closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Induktion (lat. inducere ‚herbeiführen‘, ‚veranlassen‘, ‚einführen‘) bedeutet seit Aristoteles den abstrahierenden Schluss aus beobachteten Phänomenen auf eine allgemeinere Erkenntnis, etwa einen allgemeinen Begriff oder ein Naturgesetz.
Genau so verstehe ich es auch.
Jetzt nochmal meine Frage:
Wenn der Naturwissenschaftler Phänomene beobachtet und daraus auf eine allgemeine Erkenntnis schließt und man dies "Induktion" nennt: Warum nennst Du dann Naturwissenschaft "deduktiv" und nicht "induktiv". - Ich kapiere das wirklich nicht.
Pluto hat geschrieben:Genauer... aus einer Beobachtung entsteht ein allgemeines Modell
Das ist eindeutig "Induktion" - siehe Aristoteles. - Wobei ich korrigieren würde von "einer Beobachtung" in "viele Beobachtungen".
Pluto hat geschrieben: welches anschließend empirisch bestätigt wird: Das nennt man die deduktive Bestätigung des Modells (Theorie).
In zweiter Linie stimmt das dann: Man hat primär induktiv etwas festgestellt, was zu einer Hypothese berechtigt. - Dadurch findet es Eingang in die Methodik, innerhalb derer es deduktiv überprüft wird ("Ich beobachte nun auf meine Hypothese hin, um selbige zu falsifizieren").
Das ist ein inner-methodisches Verfahren - führt aber doch nicht dazu, dass Aristoteles unrecht hat.
Also ich weiß nicht, ob Pluto in einem Punkt es hier nicht auch falsch darstellt, er es zu salopp formuliert oder ich zu kritisch bin. Nämlich da, wo er sagt, aus einer oder auch mehreren bis vielen Beobachtungen "entstehe" ein Modell "induktiv". In nicht salopper Form anders ausgedrückt: Die Beobachtungen bzw. Wahrnehmungen induzieren das Modell. Genau so sei es ja auch, meint der closs dazu. Und genau dieser Fall würde dann auch treffend als "induktive Methode" der Wissenschaft bezeichnet werden.
Induktion meint hier, dass die Wahrnehmungen bzw. die Beobachtungen direkt auf logisch-rationaler Weise zum Modell führen. Gerade das, so hat der Popper philosophisch analysiert, ist eben nicht der Fall. Nicht der Fall, obwohl uns das "naiv" so vorkommt, denn bevor wir ein Modell
kreieren, haben wir irgendwelche Wahrnehmungen, die wir rational, am liebsten mit einer Vorhersagequalität, verstehen möchten.
Logisch-rational, also wirklich induktiv, wäre die Methode, mit Hilfe von Statistiken Modelle generieren zu lassen. Übrigens wäre das schöne an der "induktiven Methode", dass wir uns von "Intersubjektivität" ein gutes Stück weiter in Richtung "Objektivität" bewegen könnten.
Alsio
summa summarum eine ganz tolle Sache. Nur eben mit dem Nachteil: Es funktioniert nicht. Die logisch-rationale Methode, die von der Wahrnehmung zum Modell führt und sich nach außen auch noch fruchtbar erweist, gibt es nicht. Deshalb hat Wissenschaftstheorie spätestens seit Popper von der Vorstellung induktiver Methodik für Wissenschaften mit "empirischen" Untersuchungsgegenständen gelöst. Seitdem darf jeder, "hypothetisch" ein Modell entwickeln. Danach kommt der deduktive Teil der Ableitung von Beobachtungsvorhersagen und der Versuch der Falsifizierung. Eben die sogenannte
hypothetisch-deduktive Methode
Aus gegebenem Anlass deshalb mal wieder:
- Modell machen
- Beobachtungsvorhersagen an tatsächlichen Beobachtungen prüfen
- Wenn tatsächliche Beobachtungen nicht zu den Beobachtungsvorhersagen passen, zurück zu (1)
- Beobachtungsvorhersagen zu einem Mittel einer Erwartungshaltung innerhalb einer Gewinnsituation machen
- Wenn das Risiko der Erwartungshaltung nicht belohnt wurde, Modell "bäh" finden und erstmal zurück zu (2)
- Wenn aus diesem Krimskrams, über alle Modelle hinweg, keine Belohnung resultiert, dann den ganzen Mist (= Naturwissenschaft) in die Tonne drücken
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.