Fragezeichen.closs hat geschrieben:Da sind wir uns NICHT einig. - Man kann aus meiner Sicht sehr wohl fragen, welche Eigenschaften "Sein" in Abgrenzung zu "Wahrnehmung" haben kann.Savonlinna hat geschrieben:Darum kann man nicht fragen, was "das Sein" ist, weil man ja nicht weiß, was "Sein" für jeden transportiert.

Ich sagte, man kann nicht fragen, was "das Sein" ist, und Du sagst, man kann sehr wohl fragen, welche Eigenschaften "Sein" in Abgrenzung zur "Warhnehmung" haben kann.
Hast Du Dich verschrieben oder bist Du aus Versehen in eine falsche Zeile gerutscht?
Was ich sagen wollte: Du und keiner weiß, was jemand unter „Sein“ versteht.
Gegenfrage mal an Dich:
Wer hat das Wort „Sein“ geprägt und was wollte er mit dieser Wortschöpfung assoziieren?
closs hat geschrieben: Ansonsten stimme ich Dir pragmatisch zu: Für den Menschen ist nur das verarbeitbar, was "Sein" für ihn transportiert. - Heisst das auch, dass ein "Sein" dann nicht auf den Menschen wirken kann, wenn es für ihn nicht verarbeitbar ist?
Auch hier die Frage: Wer hat das Wort „Sein“ mit welcher Intention geprägt?
Ich verstehe nicht ganz Deine Frage.closs hat geschrieben:Wäre diese Aussage so interpretierbar, dass man mit Wahrnehmung nur sich, aber nicht dem "Objekt" gerecht werden kann?Savonlinna hat geschrieben: Haupsache, jeder denkt überm Daumen an dasselbe, wenn das Wort "Badewanne" kommt.
Und das ist eben nur bei den simpelsten Dingen der Fall.
Weit kommt man damit nicht.
Ich spreche hier von einem wahrgenommenen Ding: der Badewanne.
Höchstwahrscheinlich verstehen die meisten Ähnliches darunter.
Anders bereits beim Baum, wie ich vorher schon mal andeutete:
Der Holzfäller nimmt am Baum ganz anderes wahr als der Künstler, der den Baum zeichnen möchte.
Und selber unter den Künstlern nimmt der Impressionist den Baum ganz anders wahr als der Expressionist.
Vielleicht kann man so zwischenfolgern:
Wahrnehmung eines bestimmten Gegenstandes folgt zum einen aus der im jeweiligen Menschen installierten Intention, und dann natürlich auch aus der von der jeweiligen Kultur installierten Allgemeinauffassung, was ein bestimmter Gegenstand „sei“.
Du bringst jetzt "Bewusstsein" hinein, das verwirrt mich.closs hat geschrieben:Im anderen Kontext, ja. - Aber ist das "Seiende", das Bewusstsein hat, nicht das Wahrnehmende?Savonlinna hat geschrieben:Die Alternative zu "Sein" ist nicht "Wahrnehmung", sondern "seiend"
Ist es nicht besser, eins nach dem anderen zu machen? Im Moment ging es um Trug und Nicht-Trug, und woran man sie unterscheidet, und um Subjekt-Objekt.
Wenn ungeklärte Begriffe plötzlich aus dem Zauberhut kommen, dann ist eine „logische“ Entwicklung der Diskussion irgendwie blockiert.
Auf jeden Fall besser, wenn man eins nach dem anderen beleuchtet.closs hat geschrieben:Zur Vermeidung von Verhedderungen: Wollen wir lieber zu "Subjekt" und "Objekt" wechseln? - Alles Vereinbarungs-Sache.
Wir haben jetzt zwei Sachen: Subjekt-Objekt und Wirklichkeit-Illusion.
Ich meinte einfach nur, das wir von dem verkopften Begriff "Sein" wegkommen, stattdessen konkret werden.closs hat geschrieben:Pragmatisch gesehen einverstanden - dies wäre eine Diskussion innerhalb der Kategorie "Wahrnehmung". - Hier aber geht es doch um das "Objekt", also das, was unabhängig von Wahrnehmung ist - egal, ob oder wie es wahrgenommen wird. - Oder gäbe es überhaupt kein "Objekt" und alles wäre Wahrnehmungs-Projektion?Savonlinna hat geschrieben:Es wäre wahrscheinlich sinnvoll, einfach mal von diesem verkopften Denken wegzukommen und sich zu fragen, wie wir Wirkliches und Illusionäres unterscheiden - also, welche Bezugssysteme es da gibt.
Wenn Du jetzt aber "Kategorie" einführst, ohne es zu klären, dann zerfleddert sich das sofort wieder, und man landet in Sackgassen.
Du neigst dazu – sehe ich auch an Deiner Antwort an Münek -, die Diskussion so lenken zu wollen, dass Dein Ergebnis, das Du schon vorentschieden hast, am Ende als richtig rauskommt.
Und ich habe die undankbare Auffage, dergleichen „Manöver“ dort, wo es geschieht, aufzudecken.
Das geschieht am besten, wenn wir wirklich selbstdiszipliniert nur das besprechen, was wir grad besprechen. Dann wird am ehesten deutlich, wo genau sich die Ansichten gabeln, und vor allem, warum sie sich gabeln.
Meine Lösung war eine andere:closs hat geschrieben:Bei Beispiel 1 kann man zeigen, dass Wahrnehmung nicht den "Original-Zustand" des hier spezifischen Seins ("Ast ist gerade") erkennt. - Aber die Brechung des Astes im Wasser ist andererseits doch auch keine Projektion der Wahrnehmung, oder?
eine Sprachgemeinschaft - die natürlich beeinflusst ist von der Kultur dieser Gemeinschaft - hat mit den Jahrhunderten definiert, dass der Ast, so wie die meisten Menschen ihn sehen, als "Norm" gilt.
Wer ihn anders sieht, sieht nicht der Norm entsprechend, sieht also "un-normal".
Der im Wasser gebrochene Ast ist durchaus ein Produkt der Wahrnehmung.
Es ist die ratio, die dann auf die gebildete Norm verweist: Realität sei, wie die meisten Menschen den Ast ohne Zusatzbeeinflussung sehen.
In dem Fall kann auch der Tastsinn korrigieren.
Taste ich den Ast im Wasser ab, merke ich, dass er gerade geblieben ist. Der Augensinn widerspricht also dem Tastsinn, und der Tastsinn entspricht dem Ast außerhalb des Wassers, so wie er sich da dem Auge zeigt.
Nein, ich wollte auf etwas anderes hinaus. Was Du andeutest, könnte aber vielleicht später eine Rolle spielen.closs hat geschrieben:Beispiel 2 würde ich eher im Bereich "Selbst-Therapie" anordnen. - Denn die Wesen, die gesehen werden, "sind" entweder "irreal" oder "real" - durch den Spruch "Ihr seid nicht real" ändern sie nicht ihren Status. - Es sei denn, man würde solchen Abwehr-Flüchen Seins-Qualität zusprechen - was in alten Kulturen sehr wohl denkbar war (Stichwort: Fluch). - Meinst Du es so?
Ich hab vielleicht nicht genau genug markiert, was ich damit sagen wollte, tut mir Leid.
Ich versuch es neu:
In diesem Beispiel hat der Junge sein Norm-Wissen eingesetzt, um seiner Panik Herr zu werden: in unserer Kultur gelten Albtraumfiguren, die man nachts beim Aufwachen über das Bett fliegen sieht, nicht als real.
Und die Figuren sind eben dadurch verschwunden. Er hat sie mit seinem Wissen, dass sie aus seinen Träumen stammen, aufgelöst.
Er hat nicht gestattet, dass das Unbewusste Herr über das Bewusste wird.
Also der Augensinn kann nicht nur bei Ästen im Wasser trügen - wenn man die Norm als Maßstab nimmt -, sondern auch bei Traumfiguren, die beim Aufwachen noch sichtbar sind.
Insgesamt wollte ich darauf hinaus, dass die Frage Wirklichkeit oder Täuschung von der "Norm" abhängt, die den Maßstab liefert.
"Allgemein" gibt es aber nicht.closs hat geschrieben:Für meine allgemeine Fragestellung sind diese Beispiele zielführend, aber nicht ausreichend. - Die Frage lautet ganz allgemein:Closs hat geschrieben:Kann das Subjekt ("Wahrnehmung") unterscheiden, ob das Objekt Projektion des Subjekts oder subjekt-unabhängige Größe ist?

Wenn Du immer wieder rasch verallgemeinern willst, dann flüchtest Du vor Erkenntnis.
„Allgemein“ kann man jede Menge behaupten, aber immer nur um den Preis, dass man von der Oberflächlichkeit nicht weg kommt.
„Allgemein“ kann man sagen: alle Moslems sind so, der christliche Glaube ist so, Wahrnehmung ist so.
Man weigert sich zu differenzieren.
Zum Beispiel in Deinem Satz oben:
Wir haben weder "Subjekt" noch "Objekt" noch "Wahrnehmung" noch "Projektion" noch "unabhängig" genauer semantisch analysiert.
Du willst in einer Nacht- und Nebelaktion diese Begriffe aber schnell unanalysiert einführen, statt Dich dem untersuchenden Erkenntniswillen zu stellen.
Das hier hast Du unterschrieben ->
Und das war ein Fazit aus meinem Baum-Beispiel. ->closs hat geschrieben:Super Definition.Savonlinna hat geschrieben:Insofern vorläufige Definition von "Objekt": Das, was ein Subjekt im Blick hat.![]()
Savonlinna hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach sieht ein Holzfäller einen Baum anders als ein Kunstmaler.
Beide haben quasi verschiedene Objekte.
Die Naturwissenschaft hat nicht mal den ganzen Baum als Objekt, sondern immer nur das, auf das die wissenschaftliche Frage zielt:
zum Beispiel auf sein Alter und wie man es erkennt.
Anderes ist nicht im Blick.
Unterschreibst Du diese Herleitung?
Der Alltagsbegriff „Objekt“ wird quasi präzisiert.
„Objekt“ ist jetzt das, was unter dem vorgeprägten Raster, der Absicht zum Beispiel, einen Baum zu malen oder eben zu fällen oder sein Alter erkennen zu können, erscheint.
Und was ist dann das Subjekt?
Mir scheint, dass auch da der Alltagsbegriff nicht mehr genügt.
Das Subjekt, das nur auf das am Baum schaut, was für die Wirtschaft an wertvollem Holz hergibt und auf dieser Basis entscheidet, ob der Baum gefällt oder nicht gefällt wird, ist ja nur ein Teil des Menschen.
„Subjekt“ wird hier nur auf das bezogen, was er als sein momentanes „Objekt“ betrachtet.
Mit anderen Worten:
In der Untersuchung, was „Wahrnehmung“ in diesem Beispiel ist, werden die Begriffe „Subjekt“ und „Objekt“ im Rahmen der Wahrnehmung neu inhaltlich gefüllt.
- Fortsetzung folgt -