Die RKK und die Evolutionstheorie

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closs
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#91 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von closs » Di 8. Sep 2015, 08:42

Münek hat geschrieben:Was heißt denn hier "eben".
"Eben" heisst, dass Wissenschaft keine Fragen zum Ziel unseres Daseins beantworten kann, ABER herangezogen werden kann, wenn man es geistig herausfinden will - deshalb mein mehrfach bemühter Begriff der Wissenschaft als Hilfsmittel ("Hilfswissenschaft").

Münek hat geschrieben:Gerade das will RATZINGER ja NICHT...
Doch - und er ist damit erfolgreicher als diejenigen, die ihre Weltanschauung hinter wissenschaftlichen Methoden verstecken.

Münek hat geschrieben: Dabei nimmt er Anleihen aus der "kanonischen Exegese", die in den 80er Jahren in den USA speziell GEGEN (!) die historisch-kritische Exegese entwickelt worden ist.
"Kanonische Exegese" bedeutet aus meiner Sicht, dass man historisch-kritische Exegese dort aufgreift, wo sie aus methodischen Gründen aufhören muss - man nimmt sie also mit. - Wichtig dabei ist, dass man klarstellt, wo die rein wissenschaftliche Untersuchung aufhört und die weltanschauliche Interpretation beginnt - genau das macht Ratzinger um Längen besser als Kubitza.

Münek hat geschrieben:Die Wissenschaft negiert NICHT einen "Plan" über ihr wissenschaftliches Wahrnehmungssystem hinaus.
Die "Wissenschaft selbst" tut das nicht - aber im Namen der Wissenschaft wird es oft getan. - Es ist ein Unterschied ob man sagt
a) "Nach den Gesetzen der ET gibt es keine Planung", oder
b) "Es gibt keine Planung".

a) ist Wissenschaft - b) ist Weltanschauung. - Glaubst Du wirklich, dass man a) und b) so klar unterscheidet?

Münek hat geschrieben:Bei dem Wort "begründbar" zucke ich zusammen.
"Begründbarkeit" findet immer in einem jeweils bestimmten System statt - es gibt nur System-Wissen.

Savonlinna hat geschrieben:So, wie es hier formuliert ist, unterschreibe ich es vollkommen. - Das ist offenbar sogar momentan eine der wichtigsten Aufgaben: Wissenschaft vom Missbrauch durch Weltanschauung freizuhalten bzw, aufzudecken, wo jemand Wissenschaft benutzt, um Menschen nach seinem Bedürfnis zu lenken.
Genau so. - Und da würde ich Schönborn unterstellen, dass er sagen würde (ein fiktives Zitat):

"Natürlich wollen wir weltanschaulich beeinflussen, aber wir wollen nicht, dass diese Beeinflussung als Wissenschafts-Akt geschieht, sondern als Glaubens-Akt.

ThomasM
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#92 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von ThomasM » Di 8. Sep 2015, 09:24

Münek hat geschrieben: Die Wissenschaft negiert NICHT einen "Plan" über ihr wissenschaftliches Wahrnehmungssystem hinaus.
Sie trifft zu religiösen Gottes-Vorstellungen jedweder Art überhaupt keine Aussagen. Das gilt auch für angebliche "GOTTESPLÄNE".
Wie bereits an mehreren Stellen betont, ist dein Wissenschaftsverständnis unlogisch, schlecht durchdacht, geprägt von Eigendünkel und eigentlich nur falsch.
Du kannst wissenschaftlich einwandfrei anhand von biblischen Texten die Frage beantworten "Gibt es einen göttlichen Plan und wie sieht er aus".
Wurde vermutlich auch bereits gemacht.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Savonlinna
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#93 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Savonlinna » Di 8. Sep 2015, 10:19

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Wissenschaft negiert NICHT einen "Plan" über ihr wissenschaftliches Wahrnehmungssystem hinaus.
Die "Wissenschaft selbst" tut das nicht - aber im Namen der Wissenschaft wird es oft getan. - Es ist ein Unterschied ob man sagt
a) "Nach den Gesetzen der ET gibt es keine Planung", oder
b) "Es gibt keine Planung".
Auch a) kann man nach den Gesetzen einer Wissenschaft nicht sagen.

Wenn ich zum Beispiel "den wissenschaftlichen Auftrag" bekomme, herauszufinden, ob im Haushalt Salz vorhanden ist, dann kann ich nach erfolgter Forschung sagen: "Es gibt im Haushalt Salz" oder "Es gibt kein Salz im Haushalt".
Aber NICHT kann ich innerhalb dieses wissenschaftlich eingegrenzten Auftrags sagen: "Es gibt keinen Zucker im Haushalt" oder: "Der Haushalt wird christlich geführt".

Pluto
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#94 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Pluto » Di 8. Sep 2015, 10:32

Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Wissenschaft negiert NICHT einen "Plan" über ihr wissenschaftliches Wahrnehmungssystem hinaus.
Die "Wissenschaft selbst" tut das nicht - aber im Namen der Wissenschaft wird es oft getan. - Es ist ein Unterschied ob man sagt
a) "Nach den Gesetzen der ET gibt es keine Planung", oder
b) "Es gibt keine Planung".
Auch a) kann man nach den Gesetzen einer Wissenschaft nicht sagen.
Nochmals...
Man kann solche Negierungen natürlich nicht nachweisen.
Deshalb obliegt es auch nicht der Wissenschaft solche Negativ-Nachweise zu erbringen. Die Verantwortung liegt beim Behaupter des Phänomens "Planung", und das ist in diesem Fall die Kirche, mit Herrn Schönborn als Sprecher.

Die Evolutionstheorie gehört mittlerweile zu den am besten bestätigten Theorien der gesamten Wissenschaft. So kann man durchaus sagen: In der Natur konnte ein solcher Plan (bisher) nicht nachgewiesen werden.
Wenn dies dann laienhaft interpretiert wird als "Es gibt keinen Plan", dann kann und darf man nicht pauschal einem ganzen Berufszweig ideologisches Denken unterstellen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#95 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Savonlinna » Di 8. Sep 2015, 10:41

Pluto hat geschrieben:Wenn dies dann laienhaft interpretiert wird als "Es gibt keinen Plan", dann kann und darf man nicht pauschal einem ganzen Berufszweig ideologisches Denken unterstellen.
Das würde ich auch niemals tun; das ist nicht meine Wellenlänge.
Ich kann nur einzelne Aussagen untersuchen und diese dann als ideologisch kennzeichnen.

Pluto hat geschrieben:Die Evolutionstheorie gehört mittlerweile zu den am besten bestätigten Theorien der gesamten Wissenschaft. So kann man durchaus sagen: In der Natur konnte ein solcher Plan (bisher) nicht nachgewiesen werden.
Sagen kann man es, aber die Aussage ist eine ideologische.
Denn sie impliziert, dass Naturwissenschaft die Methodik dafür hat, einen Plan Gottes nachzuweisen.
Eine solche Methodik hat die Naturwissenschaft aber nicht.
Darum ist eine solche Aussage jenseits wissenschaftlicher Möglichkeiten - und sie ist ideologisch dann, wenn sie im Namen der Wissenschaft ausgesprochen wird.

ThomasM
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#96 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von ThomasM » Di 8. Sep 2015, 10:50

Pluto hat geschrieben: Nochmals...
Man kann solche Negierungen natürlich nicht nachweisen.
Nochmals...
Hält man sich an Popper (was man nicht muss, aber gewisse Leute hier lieben ihn), so gilt:

- Die Hypothese "es gibt einen Plan" ist nach Popper nicht wissenschaftlich, weil nicht falsifizierbar. So wie alle Existenzbeweise nicht falsifizierbar sind (so auch einige, auf denen die Physik aufbaut). Allerdings behaupten die, die dioese Hypothese vertreten, auch nicht, dass dies eine wissenschaftliche Aussage ist. Man vermischt hier verschiedene Kategorien.

- Die Hypothese "es gibt keinen Plan" ist falsifizierbar. Dazu müsste man lediglich einen Plan finden. Allerdings nur solange, als man ein Experiment formulieren kann, das diesen Nachweis führen kann. Hier sehe ich noch ein Problem. Kann man das nicht, ist auch diese Aussage nicht wissenschaftlich.

Also Pluto: Wie könnte ein Experiment aussehen, das die Existenz eines Plans nachweist?
Hinweis: Diese Frage zu beantworten ist Aufgabe derer, die die Hypothese "es existiert kein Plan" vertreten, denn nur dadurch wird ihre Hypothese wissenschaftlich.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Anton B.
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#97 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Anton B. » Di 8. Sep 2015, 11:24

Ihr (Savonlinna, Thomas) macht Euch das Leben unnötig schwer.

Die ET ist eine naturwissenschaftliche, gut bewährte, aber deshalb nicht "nachgewiesene" Theorie. Immer besteht die Möglichkeit, dass sie nach Popper falsifiziert oder nach Kuhn "einfach so" durch eine "fruchtbarere" Theorie abgelöst wird. Derzeit gilt sie durch "common sense" als die Theorie, durch die die Naturwissenschaft die Entwicklung des Lebens erklärt.

Wie Schönborn es so schön ausgedrückt hat, impliziert die ET das Nicht-Zutreffen eines teleologischen Prinzips in dessen engem Sinne. Sie impliziert es abgeleitet durch reine Logik aus sich selbst ("Zufall", "natürliche Selektion"). Die Abgrenzung auch außen ist verknüpft mit der Abgrenzung der ET: Genauso wie die ET eine naturwissenschaftliche Theorie ist, ist die Abweisung eines teleologischen Prinzips im engen Sinne abgeleitet aus der ET eine naturwissenschaftliche.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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Savonlinna
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#98 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Savonlinna » Di 8. Sep 2015, 11:37

Anton B. hat geschrieben:Ja. Die Naturwissenschaft weist als Naturwissenschaft begrenzt auf naturwissenschaftliche Erklärungen ein herrschendes teleologisches Prinzip aktiv ab.
So formuliert könnte es gehen.
In meinen Worten: Die Naturwissenschaft weist es ab, naturwissenschaftliche Aussagen über Teleologie zu machen.

Anton B. hat geschrieben:Genauso wie die ET eine naturwissenschaftliche Theorie ist, ist die Abweisung eines teleologischen Prinzips abgeleitet aus der ET eine naturwissenschaftliche.
So formuliert kann es nicht gehen.
In meinen Worten: Eine Naturwissenschaft hat keine methodische Möglichkeit, etwas über die Teleologie als nicht-wissenschaftliches Prinzip auszusagen.
Die Naturwissenschaft hätte auch keine methodische Möglichkeit, etwas über beispielsweise eine literaturwissenschaftliche Aussage bezüglich einer Deutungsmöglichkeit eines Romans auszusagen.

Hemul
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#99 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Hemul » Di 8. Sep 2015, 11:43

Anton B. hat geschrieben:
Die ET ist eine naturwissenschaftliche, gut bewährte, aber deshalb nicht "nachgewiesene" Theorie. Genauso wie die ET eine naturwissenschaftliche Theorie ist,
ist die Abweisung eines teleologischen Prinzips im engen Sinne abgeleitet aus der ET eine naturwissenschaftliche.

Bekommt Dein Arbeitgeber Fördermittel des Staates-weil Du voller Inbrunst erneut behauptest, dass die ET
eine "NATURWISSENSCHAFTLICHE-THEORIE" sei? ;) Ist sie gemäß Brockhaus aber nicht. Was macht aber eine wissenschaftliche Theorie wirklich aus? Gemäß der BROCKHAUS Enzyklopädie Online müssen sich Aussagen einer wissenschaftlichen Theorie, wie zum Beispiel der Gravitationstheorie von Albert Einstein,
1. auf Beobachtungen zurückführen lassen
2. durch kontrollierte Experimente reproduzieren lassen
3. bei der Voraussage neuer Phänomene bewähren

Wie schneidet die Evolution * bei diesen Kriterien ab? Man kann sie nicht beobachten. Man kann sie nicht reproduzieren. Und es lassen sich keine genauen Voraussagen treffen. Ist die Evolution eine wissenschaftliche Hypothese? Gemäß BROCKHAUS sind Hypothesen Annahmen, deren Wahrheit nicht feststeht. Außerdem heißt es: „Aus ihnen ableitbare Vorhersagen müssen durch Erfahrung überprüfbar sein.“
Nach den o. Kriterien fällt Deine ET mit Pauken und Trompeten durch das Raster der Logik.
Zuletzt geändert von Hemul am Di 8. Sep 2015, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Anton B.
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#100 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Anton B. » Di 8. Sep 2015, 11:52

Savonlinna hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Ja. Die Naturwissenschaft weist als Naturwissenschaft begrenzt auf naturwissenschaftliche Erklärungen ein herrschendes teleologisches Prinzip aktiv ab.
Habe ich wieder zurückgenommen, weil es nur eine Zuspitzung des vorher gesagten ist. Mit der erhöhten Gefahr, doch falsch verstanden zu werden.

Savonlinna hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Genauso wie die ET eine naturwissenschaftliche Theorie ist, ist die Abweisung eines teleologischen Prinzips abgeleitet aus der ET eine naturwissenschaftliche.
So formuliert kann es nicht gehen.
In meinen Worten: Eine Naturwissenschaft hat keine methodische Möglichkeit, etwas über die Teleologie als nicht-wissenschaftliches Prinzip auszusagen.
Natürlich geht es genauso und Deine Worte stehen für mich in keinem erkennbaren Widerspruch zu meinen Worten. Umformuliert sage ich ja, die Naturwissenschaft macht keine Aussagen zu einem teleologischen Prinzip als nicht-naturwissenschaftliche Aussage.

Welches Problem haben wir?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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