Nun, es gibt aber keinen Anspruch auf Suggestionserfolg.closs hat geschrieben:Es könnte also Realität geben, die nicht als Existenz bezeichnet werden darf. - Findest Du das befriedigend?SilverBullet hat geschrieben:Der Begriff „Existenz“ bedeutet „das, was vom Wahrnehmungssystem als vorhanden eingeschätzt wird“
„Glaube“ bedeutet also, dass man vernünftige Grenzlinien im Umgang mit dem Existenzverständnis ausser Acht lässt, auf Suggestion reagiert und sich danach entlang der eigenen Wünsche „durchschlägt“.closs hat geschrieben:Das sind Glaubensfragen - nach dem Muster: Welche formal mögliche Existenz/Realität könnte tatsächlich Exstenz/Realität sein?SilverBullet hat geschrieben:Dies zeigt sich auch, wenn du die Erscheinung von „Harvey“ klar als nicht existent einschätzt, während du die Erscheinung der „2000 Jahre alten Jungfrau Maria“ für möglich hältst.
Es tut mir leid, aber ein Wahrnehmungssystem begeht einen Kardinalfehler, wenn es sich, aus seiner nicht-sinnlichen Verarbeitung (Denken) heraus, einen Verdacht auf unsichtbare, unerreichbare, nicht-nachweisbare und dazu noch unvollständige Zusammenhänge erschliesst, die sich genau dieses Wahrnehmung niemals vorstellen kann.closs hat geschrieben:Also wäre Nicht-Wahrnehmbares automatisch nicht-existent? - Wären alle Menschen blind: Wäre dann der Mond nicht-existent?SilverBullet hat geschrieben:Da du dich nicht von Wahrnehmung trennen kannst, kannst du damit keinerlei unabhängige Existenzaussagen machen.
Wenn dieses Wahrnehmungssystem dann auch noch anfängt, sein Leben nach den „Wünschen des Unsichtbaren“ auszurichten, weil dies von einer Uraltkultur, aus einer Pulverfassregion, festgelegt wurde, dann wirkt das Häschen „Harvey“ plötzlich unglaublich sympathisch, weil es total harmlos ist.
Das hört sich ein wenig psychologisch an: sozusagen „Angst etwas zu versäumen“.closs hat geschrieben:Ja und? - Und was ist mit dem, wofür ich keine Kriterien aufstellen kann, das aber real ist?SilverBullet hat geschrieben:Du kannst nur Kriterien für den Umgang mit Wahrnehmung aufstellen, mehr nicht.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass dieses „nicht vorstellbare Etwas“ auf „Suggestions-Ideen“ zurückgeht, die von anderen Menschen (auch aus alten Texten) entnommen wurden.
Wenn man noch mehr Angst bekommen möchte, etwas zu verpassen, dann sollte man in die Fantasy-Abteilung einer Bücherei gehen – ganze Welten werden wir wohl nie erreichen können – schade.
Nein, ich denke, der Bedeutungsentwurf des „Ich“ vertritt (innerhalb der Wahrnehmungsauswertung) die Stellung des Körpers zur Umwelt. Das Gehirn baut damit ein Verständnis der aktuellen Körpersituation auf.closs hat geschrieben:Wenn ich bei Dir vorbei kommen würde und sagen würde "Ich bin Closs". - Würdest Du mich dann erst mal zur Sicherheit in ein Forschungszentrum zwecks Nachprüfung meiner Aussage "Ich" schicken?SilverBullet hat geschrieben:Korrekt, denn anstatt eines „Ich“ kann man nur ein aktives Gehirn beobachten
Interessant dabei ist: wir können nicht nur als „Ich“ denken, sondern auch als „Gruppe“.
Gibt es schon einen Philosophen, der einen "existierenden Gruppengeist" logisch „schweben“ lässt?
Lies dir deinen Text noch mal durch:closs hat geschrieben:"Anderes" ist falsch. - Es geht bei Descartes darum, dass das "Ich" prinzipiell nicht wissen kann, ob sein Körper real ist oder Täuschung.SilverBullet hat geschrieben:Aus meiner Sicht ja, denn das „Ich“ soll etwas anderes sein, als der materielle/physikalische Körper (die berühmte Nicht-XXXX-Strategie).
Das „ich“ soll nichts „Anderes“ als der Körper sein, aber es soll entweder einen Körper haben oder sich diesbezüglich täuschen.
Soll das „Ich“ tatsächlich ein Körper sein, der einen Körper haben kann?
Das aktive Gehirn ist nachgewiesen.closs hat geschrieben:Ist das nicht eine logische Frage und keine wissenschaftliche? - Was hat das mit "Nachweis" zu tun?SilverBullet hat geschrieben:denn die Anhänger dieser Idee kümmern sich offenbar nicht um einen Nachweis und auch nicht um das Gehirn, das nachgewiesen ist.
Warum sollte man es gewissen „Ideen-Gebern“ erlauben, sich nicht exakt dazu zu positionieren?
Was sagt die Philosophie aus, was das Gehirn im Einzelnen macht?
Es ist das alte Spiel:closs hat geschrieben:Falsifiziere, dass Du mit Dir wahrnimmst.
Da es deine Behauptung ist, musst du sagen, was das „Ich“ sein soll, das wahrnimmt.
Sobald eine Vorstellung vorhanden ist, kann man Tests und Experimente dazu entwerfen.
Beispiel:
„Kleines Männchen im Kopf (Homunkulus)“ -> Falsifiziert -> Entsorgt
„Zentrum im Gehirn, bei dem alle Daten landen“ -> Falsifiziert -> Entsorgt
Werde konkret und du wirst sehen, dass die Falsifizierungsversuche „aus dem Boden spriessen“ werden.
Woher kennst du diesen Fall?closs hat geschrieben:Wenn man DEIN Gehirn vorfindet: Wer außer Dir könnte damit wahrnehmen?
Hast du dich schon mal im Gehirn geirrt und dann ging nichts mehr?
Fühlst du dich von unsichtbarer Realität bedrängt?closs hat geschrieben:Das ist ein methodisches Problem. - Meinst Du, dass sich Realität darum schert, ob wir methodische Probleme haben?SilverBullet hat geschrieben:Ich kann keine Vorstellung aufbauen.
(„Harvey“ würde so etwas niemals tun)
Wieso, du verlangst von mir eine Vorstellungsleistung, die ich nicht bringen kann.closs hat geschrieben:Und Du sagst mir, Descartes sei ego-orientiert.SilverBullet hat geschrieben:Ich habe keine Vorstellung von dem, was du „Geist“ nennst. Ich habe keine Vorstellung welche „Kategorie“ du „Geist“ zuordnest.
Descartes hat seine „Ich-Mittelpunktsorgie“ selbst inszeniert.
Genau, wobei das Ergebnis des „Erkennens“ prima durch Suggestion „begleitet“ wird.closs hat geschrieben:Aber wahrscheinlich kommen wir hier auf dem Punkt. - Ich Christlichen (ich transponiere es einmalö dorthin) geht es NICHT darum, ob jemand einem nachweisen kann oder einer erkennen kann, was "Ich" bin oder geistig erkenne, sondern es geht darum, dass man es selber erkennt.
Ich vermute da ist man aber ganz arg streng, denn die Erzählungen durch andere Menschen, die ständigen Treffen und Monologe, die Rituale, die grossen Gebäude, das Glockengeläut, die Symbole auf jeder Bergspitze, die Musik, die Gemälde, die „Schulsausbildung“, die Machtstrukturen, die Besitztümer, das Geld, das Mitspracherecht im öffentlichen Leben und natürlich das alte Buch treten dabei etwas in den Hintergrund.closs hat geschrieben:Streng genommen ist das Christentum eine Veranstaltung zwischen Mensch und Gott
Aus meiner Sicht hat „Gott“ nicht allzu viel Anteil an diesen Abläufen – vielleicht, weil keiner weiss, was „Gott“ sein soll?
Ich weiss nicht, ob es sich dabei um „Materialismus“ handelt, aber das, was du beschreibst, klingt nach Wahrnehmung – aus meiner Sicht passt das irgendwie zu Wahrnehmungssystemen.closs hat geschrieben:Der Materialismus ist eher primär "publikums-orientiert": "Wie kann dieses oder jenes intersubjektiv nachweisen?".
Was soll „es“ sein?closs hat geschrieben:Insofern kommen ich aufgrund Deiner Anregungen tatsächlich zum Schluss: Es ist buchstäblich DEIN Problem, ob Du Vorstellungen hast oder nicht. - In dem Moment, wo es "da" ist, hat sich diese Frage eh erledigt.
Warum fällt ein Apfel nach unten?closs hat geschrieben:Entsteht das Gehirn, weil es einen Geist gibt - oder entstecht der Geist, weil es ein Gehirn gibt.
Sitzt vielleicht ein Kobold drauf, schiebt ihn an und wir Dummköpfe machen Experimente rund um das lustige Wort „Gravitation“?
„Siehst du, ab jetzt sind Kobolde möglich“.
Genau für solche Zusammenhänge ist die Grenzziehung im Existenzverständnis da.
Und warum hast du dann die „Nähe zu Harvey“ mit Krankheit in Verbindung gebracht?closs hat geschrieben:Es kann ihn auch ohne Vorstellung geben, weil die Vorstellung eine Wahrnehmungs-Größe und die Existenz eine Seins-Größe ist. - Dasselbe gilt für Gott.SilverBullet hat geschrieben:Wenn jemand eine Vorstellung von „Harvey“ hat, kann es dann „Harvey“ geben?
„Existenz“ ist und bleibt ein Wahrnehmungsbegriff. Wir wissen nicht, was „Existenz“ ist, wir können uns nur damit beschäftigen, was sie für uns sein soll, damit wir uns vernünftig verhalten. (Stichwort: Grenzziehung)