Pilzzeit

Alles andere
Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#41 Re: Pilzzeit

Beitrag von Janina » Sa 31. Okt 2015, 10:41

closs hat geschrieben:Wie ist es bei den "gleichen" Pilzen in OSt und West: Unterschiedliche Nahrungsbedingungen und/oder Varianten?
Wenn du den Muscarin-Gehalt allein auf die Düngung schiebst, könntest du eine homogene Pilzgenetik erwägen. Halte ich aber für unwahrscheinlich.
Interessant wäre natürlich, ob jemand mal mit spanischen und sibirischen Fliegenpilzen Kreuzungsversuche gemacht hat.

Benutzeravatar
NIS
Beiträge: 2677
Registriert: Sa 2. Aug 2014, 15:01
Kontaktdaten:

#42 Re: Pilzzeit

Beitrag von NIS » Sa 31. Okt 2015, 10:44

Janina hat geschrieben:Interessant wäre natürlich, ob jemand mal mit spanischen und sibirischen Fliegenpilzen Kreuzungsversuche gemacht hat.
Ich lieb Dich, Kleines! ;)
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#43 Re: Pilzzeit

Beitrag von Pluto » Sa 31. Okt 2015, 11:02

closs hat geschrieben:Wenn eine Pflanze auf kargem Boden oder auf Mist steht und letztere schmeckt beschissen, weil sie zuviel Nährstoffen aufgenommen hat: Wäre das bereits eine Variante? - Bisher würde ich sagen: Nein.

Wie ist es bei den "gleichen" Pilzen in OSt und West: Unterschiedliche Nahrungsbedingungen und/oder Varianten?
Der Begriff der Arten ist selbst innerhalb der Biologie umstritten. Vor langer Zeit (1969) hat Ernst Mayr eine Definition veröffentlicht, die bis heute akzeptiert wird:
"Arten sind Gruppen von sich miteinander kreuzenden natürlichen Populationen, die von anderen Gruppen reproduktiv isoliert sind."

Das gilt (fast) immer unter sich sexuelle fortpflanzenden Lebewesen, aber es gibt Ausnahmen.
Mit deinem ersten Beispiel hast du Recht, die Bodenbeschaffenheit hat mit Artgrenzen nichts zu tun.
Im Fall der Ring-Speziesierung (uff!! - schweres Wort) der Fliegenpilze, hat Janina Recht.
Wenn der Ost-Pilz sich mit dem West-Pilz paart, dann gehören diese Pilze zu ein und derselben Art -- wenn nicht, dann nicht. :mrgreen:
(Einfach Mayr's Regel anwenden.)

Was bedeutet das in der Praxis?- Es gibt keine wirklichen Artgrenzen. Pilze sind wie Menschen: sie besitzen nur eine andere genetische Steuerung.
Das EINZIGE Kriterium, welches wir für die Taxonomie anführen können, ist die Paarungsfähigkeit.

Und was ist mit Maultieren?
Maultiere sind i.d.R. eine Kreuzung zwischen Stute und Esel. Die Evolution zeigt hier was passiert, wenn zu weit von einander entfernte Arten sich kreuzen: die Nachkommen (Maulesel) sind meist unfruchtbar.

Und was ist mit Parthenogenese?
Viele Pflanzen und wenige Tiere (Rädertierchen) pflanzen sich geschlechtslos weiter, in dem sie Klone produzieren. Parthenogenese ist in der Natur eher selten weil eine Vermengung des Erbguts besser angepasste Individuen zeugt (aber keine Regel ohne Ausnahmen).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#44 Re: Pilzzeit

Beitrag von closs » So 1. Nov 2015, 14:11

Janina hat geschrieben:Wenn du den Muscarin-Gehalt allein auf die Düngung schiebst, könntest du eine homogene Pilzgenetik erwägen. Halte ich aber für unwahrscheinlich.
Pluto hat geschrieben:"Arten sind Gruppen von sich miteinander kreuzenden natürlichen Populationen, die von anderen Gruppen reproduktiv isoliert sind."
An die Wissenschaftler eine weitere Frage:

Perlpilze (Amanita rubescens) - einer der essbaren und übrigens sehr guten Knollenblätterpilze, wächst unter verschiedenen Bedingungen (das gibt es bei vielen Pilzen) und sieht dann sehr unterschiedlich aus. - Unterschiedliche Bedingungen heisst dabei vornehmlich: In unterschiedlichen Waldarten bzw. auf verschiedenen Bodenarten.

Würde eine Biologe an den Sporen bzw. genetisch erkennen: "Aha - dieser A. rubescens stand unter Eichen, jener stand unter Kiefern" ---???--- Oder sieht man das "nur" optisch/makroskopisch, wie ich es als Pilzkenner tue.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#45 Re: Pilzzeit

Beitrag von Pluto » So 1. Nov 2015, 17:38

closs hat geschrieben:Würde eine Biologe an den Sporen bzw. genetisch erkennen: "Aha - dieser A. rubescens stand unter Eichen, jener stand unter Kiefern" ---???
Nein.
Amanita rubescens ist die Art.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#46 Re: Pilzzeit

Beitrag von Anton B. » So 1. Nov 2015, 17:47

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Würde eine Biologe an den Sporen bzw. genetisch erkennen: "Aha - dieser A. rubescens stand unter Eichen, jener stand unter Kiefern" ---???
Nein.
Amanita rubescens ist die Art.
... und eine Dame! Also "die" Amanita rubescens.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#47 Re: Pilzzeit

Beitrag von Pluto » So 1. Nov 2015, 18:01

Anton B. hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Würde eine Biologe an den Sporen bzw. genetisch erkennen: "Aha - dieser A. rubescens stand unter Eichen, jener stand unter Kiefern" ---???
Nein.
Amanita rubescens ist die Art.
... und eine Dame! Also "die" Amanita rubescens.

Gegenfrage: Sind Menschen die sich vegetarisch ernähren eine unterschiedliche Art von Menschen die Fleisch essen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#48 Re: Pilzzeit

Beitrag von Anton B. » So 1. Nov 2015, 18:49

Pluto hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nein.
Amanita rubescens ist die Art.
... und eine Dame! Also "die" Amanita rubescens.

Gegenfrage: Sind Menschen die sich vegetarisch ernähren eine unterschiedliche Art von Menschen die Fleisch essen?
Auf die biologische Art bezogen: Klar, wenn nämlich eine wirksame Fortpflanzungsbarriere zwischen den jeweiligen Populationen ausgeprägt ist. :D
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#49 Re: Pilzzeit

Beitrag von Pluto » So 1. Nov 2015, 19:38

Anton B. hat geschrieben:Auf die biologische Art bezogen: Klar, wenn nämlich eine wirksame Fortpflanzungsbarriere zwischen den jeweiligen Populationen ausgeprägt ist. :D
Ja. Da könnte was dran sein...
In meinem Bekanntenkreis gibt es ein Ehepaar: Er isst Fleisch, und sie ist Vegetarierin.
In diesem Zusammenhang relevant ist, dass das Paar kinderlos ist. 8-)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#50 Re: Pilzzeit

Beitrag von closs » So 1. Nov 2015, 19:46

Pluto hat geschrieben:Amanita rubescens ist die Art.
Selbst wenn also nachhaltig die Exemplare aus dem Eichenwald deutlich anders aussehen als die Exemplare aus dem Kiefernwald, wäre es trotzdem EINE Art - so verstehe ich Dich. - Man könnte also beide tatsächlich nur noch makroskopisch unterscheiden - was für Profis kein Problem zu sein scheint.

Nebenbei: In der Mykologie behilft man sich mit dem Zusatz "var." - allerdings weiss ich nicht, ob "var." mikroskopisch oder makroskopisch begründet wird.

Anton B. hat geschrieben: Klar, wenn nämlich eine wirksame Fortpflanzungsbarriere zwischen den jeweiligen Populationen ausgeprägt ist.
Man weiss ja, dass sich Neanderthaler mit unseren Vorfahren (habe den Namen vergessen) gepaart haben - sonst gäbe es keine Neanderthal-Spuren in unserer Genetik. - Also wären der Neanderthaler und unser Vorfahre EINE Art?

Antworten