Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Prämisse 1: Alles kann bezweifelt werden.
Diese Prämisse ist ja auch aus Sicht von Descartes (und Augustinus) falsch:
"Si enim fallor, sum" - das Ich kann eben NICHT bezweifelt werden.
Nee. Hatten wir schon.
Geht nur wenn man setzt, dass Gott nicht missgünstig ist.
Es ist vielfach versucht worden, Descartes
cogito sum zu widerlegen. Meiner Meinug nach ist das bislang noch niemandem gelungen. Sein Beweis funktioniert auch dann, wenn man einen missgünstigen Gott annimmt, der uns in ALLEM täuschen will und täuschen kann.
Bekanntlich geht Descartes in seinen
Meditationen methodisch der Frage nach, ob etwas und was übrigbleibt, wenn ich an allem zweifle und davon ausgehe, in allem einer Täuschung zu unterliegen.
Als erstes weist er nach, dass alle meine
Sinneswahrnehmungen falsch und eine Täuschung sein könnten.
Sodann weist er nach, dass sogar
logische und mathematische Wahrheiten vorgetäuscht sein könnten, nämlich dann, wenn wir einen
deus malignus annehmen, einen bösartigen allmächtigen Gott-Dämon, der mir nur vorgaukeln könnte, dass 3+4=7 oder A=A ist etc.
Aber selbst, wenn mich dieser deus malignus noch über die distinkten mathematischen und logischen Wahrheiten täuschen könnte, so kann er mich doch über eines nicht täuschen, dass es nämlich
in dem Augenblick, in dem ich
denke, ich könnte über alles getäuscht werden, ein zweifelndes Denkendes (Ich) geben muss,
welches in diesem Augenblick getäuscht wird.
Das heißt, auch wenn ein an allem Zweifelnder tatsächlich in allem getäuscht wird, so kann dieser Zweifelnde nicht darin getäuscht werden, dass er als Zweifelnder existiert.
Und selbst dann, wenn der allmächtige deus malignus ein denkendes Ich
sich selbst nur ausdenkt (um es nämlich täuschen zu können), dann existiert dieses
gedachte denkende Ich zumindest in dem Augenblick, in dem es als vom deus malignus Gedachtes denkt, dass es gerade in diesem Augenblick in allem von einem deus malignus getäuscht wird.
Zudem entsteht ein Widerspruch, wenn ein deus malignus sich ein zweifelndes denkendes Ich nur ausdenkt (und damit in die
Existenz ruft als zweifelndes Denkendes), um es darüber zu
täuschen, dass es als zweifelndes Denkendes exisitiert: denn es existiert in diesem Augenblick als zweifelndes Denkendes und kann nicht gleichzeitig darüber getäuscht werden, dass es existiert (zumindest so lange, bis der deus malignus aufhört, dieses denkende Ich zu denken).
Wendet man gegen diese Argumentation ein, dass sie auf einer Logik beruht, über die man gerade getäuscht werden könnte, so ist das richtig bedeutet aber, dass jede rationale Argumentation in sich zusammenbricht, auch die, es könne an irgendetwas gezweifelt werden.
Der Welt- und Gottesbeweis Descartes beruht darauf, dass Descartes davon ausgeht, dass ein vollkommener Gott auch vollkommen
gut sein muss, also gerade kein deus
malignus sein kann (dem dann nämlich zur
Vollkommenheit gerade die
Allgüte feht).
Darum darf der Mensch - nach Descartes - von der prinzipiellen Korrektheit seiner Wahrnehmungen und seinen distinkten (also klaren und deutlichen) Einsichten ausgehen.