht, denn es muss etwas geben, dass eine Erkenntnis überhaupt haben kann. Es muss auch etwas geben, was Wahrnehmungen machen kann.
Das Gehirn ist eine graue, weiche ca. 1500g schwere Masse bestehend aus Milliarden miteinander verschalteten Neuronen. Eine graue, weiche Masse kann nicht agieren. Man kann so wenig sinnvoll davon sprechen, ein Gehirn agiere, wie man nicht sinnvoll davon sprechen kann, meine Waschmaschine wolle die Weißwäsche bei 60°waschen oder mein Hammer wolle hämmern. Ein Staubsaugerroboter agiert zwar, indem er den Dreck selbsttätig aufsaugt, aber man kann nicht sinnvooll behaupten, dass er staubsaugen will, damit es sauber wird. Es ist einfach unsinnig, so zu reden.Thaddäus hat geschrieben:Nein, bei Gefahr läuft das Gehirn sehr zielstrebig ab. Das geht soweit, dass sogar Schmerz und die gesamte Tragweite von Situationen ausgeblendet werden.SilverBullet hat geschrieben: Ganz im Gegenteil: bei Gefahr kommt es gerade auf die Empfindung an.
Auch, wenn es kein Ich/Bewusstein/Selbst-Bewusstsein/Subjekt/Person/Selbst usw. ohne Gehirn gibt, so kann man nicht sinnvoll davon sprechen, dass Gehirn wolle dies oder das. Etwas wollen, kann nur Etwas, welches etwas wollen kann.
Wieso Fehlanzeige? Wir kennen Subjekte, die sich selbst beobachten können. Das kann auch jederzeit empirisch bestätigt werden.SilverBullet hat geschrieben: Wir kennen keine Wahrnehmungstechnik, die sich selbst „beobachten“ kann.
Wenn dies möglich wäre, müsste das Bewusstsein die elektrischen Impulse, die genau dort vorhanden sind, wo sich das Bewusstsein „ansässig fühlt“, auf irgendeine Art erkennen können – Fehlanzeige.
Nein. Ich bin kein Anhänger eines Begriffs. Wie sollte man Anhänger eines Begriffs sein können?SilverBullet hat geschrieben: Aha, du bist also Anhänger des „Emergenz“-Begriffes.
Ich halte aber die These, dass es emergente Phänomene der komplexen Hirnaktivität gibt, für nicht ganz unplausibel.
Nein, das ist Unsinn. Existenzdualismus gibt es zudem nicht, nur Substanzdualismus. Emergenz behauptet keine geistigen Substanzen.SilverBullet hat geschrieben: „Emergenz“ ist aus meiner Sicht, in Bezug auf das Bewusstsein, der bescheidene Notfallplan, für Menschen, die das Fehlen einer „magischen Substanz“, innerhalb des „gewohnten Existenzverständnisses“, durch „Etwas“ ersetzen möchten.
Letztlich ist es immer noch eine Form von „Existenzdualismus“:
SilverBullet hat geschrieben: Das Problem hierbei ist:
„Emergenz“ ergibt sich aus der Sicht von Wahrnehmung, aber hier geht es gerade nicht um die Sicht sondern, um die Herstellung von Wahrnehmung.

Du sprichst zwar die ganze Zeit von Wahrnehmungsapparat. Aber wie er funktionieren soll, belibt absolut rätselhaft. Wenn du über Wahrnehmungen sprechen möchtest, musst du auch erklären können, was diese Wahrnehmungen hat und interpretiert. Das Gehirn? Wie macht es das? Wie nehmen Gehirne wahr? Im Gehirn kommen elektrochemische Impulse an. Die müssen verarbeitet werden. Und wie weiß das Gehirn, dass es selbst es ist, das etwas vearbeitet? Wie kommt das gehirn dazu, die Bedeutung dessen zu erkennen, was es da verarbeitet? Nein,- das passt alles vorne und hinten nicht zusammen. Deine Wahrnehmungs-Theorie ist löcherig, wie ein Schweizer Käse.
Das Innere von Wahrnehmung?! Ich bitte dich. Was soll das denn sein ...SilverBullet hat geschrieben: Man kann keinen Bedeutungsbegriff aus dem „Inneren“ von Wahrnehmung verwenden, um den Aufbau von Wahrnehmung zu erklären.
Dann kann es keine Wahrnehmung geben. So einfach ...SilverBullet hat geschrieben: Wahrnehmung kann sich nicht auf Grund der eigenen Inhalte analysieren.
Neuronen werden nicht gewichtet. Allenfalls kann die Information - die aber zuerst von Etwas als relevante Information erkannt werden muss - gewichtet werden. Was ist das? Und woher kommen die Kriterien für die Gewichtung?SilverBullet hat geschrieben:Ja, das könnte man sagen, wobei es nicht die Neuronen sind, sondern die aktive Schaltung, einschliesslich der Gewichtung in den Neuronen.Thaddäus hat geschrieben:Wenn ich weiß, wie mein Gehirn funktioniert, wer weiß dann, wie mein Gehirn funktioniert? Die feuernden Neuronen?
Letztlich steckt die Fähigkeit es zu Wissen, in der Verschaltung von bestimmten Abschnitten im neuronalen Netz.
Wann immer dieses Wissen aktuell (im Bewusstsein) eine Rolle spielt, sind diese Abschnitte aktiv und tragen zum obigen Wechselspiel bei.[/quote]