Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
SilverBullet
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#1091 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Mi 14. Okt 2015, 10:05

closs hat geschrieben:Wie das, was man heute als "Bewusstsein" bezeichnet, neurowissenschaftlich zu erklären ist, hat in der Tat nichts mit "christlichem Kontext" zu tun. - Wir reden aneinander vorbei.
Für mich ist es schwer zu beurteilen, was im "christlichem Kontext" mit dem Wort Bewusstsein ausgedrückt werden soll. Deshalb habe ich nach den Grundlagen gefragt, also Informationen über das Zustandekommen und die Substanzgrundlage.
Leider habe ich dann nur oberflächliche Ideen bekommen, welche Vorgänge man zum Bewusstsein zählen könnte.

Das „Ich“ spielt im Bewusstsein eine Rolle und die Weltsituation wird reflektiert.
Diese Dinge haben sich ja nicht geändert.

Die Neurowissenschaft hat die Absicht sich in die Herstellung und das Zustandekommen genau dieser Bedeutungszusammenhänge einzuarbeiten.

Du behauptest, dass die "christlichem Kontext-Idee" etwas ganz anderes sei.

Ich habe keine Angaben, um dies nachzuvollziehen zu können und muss somit deine Aussage als reine Vermutung bewerten.

Mir scheint: sobald in der Wissenschaft ein Zusammenhang „festgezurrt“ wird, reagierst du mit dem Hinweis, dass „dein Bereich“ etwas völlig anderes sei. Dein Problem ist (aus meiner Sicht) nach wie vor, dass du nicht weist, was „dein Bereich“ sein soll.

Ich bin mir fast sicher, selbst wenn eine Technologie aufgebaut werden könnte, bei der Fachleute eindeutig das „Vorhandensein von Bewusstsein“ verstehen und nachweisen können (wichtig: mir geht es hier nicht um den rudimentär Turing-Test), dann wird es trotzdem Leute geben, die sagen „ja, aber ich habe ein echtes Bewusstsein, kein Scheinbewusstsein“, obwohl sie keine Idee haben, worüber sie da reden.

closs hat geschrieben:Weil darin nicht nur naturalistische Fragen gestellt werden, sondern nach dem Wesen und der Substanz des Bewusstseins gefragt wird.
Die Substanzgrundlage von Bewusstsein wäre ein Teil gewesen, nach dem ich mit „Grundlage des Bewusstseins“ gefragt habe.

closs hat geschrieben:
SilverBulet hat geschrieben:Gilt die christliche Kontext-Behauptung der Bewusstseins-Losigkeit auch für Menschen, die fragen, was „Gott“ sein soll?
Nein - da das Fragen-Können nach dem, was Gott ist, bereits eine spirituelle Transferleistung ist
Es ist deine Vermutung.
Vermuten das alle Gläubigen?

closs hat geschrieben:Allerdings darf man sehr wohl konstatieren, dass das materialistische Welt die Vertierung des menschlichen Bewusstseins anzustreben scheint.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Formulierung aus Sicht des „christlichen Kontextes“ eine Abwertung darstellen soll.

Aus Sicht der Naturwissenschaft stellt es sich als Aufwertung der Tierwelt dar. Man findet heraus, dass in der Tierwelt enorme Fähigkeiten vorhanden sind und dass ein Übergang zum Tier „Mensch“ nachvollziehbar ist.

closs hat geschrieben:
SilverBulet hat geschrieben:bei „Inzucht“ habe ich sogar den Kopf geschüttelt
Das glaube ich Dir aufs Wort. - Der heutige Materialismus gehört einem ganz anderen geistigen "Kulturkreis" an als das Christliche
Nun, ich habe den Verdacht, dass mich weitere Details aus dem „christlichen Kontext“ noch sehr intensiv mit Kopfschütteln beschäftigen würden.
Vermutlich habe ich es aktuell nur mit der Spitze eines Vermutungseisberges zu tun, den ich in keiner Weise nachvollziehen kann – zumindest würde ich viele Fragen stellen…

Lena
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#1092 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Lena » Mi 14. Okt 2015, 11:00

SilverBullet hat geschrieben: zumindest würde ich viele Fragen stellen…

Um das Sein wahrzunehmen muss man Hörer werden.

Solange der Kopf voller Fragen ist hat man nicht die Ruhe zu hören.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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Savonlinna
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#1093 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 11:12

Lena hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Der von mir verlinkte Aufsatz "Von der Tiefe" ist nicht schwer.

Beim Lesen habe ich mein Herz gespürt.

Danke Savonlinna

:Herz:

Danke Dir für das Feedback. :)

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Savonlinna
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#1094 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 11:19

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wenn du die Seele außen vor lässt (wie es die Naturwissenschaft aus methodischen Gründen tut) dann gibt es keine Wahrheit.
Woher kommt die Erkenntnis, dass Naturwissenschaft die Existenz der "Seele" als Teil des Menschen außen vor lässt?
Sie lehnt lediglich eine Seele unabhängig vom Körper ab.
Falsch, Pluto. Die Naturwissenschaft ist keine Ideologie.
Die Naturwissenschaft macht keine ideologischen oder auch nur weltanschaulichen Aussagen.

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Savonlinna
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#1095 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 11:40

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Manche Menschen haben Selbstmord gemacht, weil sie "die Wahrheit" nicht finden konnten.

Wie es bei mir beinahe der Fall gewesen wäre. So ist das: die Wahrheit geht uns unbedingt an. Die Naturwissenschaft kann uns das nicht geben, sie lässt uns in ihrer reinen Vernunft sogar ausgesprochen kalt.
Die Wissenschaft selber aber hat die Methode entwickelt, die dazu taugt, Missbrauch der Wörter oder der Wissenschaften selber aufzudecken.
Sie sagt NEIN zu dem ideologischen Missbrauch und kann ihn identifizieren.

Wie ich gestern auch bei dem Theologen Paul Tillich gefunden habe:
die Suche nach dem "Unbedingten" dürfe sich nicht in einem Ja zu einem Bedingten erschöpfen: zum Beispiel im Ja zu einem Führer, der behauptet, im Namen Gottes zu reden, im Ja zu einem System, von dem behauptet wird, es würde die göttliche Wirklichkeit beschreiben.

Insofern, Novalis, arbeiten die Wissenschaft und die Wahrheitssucher Hand in Hand. Es bestehen da keine Gegensätze, beide haben das gleiche Ziel.
Der Wissenschaftler sagt NEIN zu einer ideologischen Festlegung, der "Wahrheitssucher" ebenfalls.

Insofern werden die "Naturalisten" von der Wissenschaft nicht unterstützt, sondern im Gegenteil.

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NIS
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#1096 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Mi 14. Okt 2015, 11:51

Die Seele ist das Bindeglied von Geist und Körper.

Ein lebloser Körper hat keine Seele mehr, die Seele hat ihn verlassen und sucht sich einen neuen Körper.

Physikalisch können Photonen materialisieren. So nimmt ein Geist den Körper seiner Wahl an!

Hauke bedeutet, Geist! :wave:
Der Heilige Geist (Hauke)

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#1097 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von sven23 » Mi 14. Okt 2015, 12:19

Novalis hat geschrieben: Für die moderne Naturwissenschaft steht also am Anfang nicht das materielle Ding, sondern die Form, die mathematische Symmetrie ("Platon sieht am Grunde der Wirklichkeit mathematische Zusammenhänge, mit denen der göttliche Schöpfer aus dem Chaos die symmetrische Ordnung, harmonische Formen, geschaffen hat.
Aber bitte auch bedenken, daß das Universum gerade wegen einer winzigen Asymmetrie entstanden ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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NIS
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#1098 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Mi 14. Okt 2015, 12:22

sven23 hat geschrieben:Aber bitte auch bedenken, daß das Universum gerade wegen einer winzigen Asymmetrie entstanden ist.
TOP GUN! :thumbup:
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#1099 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 13:48

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe mir oft überlegt, wie ich reagieren würde, wenn ich diesen Folterern, die mit Lust und Grinsen andere foltern, bei ihrem "Job" begegnet wäre.
Meine Antwort war: entweder ich verdränge - versuche die Erinnerung aus meinem Leben zu jagen - oder ich verliere den Verstand, was auch eine Verdrängung wäre.

Wie ging Viktor Frankl damit um? Er schrieb ein Buch mit dem Titel "Trotzdem ja zum Leben sagen".
Es gibt viele, die damit amders umgegangen sind, als ich damit vielleicht umgegangen wäre.
Aber man verändert sich auch in solchen Situationen, insofern wird es mir nicht gelingen, mich zu befragen, wie ich mich tatsächlich dann verhalten hätte.

Tillich, aber auch der erwähnte Robinson und noch andere haben ihre ganze Theologie nach diesen Erfahrungen umgekrempelt.
Übrigens auch, wie ich inzwischen gelesen habe, weil sie damals mit dem Atheismus konfrontiert wurden und sich vom Atheismus auch befragen ließen. Ihre religiöse Sprache hinterfragten und untersuchten, um was es ihnen "eigentlich" ging bei ihrem Reden von einem "Gott".

Ich werde später irgendwann davon mal noch etwas mehr hier reintippen.

Novas
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#1100 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 14. Okt 2015, 15:15

Samantha hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das Schlimmste, was ich erleben musste, war der Tod von sehr nahen Angehörigen. Diese Erfahrungen hinterließen Spuren in meiner Seele. Da kann man durchaus vom "Erdbeben" sprechen, welches imstande ist den Glauben zu zuerschüttern und - sofern er nicht "erdbebensicher gebaut" ist - zum Einsturz zu bringen.
Mein Glaube wuchst zunächst gestärkt aus dieser Erfahrung, wurde dann aber doch nachhaltig erschüttert und zerfiel zu einer Ruine. Seitdem restauriere ich diese, wie ein verliebter Archäologe, der sich an dem Einzigen klammmert, was er hat.
Obwohl Du wusstest, dass Menschen sterben, glaubtest Du an Gott - und als die Wirklichkeit das Verdrängen (des Todes) unmöglich machte, wurde Dein Glaube geprüft. Vorher war es nur ein Kartenhaus, und jetzt hat dieses unfertige Haus Substanz trotz der Zweifel, die eigentlich nur aus der Angst entspringen.

Was ist Wahrheit?
Wahrheit ist das, was wir suchen, falls wir suchen. Wir müssen Puzzleteile zusammenfügen, während wir mit Zweifeln - auch an uns selbst - kämpfen.

So ist es. Was bedeutet es Jesus nach zu folgen? Für mich bedeutet es ganz praktisch: Wir begleiten einander durch die Zeit, in Dankbarkeit für all jene, die den Weg mit uns gingen und noch gehen und ihr Licht mit uns teilen; bis wir einer nach dem anderen die Türschwelle der Zeit überschreiten.
Bis dahin lernen wir einige Lektionen. Solange wir hier sind, gibt es noch eine Aufgabe und etwas zu entdecken für uns. Der geistigen Entfaltung sind keine Grenzen gesetzt; und die Herzen sind über Raum und Zeit hinweg verbunden.
Niemand kann uns dies nehmen.

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