SilverBullet hat geschrieben:Wenn man von einer unvollständigen Vermutung ableitet, verlässt man den Vermutungsstatus in keiner Weise
Selbstverständlich nicht. - Wenn etwas nachweisbar wäre, bräuchte man kein Axiom daraus zu machen.
SilverBullet hat geschrieben:Warum formuliert man die Aussagen dann nicht eindeutig als Vermutung?
"Ich glaube an Gott" IST eine Vermutung (die man mannigfach begründen kann - aber das ist hier nicht das Thema). - Oder meinst Du, dass "Ich glaube an Gott" bedeutet, dass Gott-Gläubige und Atheisten beide WISSEN würden, dass es Gott gibt, aber der eine an ihn glaubt und der andere halt nicht?
SilverBullet hat geschrieben:Warum ist das so? Warum unterliegen die „geistigen Disziplinen“?
Soll mir keiner vorwerfen, ich würde ständig wiederholen - das ist auch so ein Fall. - Weil bei Naturwissenschaft Subjekt und Objekt auf selber Ebene sind ("Natur").
SilverBullet hat geschrieben:Du formulierst es als Gewissheit und nicht als Vermutung, obwohl du nicht sagen kannst, in wie weit in mir nicht die gleichen Vorgänge vorhanden sind.
Potentiell hast Du recht - aber, so wie Du Dich darstellst, nicht aktiviert.
Wie Du recht sagst, ist es eine "Gewissheit" (also kein "Wissen") - aber das ist keine erfundene Gewissheit, sondern man merkt es an sich und anderen (und wieder: logo kann man neurologische Untersuchungen dazu weltanschaulich so deuten, dass es alles "Phantasie" sei). - Unterm Strich sollten wir uns einig sein, dass methodische Einzelergebnisse ("WIE läuft etwas ab") keine Antwort auf das Was ("Was IST es?") geben können. - Es bleibt in allen Fällen eine unvollständige Vermutung.
SilverBullet hat geschrieben:Da es keine Qualitätssicherung gibt, kannst du nicht sagen. ob ich nicht vielleicht einen viel besseren Zugang erreiche als du.
Wenn Du "methodischen Zugang" meinst, ist das eh irrelevant. - S.o.
SilverBullet hat geschrieben:Wieso, diese Leute konnten sich doch bestimmt kein Gramm schlechter “hineinfühlen“?
Doch - es gibt auch kontaminiertes Hineinfühlen. - Wie sehr man kontaminiert ist, ist nicht falsifizierbar. - Im christlichen Jargon ist Jesus der einzige, der diesbezüglich unkontaminiert ist.
SilverBullet hat geschrieben:Ich verstehe nicht, was eine „Heilsgeschichte des Gesamten und des Einzelnen“ sein soll.
Das wäre ein Thread für sich.
SilverBullet hat geschrieben:Ist dieses „Hineinfühlen“ gleichbedeutend mit „Fantasie“?
Kann im schlimmsten Fall sein.
SilverBullet hat geschrieben:Wie soll so etwas durch „Hineinfühlen“ entstehen? Es müsste doch dabei eher jemand in Auftrag geben.
Das ergibt sich über gesellschaftliche Vereinbarungen - da ist eine Tradition, hier ist eine Gegenwart, die ihre geistige Präsenz kollektiv gestalten will. - Und dabei kommt dieses oder jenes heraus. - Dies ist eine Erklärung jenseits jeglicher theologischer Perspektive.
Wer hat den "Auftrag" für das germanische Sonnwendfeuer gegeben? - Wer hat den Auftrag für die Mainzer Fasenacht gegeben?
SilverBullet hat geschrieben:Hier von „Wendungen aus dem Einzelnen in ein Gemeinschaftserlebnis“ zu sprechen, kann ich nicht nachvollziehen.
Will heißen: Gäbe es keinen Andockungspunkt im Einzelnen, würde es im Kollektiv scheitern. - Ob das jetzt das Schlachten von Tieren, Opfern von Menschen oder der St.-Martins-Zug ist, ist zur Erklärung des Phänomens an sich erst mal wurscht. - Erst danach wird man fragen: Warum gerade DAS? - Da wären dann Ethnologen gefragt.
SilverBullet hat geschrieben:Wieso hat das „Hineinfühlen“ dazu geführt und nicht eher davon abgehalten?
Falls ich Dich richtig verstehe: Weil Bewusstsein gleichzeitit das Risiko in sich trägt, Dinge grandios falsch zu machen.
SilverBullet hat geschrieben:Wieso, diese Leute konnten sich doch bestimmt kein Gramm schlechter “hineinfühlen“?
Stichwort "Kontaminierung" - schau Dir das Papsttum der Renaissance an. - Im theologischen Jargon würde man das Alte Testament als die Zeit verstehen, in der das Hineinhören erst gelernt werden musste (das gilt heute auch noch, aber inzwischen gab es Hilfe per Neuem Testament).
SilverBullet hat geschrieben:Falsch, du vermutest, dass du etwas erkennen kannst.
Korrekt - so wie der Naturwissenschaftler vermutet, dass sich seine Messungen auf eine reale Welt beziehen und nicht auf einen umfassenden Phantasie-Apparat seinerseits. - Aber man sagt es halt nicht immer - Prämissen macht man und arbeitet dann innerhalb dieser Prämissen - das gilt für Christen ebenso.
SilverBullet hat geschrieben:Du ziehst also keine Konsequenzen aus deinem Nicht-Wissen, weil du vermutest, dass du keine Konsequenzen ziehen musst.
Stimmt - denn es ist mir nicht möglich, das Objekt ins Dasein zu bewegen, nur dass es dann methodisch voll erfassbar ist.
SilverBullet hat geschrieben:du vermutest, dass das „zu Erkennende höher ist“ und schliesst daraus, dass es nicht nachgeprüft werden müsse.
Dito. - Deshalb spricht man von "Glauben" - seit Jahrtausenden und in allen (?) Hochkulturen. - Der Materialismus und der Kritische Rationalismus sind KEINE Antwort darauf, weil sie nur deshalb in sich geschlossen sind, weil sie mögliche Bereiche ausschließen.
SilverBullet hat geschrieben:Nein, alle Menschen
Nein - es gibt viele Menschen, die diesen starken Bezug haben. - Was glaubst Du, warum man in Orient und Okzident und Fernost betet?
SilverBullet hat geschrieben:Übersetzt heisst es: du kannst es gar nicht wissen. Warum formulierst du deine Antwort dann nicht als Vermutung?
So gesehen ist alles Vermutung, weil es von Prämissen abhängig ist. - Wie bereits erwähnt: Der Satz "Ich weiss, dass ich nichts weiss" ist ganz und gar nicht als Bonmot gemeint, sondern knallhart.
SilverBullet hat geschrieben:du hast nur unvollständige Vermutungen.
Das ist normal, wenn man sich mit Dingen anlegt, die über menschengemachte Methodik hinausgehen. - Entweder man stellt sich dieser Möglichkeit oder man lullt sich klaustrophil ein.
SilverBullet hat geschrieben:Die „christliche Sicht“ ist auch nur eine unvollständige Vermutungssicht.
Natürlich - weil sie menschengemacht ist. - Aber das heisst doch nicht, dass das, worüber das Christentum vermutet, selber unvollständig ist. - Wobei wir beim Thread-Thema wären: Das Verhältnis von Wahrnehmung und Sein.
SilverBullet hat geschrieben:denn das „was da“ sein soll, entspricht weltweit so eigenartig genau der jeweiligen Regionalkultur.
"Regionalkultur" ist Couleur. - Geh mal durch die Religionen von Skandinavien bis Israel durch - Du wirst merken, dass es substantiell ähnliche Grundmotive gibt.
SilverBullet hat geschrieben:Das „Andersrum“ ist also nur „vermutlich andersherum“ – wieder sehr schwache Antwort…
Dein "unvollständige Vermutung" ist nicht der Hebel, den Du Dir wünschst. - Du musst entscheiden, ob Du das, was "ist"/"sein kann" (hier: Gott) von menschengemachten Methoden (resp. Wahrnehmung) abhängig machst oder nicht. - Tust Du es, solltest Du nicht über die naturalistische Welt hinausdenken (das macht auch nichts - da gibt es genug zu tun).