Pluto hat geschrieben:Wer sollte ihr das verbieten?
Sie sich selber, wenn sie weiss, was sie ist. - Von außen her wird es ihr keiner verbieten.
Pluto hat geschrieben: Die HKM ist die einzige Methode, die in der Lage falsifizierbare Ergebnisse zu bringen.
Ja und? - Dann falsifiziert man halt irgendwann, weil man Grund hat, dass Paulus den Text im Jahr 63 geschrieben hat, weil man jetzt weiss, dass es im Jahr 65 war. - Oder man falsifiert die Existenz von Johannes den Täufer, weil neue Erkenntnisse zeigen, dass es nur ein Pseudonym für Philipp den Säufer war.
Was ich damit sagen will: Wissenschaftliche Falsifizierungs-Möglichkeiten finden doch ausschließlich auf "äußerlich" nachprüfbarer Ebene statt. - Es hat doch nichts mit der substantiellen Deutung von AT und NT zu tun - oder meinst Du doch?
Pluto hat geschrieben:Das ist natürlich aus weltanschaulicher Sicht brand gefährlich für die alten Traditionen und Dogmen.
Das mag brand-gefährlich für dumme alte Traditionen sein - dafür ist es gut. - Aber es hat doch überhaupt nichts mit geistigen Aussagen zur Bibel zu tun - das beißt sich doch gar nicht.
Pluto hat geschrieben:Aber nur die spirituelle Interpretation darf aus ideologischer Sicht Anerkennung finden, nicht wahr?
Nee - anders: Spirituelle Fragen können nur spirituell beantwortet werden - und historische Fragen können nur historisch-kritisch beantwortet werden.
Insofern: Das historisch-kritische Feld ist in der Tat die Grundlage/das Fundament, auf dem das eigentlich geistig-substantielle Haus steht - aber das historisch-kritische Feld ist nicht das Haus.
Münek hat geschrieben:Das Thema "Jesu Naherwartung" wird dort nicht kontrovers diskutiert. Die vielfältigen neutestamentlichen Aussagen sind zu eindeutig.
Das ist einfach falsch, so wie Du es sagst:
1) Dass die Texte das aussagen, was (in aller Bandbreite) die HKM aus ihnen liest, ist allseits anerkannt = "Die Urchristen und die Verfasser mancher uns vorliegender Texte haben an eine 'äußere' Naherwartung Jesu geglaubt". - Das wussten schon katholische Theologie-Studenten in den 60er Jahren (habe dazu eine Theologin befragt, die damals studiert hat) - das wusste man. - Das ist anerkannt - hier gibt es in der Tat keine Fronten.
2) Wie es dazu gekommen ist und was Jesus selbst gemeint hat, ist eine ganz andere Diskussion. - Der entscheidende Punkt: Diese historisch-kritische Grundlage wir einerseits allerseits als solche anerkannt, aber eben nur als Exegese der vorliegenden Texte verstanden, nicht aber als Deutung des Christentums. - Da gibt es diese Fronten.
Diese Fronten werden möglicherweise nicht deutlich, weil christliche Theologen diese historisch-kritischen Ergebnisse zwar als wertvolle Informations-Sammlung verstehen, nicht aber als Grundlage für die eigentliche Deutung. - Man lässt also überhaupt keine Konfrontation zu, weil beide Ebenen so disparat sind, dass sie gar nicht als Konfrontation dargestellt werden können - es denn, man instrumentalisiert die HKM als weltanschauliche Instanz.
Und jetzt wird's kompliziert: Wenn ich Savonlinna recht verstehe, kann die HKM sogar bei seriösem Umgang diese Instanz sein - was dann sogar Ratzinger meint, wenn er sinngemäß sagt, dass die HKM über Stoffsammlung hinaus wertvoll sein kann, wenn sie sich ihrer Transferfähigkeit in geistige Fragestellungen bewusst ist. - Das wiederum wird von der agnostischen Theologie wiederum abgelehnt (scheint mir), weil man dann das reine Feld der Wissenschaft verlasse. - Dieser Einwand ist richtig - aber dann darf man nicht weltanschaulich deuten.
Unterm Strich läuft das auf eine "Duschen, aber nicht nass werden"-Diskussion hinaus. - Übrigens: Wir reden hier nicht von der Parusie-Verzögerung (das ist nur ein eingeführtes Beispiel), sondern vom Stellenwert der HKM innerhalb der gesamten Theologie.